Die Wirtschaft will den Verlust der Kernenergie mit dem Einzug von ausländischen Fachkräften kompensieren, deren Ausbildung sie sich ersparen kann. Wir sind natürlich dafür und danken der Wirtschaft, dass sie ihre Interessen mit den gesellschaftlichen Bedürfnissen nach multikultureller Modernisierung in Einklang bringt, aber es gibt doch einige Fragen an die Ethikkommission.
Die erste Frage lautet: Sind wir schon so weit, dass wir dieses Land den Ausländern zumuten können? Man könnte dies im Hinblick auf die Wirschwäche bejahen. Entscheidender ist aber: Ausländer zu Arbeitseinsätzen zu holen, erinnert das nicht fatal bis verheerend an Zwangsarbeit? Ist die Entschädigung hoch genug und beteiligt sich der Staat daran? Denn die Fachkräfte sollen ja nicht nur ihren Job erledigen, sondern auch unseren Sozialstaat finanzieren. Ist das vertretbar? Was können die dafür, dass wir zu blöd sind?
Daran muss es nämlich liegen. Arbeitsplätze gibt es genug, Arbeitslose auch, aber die Arbeitslosen finden nicht die passenden Arbeitsplätze. Da nur eine verschwindend geringe Minderheit nicht arbeiten will, muss man schlussfolgern, dass die meisten nicht können. Künftig sollen noch mehr durch längeres gemeinsames Lernen an ihrer Ausbildungsfähigkeit gehindert werden. Das ist ja alles schön sozial, aber ist das verlockend genug? Wenn es die Industrie nicht schafft auszubilden, dann werden auch die Kinder der Fachkräfte keine Ausbildung finden und zusehen müssen, wie neue Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Der Frust wäre nur verständlich, und es ist zu hoffen, dass sie ihre perspektivlose Wut nicht gegen die Neuzuzügler richten, sondern lieber gegen die U-Bahn-Architektur oder gegen Stromleitungen.