Die Vergangenheit wird immer farbenfroher. Jetzt sind sogar die Dinosaurier als bunte Vögel entlarvt worden. Und dies, obgleich wir uns die gute alte Zeit lieber in dezenten Farben vorstellen.
Schon die alten Griechen haben uns in dieser Hinsicht enttäuscht. Ewig lang glaubten wir, dass griechische Statuen in edlem off white in der Gegend standen. Marmorn eben.
Aber nach und nach wurden die Forscher mit der Tatsache konfrontiert, dass die klassischen Gebilde ganz unklassisch bemalt waren. Sie leuchteten in froher Farbigkeit und haben erst im Laufe der Jahrhunderte ihre vornehme Blässe erworben. An der hängen wir Heutigen aber so sehr, dass es noch Jahrzehnte dauerte, bis die wissenschaftlich belegte Farbigkeit auch von Laien und einfacheren Liebhabern der schönen Klassik akzeptiert wurde. Dies aber nur in der Vergangenheit. Die Gegenwart bleibt marmorn, und wehe, einer versuchte heutzutage, dem bleich gewordenen Apoll oder der aufgehellten Athene bunte Farbtupfer zu verpassen. Er würde wegen Klassikschändung dazu verdonnert, hundert mal auf altgriechisch an die Tafel zu schreiben: Ich darf den Apoll nicht bunt anmalen.
Ein ähnliches Schicksal könnte auch den Sauriern drohen. Amerikanische, englische und chinesische Paläontologen haben chemische Hinweise auf ein viel farbigeres Sauriertum entdeckt, als wir es uns bisher vorgestellt haben. Und das an Hand urzeitlicher Echsenfedern! Das könnte das Bild vom alten Saurier bis ins Papageienhafte verändern.
Aber wollen wir das? Knallbunte Killersaurier? Gestreifte Brontos? Gepunktete Ichtyos? Was bleibt dann von der seriösen tarnfarbenen, graugrünen Großechse, die uns im Jurassic Park so viele spannende Stunden beschert hat? Muss die Filmserie neu gedreht werden? Bunter, knalliger, schreiender? Wenn ja: Werden die bisher so unheimlichen Raptoren das verkraften, ohne ihre Unheimlichkeit zu verlieren?
Warten wir ab. Vielleicht kommt es ja nicht so bunt, wie man es sich jetzt nach der Entdeckung der ersten Farbtupfer ausmalt. Vielleicht war der untersuchte Saurier eine Art schwarzes Schaf, der einzige bunte unter lauter graugrünen. Man klammert sich an jede Hoffnung.
Schauen wir uns aber die heutigen, näheren und entfernteren Nachfahren der Saurier an, dann sehen wir das graue, ja gräuliche Krokodil, die knallgrüne Echse, das schillernde Chamäleon , und vor allem natürlich die Vögel, vom farblich dezenten Sperling bis hin zum bereits erwähnten Papagei. Alles scheint möglich. Damals wie heute?