Selten langweilte mich eine Person mehr als Eva Herman, weshalb ich mich nun über einen tatsächlich interessanten Einblick freue, den ihr Prozess uns ermöglicht. SPON berichtet:
Herman vertritt die Meinung, fest angestellt gewesen zu sein, weshalb diese Vertragsauflösung nicht rechtens gewesen sei.
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Dies sah das Gericht in der Beweisaufnahme jedoch nicht bestätigt - bei der auch so prominente TV-Gesichter wie die “Tagesschau”-Sprecher Jan Hofer, Jens Riewa und der ehemalige “Tagesschau”-Chefsprecher Jo Brauner als Zeugen aussagten.
Die Sprecher hätten ihre Dienste “in einer Art Selbstorganisation” abgesprochen, sagte der Vorsitzende Richter Rainer Schaude. “Das ist für ein Arbeitsverhältnis absolut untypisch.”
Selbstverständlich wird die Präsentation der mit weitem Abstand quoten- und prestigeträchtigsten Nachrichtensendung “in einer Art Selbstorganisation” durch die Sprecher geregelt. Grade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kann man praktisch ausschließen, dass es sehr präzise ungeschriebene Gesetze geben könnte, die nach Senderherkunft, Parteibuch, Geschlecht, Kirchenzugehörigkeit, Ethnie und internen Loyalitäten regeln würden, wer wann wo wie tätig werden darf.
Dass diejenigen, die von diesem Betrieb nach wie vor vorzüglich entlohnt werden und im Falle eines anderen Urteils schlagartig sozialabgabenpflichtig würden, hier vor Gericht unbedingt der Wahrheitsfindung dienen wollen, steht vollkommen außer Zweifel.
Es mag sogar sein, dass die völlig unüberschaubare Gesetzes- Bestimmungslage Frau Hermans Tätigkeit tatsächlich als freiberuflich definiert. Im eigenen Interesse hoffe ich das natürlich. Allerdings weiß ich um die Privilegien dieses Status und glaubte noch niemals an irgendeinen persönlichen oder übergeordneten Sinn eines Kündigungsschutzes - weshalb ich auch niemals auf die Idee käme, auf Festanstellung zu klagen. (Faktisch würde ich mir vermutlich die Nachzahlungen an die Rentenkasse gar nicht leisten können.) Vielmehr wundert mich, dass die breite Masse der Festangestellten ohne zu murren als “Krankenversicherung”, “Rentenversicherung” und ähnlich verbrämte faktische Steuern bezahlt, ohne angesichts der offensichtlichen Unfairness auf die Barrikaden zu gehen. (Immerhin ist mir ein Fall einer bis ins Mark sozialdemokratischen Lehrerin bekannt, der nun endlich der Kragen platzte, da der Staat ihr heimisches Arbeitszimmer nicht mehr als steuermindernd anerkennen wollte - freilich, ohne ihr im Gegenzug in der Schule einen Schreibtisch oder auch nur Spind zur Verfügung zu stellen.)
Die Causa Herman zeigt uns zweierlei: Die Abstrusität des Arbeitsrechts. Und dass Anarchie funktioniert: Bei der ARD-aktuell-Redaktion und vielleicht auch schon bald weltweit.