Vera Lengsfeld / 10.07.2009 / 22:35 / 0 / Seite ausdrucken

Doppeltagebuch 1989/2009-10. Juli

In der gar nicht mehr einigen und nicht mehr sehr mächtigen Sowjetunion brennt es an allen Ecken und Enden. Gerade haben Unruhen in der Moldawischen SSR begonnen, nun streiken die Kumpel der sowjetischen Kohlereviere. Es geht vor allem um höhere Löhne , aber auch um bessere Arbeitsbedingungen. Arbeitsschutz ist so gut wie unbekannt in sowjetischen Gruben. Über die Zahl der Arbeitsunfälle darf keine Statistik geführt werden. Die Lebenserwartung sowjetischer Bergleute wird nur von der chinesischer unterboten. In der Vergangenheit sind Arbeiterunruhen im ersten Arbeiter-,  und Bauernstaat stets blutig unterdrückt worden. Diesmal will Gorbatschow, dass auf Verhandlungen gesetzt wird.
In Bukarest geht die Tagung der Warschauer Paktstaaten zu Ende mit dem erklärten Willen, die Streitkräfte, Rüstungen und Militärausgeben zu reduzieren. Dem sozialistischen Block bleibt nichts anderes übrig: sie können im Rüstungswettlauf nicht mithalten. Wenn die Delegationen der anderen Länder sich in Bukarest umgeschaut hätten, statt sich nur in Regierungsgebäuden und ausgewählten Veranstaltungsstätten zu bewegen, hätten sie bemerken können, dass die Bevölkerung Hunger leidet. Mitten im Frieden und ohne dass es eine Missernte gegeben hätte.

Auch in Afrika hungern Menschen. Wie in Rumänien vor zwanzig Jahren hat dieser Hunger politische Ursachen. Nachdem der Westen jahrzehntelang einfach seinen Nahrungsüberschuss nach Afrika geliefert hat, ohne sich um die negativen Folgen einer solchen Politik zu kümmern, ist jetzt die Strategie geändert worden. Präsident Obahma sprach immerhin von einer „Mitschuld“ Afrikas an der Nahrungsmittelkrise. Man wolle künftig stärker Infrastrukturprojekte unterstützen, statt einfach nur Hilfsgüter zu verteilen. Das wird schwerer durchzusetzen sein, als man annehmen sollte. Inzwischen gibt es eine Entwicklungshilfeindustrie, die davon lebt, dass Afrika bedürftig ist und die überflüssig wird, wenn der Kontinent sich selbst versorgt. Die wirkungsvollste Hilfe für Afrika wäre , es von den Entwicklungshelfern zu erlösen.

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