Rainer Bonhorst / 22.01.2012 / 16:00 / 0 / Seite ausdrucken

Zurück zur Monarchie

Die Probleme mit unseren Bundespräsidenten werfen merkwürdigerweise nicht die Frage auf, ob wir mit einem Monarchen besser bedient wären. Darum sei sie hier mal aufgeworfen.

Ein Blick auf unsere monarchisch ausgestatteten Nachbarn zeigt, dass in Königskreisen jedenfalls das Stehvermögen besser ist als bei unseren Präsidenten. Zwar hat sich keiner unserer Präsidenten so schnell ins Bürgerleben zurück geflüchtet wie Horst Köhler. Aber nun wackelt schon wieder einer. Andere, wie Gustav Heinemann, Walter Scheel, Carl Carstens und Roman Herzog haben schon nach der ersten Halbzeit das Handtuch geworfen. Man kann also von einer gewissen Hektik in der republikanischen Thronfolge Deutschlands sprechen. In 63 bundesrepublikanischen Jahren haben wir es auf nicht weniger als zehn Präsidenten gebracht. Und wer weiß, ob nicht bald ein elfter droht.

Die Briten hatten in dieser Zeit nur zwei Monarchen, George VI und Elizabeth II, wobei Elizabeth ihre Tätigkeit nun schon seit 60 Jahren ausübt. Zwei waren es auch bei den Holländern, Juliana und Beatrix. Die Schweden bringen es knapp auf drei, nämlich Gustav V, Gustav VI Adolf und Carl XVI Gustaf. In Dänemark waren es Frederik IX und Margrete II. Nehmen wir zum Schluss noch Norwegen. Da haben wir drei: Hakon VII, Olav V und Harald V.

Ein klarer Fall also: Mit Königen und Königinnen fährt man ruhiger.

Weniger klar ist die Sache, wenn man die Anfälligkeit für Skandale betrachtet. Da bietet das englische Königshaus allerlei Buntes. Aber auch hier gilt: Was immer passiert, es kann ein Königshaus nicht erschüttern. Auch in Schweden, wo der König auch aushäusig eine Schwäche schönen Frauen haben soll, wackelt die Monarchie nicht.

Vor allem aber leiden Europas amtierende Monarchen nicht unter der Geldnot, die einen deutschen Spitzenpolitiker zu Verzweiflungstaten treiben kann. Weder Elizabeth, noch Beatrix, noch Carl Gustaf, noch Margrete, noch Harald sind je in die unschöne Lage gekommen, sich günstig in Latifundien befreundeter Geschäftsleute einquartieren zu müssen. Sie verfügen selbst über ausreichend attraktive Schlösser und Ländereien. Und da es sich bei den Schlössern meist um Altbauten handelt, haben die erwähnten Königinnen und Könige auch nicht um Bau-Kredite zu Vorzugszinsen bitten müssen. Vielleicht fehlt hier und da eine Doppelgarage, aber bisher ist diesbezüglich nichts Unsauberes ruchbar geworden. Auch hat bisher wohl noch keine Königin und kein König heftige Worte auf den Anrufbeantworter eines Chefredakteurs gesprochen. Wäre es so gewesen, so wüssten wir dies, denn das wäre ja noch interessanter, als wenn sich ein bloßer Präsident dazu hinreißen ließe. In Monarchien werden solche Anrufe vom Butler erledigt.

Wie wäre es also in Deutschland? Da hätten wir natürlich die Hohenzollern beziehungsweise den Hohenzollern. Der Chef des Hauses heißt Georg Friedrich Prinz von Preußen, ist der Ururenkel des letzten Kaisers und ist ziemlich jung, Mitte dreißig, könnte also noch sehr lange dienen. Er wäre dran, weil sein Vater, Louis Ferdinand bei einem Unfall früh verstorben ist. Prinz Georg Friedrich hat auch eine Prinzessin: Sophie, Prinzessin von Isenburg, inzwischen natürlich von Preußen, könnte es an medialer Attraktivität mit jeder Präsidentenfrau aufnehmen. Sophie, eine gelernte Betriebswirtin, ist im Projektmanagement tätig, Georg Friedrich, auch ein Betriebswirt, im Innovationsbereich. Das sind interessante Tätigkeiten, aber sie sind nicht unbedingt aufregender als das, was ein Bundespräsident so tut. Da müsste sich also etwas machen lassen.

Sollten der Prinz und die Prinzessin tatsächlich gebeten werden, sich im Sinne einer größeren Ruhe und Kontinuität an die Spitze des Staates zu stellen, müsste allerdings zunächst die Frage geklärt werden, ob sie dies als Kaiser und Kaiserin oder als König und Königin tun sollten. Beides ist nicht ganz unproblematisch.

Das Kaiserproblem besteht darin, dass Wilhelm II, der letzte deutsche Kaiser nicht gerade rühmlich in die Geschichte eingegangen ist. Wobei nicht jede Unrühmlichkeit, die ihm nachgesagt wird, alle Kriterien der Objektivität erfüllt. Leider gibt es auch ein Königsproblem, da sich das Königtum der Hohenzollern auf Preußen bezieht und die Bundesrepublik – so lange sie noch so heißt – über einige Landesteile verfügt, in denen man kein Preuße sein will, und schon gar kein Saupreiß. Außerdem stellt sich die Frage, wie das Gebilde heißen sollte, wenn Republik nicht mehr passt. Deutsches Reich? Klingt irgendwie ungut. Ich könnte mir am ehesten Königreich Deutschland vorstellen.  Das klingt doch ganz niedlich, entspricht also unserer Seelenlage.

Wie auch immer: Es ist nicht ganz unkompliziert, unser wackeliges Präsidentenwesen mit einer seriösen und für alle akzeptablen Monarchie zu ersetzen. Ganz abgesehen davon, dass noch nicht geklärt ist, ob die dafür in Frage kommenden Kandidaten diese Aufgabe auch übernehmen wollen.

Sollten die Personen der ersten Reihe zögern, könnte man auf die zweite Reihe zurückgreifen, zum Beispiel auf Karl Friedrich, Fürst von Hohenzollern. Der ist zwar auch Betriebswirt, was offenbar ein weit verbreitetes Hobby im Hause Hohenzollern ist, aber der Fürst kann mehr: Er ist ein ausgewiesener Jazz-Musiker, dessen Band „Charly and the Jivemates“ mehrere erfolgreiche CDs produziert hat. Auch dies wäre ein Fortschritt gegenüber Walter Scheels Präsidialgesang „Hoch auf dem gelben Wagen“.

       

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