Dirk Maxeiner / 04.06.2016 / 19:07 / 4 / Seite ausdrucken

Jean Claude Junker: Sind wir nicht alle ein bisschen bluna?

Ende Mai vergangenen Jahres versammelten sich die EU-Spitzen in Riga. Es war eines jener Treffen, bei dem man schon fünf Minuten nach Ende nicht so recht sagen konnte, was dabei herauskam, ein Jahr danach ist es vollkommen vergessen. Wenn da nicht zwei Dinge wären. Jean-Claude Juncker begrüßte Victor Orban mit den Worten „der Diktator kommt“, was aber eher freundlich ironisch gemeint war. Das zweite ist ein Video, das die Umstände der Begrüßung zeigt. Der Präsident der EU-Kommission ist – vorsichtig ausgedrückt – leicht angeschickert.

Aber dass soll in besten Kreisen vorkommen. So gibt es aus dem Jahr 2009 ein Slapstick-Video, in dem Nicolas Sarkozy, sichtlich angeheitert in Moskau der Presse gegenübertritt (Nachwirkungen eines Abends mit Wladimir Putin). Aber Politiker haben ein Recht darauf betrunken zu sein, Hauptsache sie machen gute Politik. Churchill soff gerne mal einen, Hitler war Abstinenzler - Endergebnis bekannt.

Das Video des angeheiterten Jean-Claude Junker ist seit dem Mai 2015 auf Youtube zu sehen, es wurde aber von keinem nennenswerten deutschen Medium verlinkt (ich habe zumindest nichts gefunden). Bei Sarkozy war man nicht so feinfühlig, das kam zumindest in Frankreich zur besten Sendezeit. Hat ihm auch nix geschadet, die Franzosen haben sich schief gelacht.

Ich weiß auch nicht, wie man in Deutschland mit einem solchen Video umgehen würde, wenn ein Politiker einer dem Medien-Betrieb nicht genehmen Partei so eine Nummer öffentlich aufs Parket legen würde. Aber es lässt sich sowieso nichts mehr verheimlichen: Seit gestern geht das in Schweden hochgeladene Filmchen viral durch die Decke – wurde schon 1,6 Millionen mal angeschaut.

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Leserpost

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Stefan Effenmann / 05.06.2016

Den Menschen ist Juncker völlig egal. Sie wissen um die Peifen, von denen sie regiert werden und stellen keine Erwartungen. Was anderes wäre es, wenn es sich um den Piloten handeln würde, der sie in den nächsten Urlaub oder zum Geschäftstermin fliegen soll. Wäre es der Chirurg, von dem man sich den Magen oder was auch immer operieren lassen müsste. Das wäre gar nicht lustig. Vermutlich würden sogar manche Konzerne ihre Reinigungskraft entlassen, wenn ein solches Video über diese kursieren würde, den Sicherheitsdienst allemal. Politiker sind einfach zu sehr unten durch. Niemand erwartet ernsthaft eine herausragende Leistung von ihnen. Die Mehrheit ist froh und dankbar, wenn sie das tun, was sie am besten können: zu essen und zu trinken (bestellen). Warum drängen wohl so viele in den angeblich total stressigen Job und wollen auch nach Jahren nicht in den Ruhestand? Richtig man muss die ganzen Gelage selber zahlen. Kein Chauffeur, wenn man mal wieder nicht geradeaus gucken kann, keine Flugbereitschaft, kein Helikopter. Wer ist eigentlich dieser Juncker? Merkt es jemand, wenn er die nächsten 3 Wochen nicht zur “Arbeit” kommt?

Wolfgang Richter / 05.06.2016

Das Teil lief damals auch kurz im Öffentlich-Rechtlichen im Rahmen der allgemeinen Berichterstattung. Und schon damals habe ich mich gewundert, daß niemand aus der Medien- und Poltikwelt Anstoß am Verhalten Junckers nahm, für mich ein Zeichen dafür, wo die Politik aktuell steht, irgendwo zwischen verrückt, selbstverliegt, realitätsfern und halt volltrunken,also kaum noch ernst zu nehmen, samt der Mainstream-Hofberichterstattung,  die die Auswüchse des daraus resultierenden Treibens als fortschrittliche, Zeitgeist konforme moderne Politik verkauft, die Europa und die Welt -kleiner geht s heute nicht mehr, sicher nach vorne bringt.

Wolfgang Thiele / 05.06.2016

Unbekannt scheint Junckers joviale Art nicht zu sein: Der EU-Parlamentsabgeordnete Nigel Farage merkte mal in einer Rede an, Juncker trinke “Cognac zum Frühstück”. Das war schon vor dem EU-Gipfel in Riga im Mai 2015, von dem das Video stammt. Es gibt auch andere ungewöhnliche Fotos, z. b. ein “High Five” von Juncker mit David Cameron.

Ralf Schmode / 04.06.2016

Der Leser wird es schon erraten haben: Ob jemand wegen seiner Süchte vor das Publikum gezerrt wird (Neben Sarkozy fällt mir da auch der FDP-Politiker Kleinert ein, dem mit einem ähnlichen Video übel mitgespielt wurde) oder alles getan wird, um das Offensichtliche zu verharmlosen, zu verniedlichen und kleinzureden, wenn man es nicht, wie bei Herrn Juncker offenbar längere Zeit erfolgreich versucht, gleich unter den Tisch fallen lässt, hängt von der politischen Orientierung des Betroffenen ab. Dies haben wir nicht zuletzt bei Herrn Beck erlebt, der mit einer persönlichkeitsverändernden, stark bewusstseinstrübenden und mit allerhöchstem Suchtpotential versehenen Droge erwischt wurde und jetzt schon wieder mit aller Macht in den Kreis der ernstzunehmenden, da moralisch überlegenen Angehörigen der politischen Nomenklatura hineingeschrieben wird. Der Fall Käßmann lässt grüßen. Dass man als Grün-Linker allen nur denkbaren Schutz des medialen Mainstreams, auch vor sich selbst, genießt, zeigt ein Vorfall von vor ein paar Tagen. Da verstieg sich besagter Herr Beck, möglicherweise unter Einfluss von irgendetwas, zu der Äußerung, Flüchtlinge könne man in der Pflege einsetzen, dazu brauche man keine hohe Bildung. Dieses Zitat wurde in der Vorankündigung zu einer Talkshow angeführt und innerhalb kurzer Zeit um den zweiten Halbsatz “bereinigt”, nachdem die Politkommissare der ARD bemerkt hatten, was für eine Ungeheuerlichkeit sich Herr Beck da geleistet hatte. Wäre das Zitat von einem AfD-Politiker gekommen, hätte es am Folgetag auf den Titelseiten aller “Qualitätszeitungen” gestanden. So blieb von der Beleidigung aller in Pflegeberufen Tätiger nur Schweigen im Blätterwalde.

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