Rainer Bonhorst / 07.02.2014 / 22:50 / 3 / Seite ausdrucken

Wowereit auf Kafkas Spuren

Ich glaube, dem Rätsel der unendlichen und unendlich teuren Berliner Flughafengeschichte auf der Spur zu sein. Es ist vorerst nur ein Verdacht, aber, wie mir scheint, ein sehr dringender.

Die Witterung habe ich in Gersthofen bei Augsburg aufgenommen. Dort wird ein größeres Hotelprojekt auf einem heruntergekommenen Bahnhofsareal auf die lange Bank geschoben. Die Sache hat nicht die Berliner Flughafendimension, aber die Verzögerung hat eine aufschlussreiche Ursache.

Wie die Augsburger Allgemeine berichtet, begann das Problem mit einem historisch wertvollen Baumbestand, der im Weg steht. Das wäre vielleicht noch zu verkraften gewesen. Doch haben sich auf dem Gelände auch mehrere geschützte Buntspechte niedergelassen. Und die Spechte sind nicht allein. In ihrer Nähe wohnen drei seltene Fledermausarten der Glattnasengattung. Im Grunde würden die Glattnasen schon ausreichen, um so ein Projekt zu kippen. Erschwerend kommt aber hinzu, dass auf dem Gelände auch noch eine europaweit geschützte Zauneidechse gesichtet wurde. Und als wäre das nicht abschreckend genug, fand man sogar noch eine Heuschrecke, und zwar keine x-beliebige, sondern eine blauflügelige Ödlandschrecke. Das war’s dann.

Gegen einen solchen Aufmarsch ist selbst der unsichtbare Juchtenkäfer, der sich eine Zeitlang bei Stuttgart 21 erfolgreich quergelegt hat, eine spärliche Einmann-Show. So ein Juchtenkäfer mag einen Bahnhof aufhalten, an einem Berliner Großflughafen würde er sich die Zähne ausbeißen.

Was aber, wenn sich in auch Berlin wie in Gersthofen historischer Baumbestand, geschützte Buntspechte, Glattnasenfledermäuse, Zauneidechsen und Ödlandschrecken zusammengerottet haben, um ihre ganze Blockadekraft zu entfalten? Noch ist diese Variante nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Aber mir scheint eine solche Invasion von Fauna und Flora einleuchtender als die Vorstellung, dass das Berliner Flughafenchaos Menschenwerk sein könnte.

Natürlich muss man in diesem Zusammenhang auch die Rolle des Regierenden Bürgermeisters neu betrachten. Könnten wir es mit einem Fall kafkaesker Verwandlung zu tun haben? Ist Wowereit dabei, sich nach und nach in einen blauflügeligen Glattnasen-Nachtfalter zu verwandeln? Das wäre der letzte Beweis. Endlich wüsste man, womit man es in Berlin wirklich zu tun hat.   

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Leserpost

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Frank Holbers / 10.02.2014

Und wir machen uns lustig über die Isländer, die jedes größere Bauprojekt von einem/einer Elfenbeauftragten prüfen lassen, damit nicht die Wohnstätten der Elfen und Trolle gestört werden.

Dirk Ahlbrecht / 09.02.2014

Ihre schöne Artensammlung, Herr Bonhorst, sollte unbedingt um die berühmt berüchtigte Haselmaus erweitert werden, die zwar noch keinen Flughafen oder Bahnhof zu Fall gebracht hat, aber im Zuge der Erweiterung des alten und brach liegenden Steinbruchs meines Heimatortes von dessen Gegnern ins Feld geführt wurde. Lustigerweise war besagte Haselmaus zunächst dem jahrelangen Terror der örtlichen Jägerschaft ausgesetzt, die sich an Samstagen in selbigem zur Tontauben-Ballerei trafen. Die Jäger zogen irgendwann ab und plötzlich, als die Erweiterung des Bruchs anstand, da wollte man sich endlich für die Haselmaus ins Zeug legen! Hat auch geklappt, die Abbaulizenz wurde zunächst erst einmal entzogen.

Florian Hillen / 08.02.2014

Bei uns wollten städtische Kräfte einen Wander- und Wirtschaftsweg erneuern. Im Wege Stand ein alter Apfelbaum. Da der städtische Vogelbegutachter Urlaub hatte zog man mit samt Maschinenpark von Dannen und kam vier Wochen später wieder. Wirklich grotesk wird es aber wenn man bedenkt, daß städtische Betriebe eine Ausschreibung für drei M6er Mütterchen veranstalten müssen. Gut gemeint ist halt das Gegenteil von gut gemacht. Ich verachte Leute, die es gut mit mir meinen.

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