Manfred Haferburg / 05.07.2016 / 16:00 / 6 / Seite ausdrucken

Die Außerirdischen (1): Alfa Centauri an Jean-Claude Juncker

Nach dem Brexit muss sich die Europäische Union heftige ungerechtfertigte Kritik gefallen lassen. Die Betonung liegt auf „ungerechtfertigt“. In Zukunft entscheiden nämlich die Kritisierten, was gerechtfertigte und ungerechtfertigte Kritik ist. CDU-Politiker Armin Laschet hat den Grund für den Brexit in einem Anfall von Genialität herausgefunden. „Schuld am Brexit ist nicht die EU, sondern das jahrelange Genörgel des britischen Premiers David Cameron über selbige“. Der Cameron ist ein ungerechtfertigter Brexit-Nörgel-Populist, und damit Schuld am Brexit, basta. Laschet: „Wehret den Anfängen. Die Parteien müssen aufhören damit, alles, was schiefläuft, auf Europa zu schieben“. 

Jean-Claude Juncker ist da schon einen Schritt weiter, denn er hat die Außerirdischen als Überwacher der EU entdeckt. Eine Brüsseler Task-Force soll nun herausfinden, ob es sich dabei um Men in Black handelt, die in Wikipedia so beschrieben werden: "Außerirdische aus allen Teilen der Galaxis können auf der Erde Asyl beantragen und Zuflucht finden. Die Men in Black erteilen Aufenthaltserlaubnisse und kümmern sich vor allem darum, dass sich die Außerirdischen auf der Erde nicht allzu sehr danebenbenehmen". Möglicherweise war Junkers aber auch mit dem Raumschiff-Enterprise unterwegs: "Unter dem Kommando von Captain Kirk erkundet das Raumschiff Enterprise unbekannte Bereiche des Universums. Dabei wird seine internationale Besatzung mit unbekannten Phänomenen, Lebensformen und Feinden konfrontiert." Als sicher gilt hingegen, das Junkers demnächst per Anhalter durch die Galaxis unterwegs sein wird. Nach dem gleinamigen Klassiker würde er dort in letzter Sekunde vom Raumschiff Herz aus Gold gerettet.

Und weil auch Junkers ein großes Herz hat, darf Armin Laschet ebenfalls an Bord. Das ist dann so eine Arche Noah, mit ziemlich viel weißen Mäusen. „Ob Schutz der Außengrenze, Terrorbekämpfung, Energiesicherheit, Digitalisierung – in all diesen Fragen brauchen wir mehr Europa." Sagt Laschet, der Stellvertretende CDU-Vorsitzende und damit der parteiinterne Stellvertreter von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Wie jetzt? Hat nicht die CDU-Vorsitzende Angela Merkel die deutsche Energiewende beschlossen, ohne die europäischen Nachbarn zu fragen, ob die ihr Netz für die überquellende Windenergie bereitstellen wollen? Hat nicht die CDU-Vorsitzende Angela Merkel ohne vorher zu fragen die Grenzen unter Aussetzung des EU Abkommens von Dublin geöffnet und als der Zustrom zu viel wurde, die anderen Europäer aufgefordert, ihr die Flüchtlinge abzunehmen? Hat Herr Laschet die Alleingänge seiner Chefin gar nicht mitbekommen? War das nun mehr Europa oder mehr Merkel ohne Obergrenze? Keine Zeitung gelesen? Beim CDU-Parteitag gefehlt? Nicht im Bundestag anwesend gewesen? Oder auf Urlaub in Alfa Centauri?

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Leserpost

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Uwe Wagner / 07.07.2016

@B.Klebelsberg Mir scheint es schon ein Konstruktionsfehler der EU zu sein, wenn ein Mitgliedsland überhaupt eine solche Maschinerie anwerfen kann, die zu solch absurden Verordnungen führt. Auch ist zu bezweifeln, das es wirklich ein “..vielen Teilen gut funktionierende Miteinander unterschiedlicher Staaten..”  gibt. Ich sehe in der EU eher kleinliches Gezerre und rücksichtloses Durchsetzen eigener Interessen (zumeist zum Nachteil DE).

Markus Freuler / 07.07.2016

Liebe Frau Klebelsberg, offensichtlich haben Sie den Sinn der EU im täglichen Politgebrauch nicht ganz begriffen. Was Sie als “Webfehler” der EU bezeichnen, ist in Wirklichkeit der Sinn dieser Konstruktion. Er erlaubt es Politikern über die Bande zu spielen und sich so jeglicher Verantwortung zu entziehen. Ihr Beispiel war die Gurkenkrümmung, die ein dänischer Politiker genau gar nie vor dem eigenen Volk vertreten hätte. Mir fällt spontan das total supi Glühbirnenverbot ein, an dessen Ursprung-wir wollen doch keine Namen nennen- ein ziemlich fetter Pop-Beauftragter stand. Dieses nicht mehr Zulassen der organisierten Verantwortungslosigkeit ist ein ureigener Befreiungsakt der selbstverständlich der EU und ihren Spielregeln gilt. Auch wenn damit vor allem der eigenen Nomenklatura der Riegel geschoben wird.

Hjalmar Kreutzer / 06.07.2016

Frau Merkel, Herr Laschet, Herr Schulz, Herr Junker (nicht Junkers, sonst nehmen die noch den Falschen mit!), wenn die Vogonen-Flotte kommt, alle schön die Daumen hoch, das Handtuch nicht vergessen, und Tschüß!

Dorothea Friedrich / 06.07.2016

Während Juncker im Weltraum weilt, befindet sich Laschet wenigstens noch in Europa, wobei er offensichtlich nicht mitbekommen hat, dass seine Chefin nur in der EU zirkuliert. Wo er die Schweiz, Norwegen, Island, Russland… verortet, würde mich interessieren.

Philipp Tremblau / 05.07.2016

Wären Herr Juncker und Herr Laschet keine Politiker, würden sie gewiß auf Zurechnungsfähigkeit überprüft werden. Hier könnte die EU einmal aktiv werden, die Gleichbehandlung von Politikern mit dem gemeinen Volk.

B.Klebelsberg / 05.07.2016

“Der Cameron ist ein ungerechtfertigter Brexit-Nörgel-Populist, und damit Schuld am Brexit” Da ist leider meistens was dran: es ist halt für die Lokalmatadore und Nörgelpopulisten der Mitgliedstaaten ein übliches und sehr einfaches Ritual selbstgebauten Mist von ihnen ab- und auf die EU zu lenken. Die allermeisten unsinnigen und als übergriffig empfundenen Rechtsvorschriften der EU haben ihren Ursprung in haarsträubenden Gesetzesvorschlägen der Mitgliedsländer, auch die berühmte Gurkenkrümmung war ein durch Dänemark durchgesetztes Verfahren. Erst leiert die Lokalpolitik die EU Maschine an, weist die Schuld der EU zu wenn die eigene Bevölkerung rebelliert. Dieser und einige andere Webfehler der EU wird durch die lokale Politik genutzt um das eigentlich in vielen Teilen gut funktionierende Miteinander unterschiedlicher Staaten und Mentalitäten in Misskredit zu bringen.

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