Juan Moreno schreibt über den Fall Relotius: “Ich kannte ihn nur aus seinen Texten.” und “Können wir daraus etwas lernen? Ja, Journalisten sind Menschen. Menschen lügen.” Das dürfte auch für die “Opferung” eines Täters gelten, damit die Branche ungestört weitermachen kann, wie bisher. Warum sollte Herr Moreno die große Ausnahme sein?
Das ist wohl so ähnlich wie in einer Diktatur. Jeder weiß, dass ein Gutteil der Aussagen verdreht, falsch interpretiert bis gelogen ist, weil - es muss ja alles den Aussagen der Führung und der herrschenden Ideologie entsprechen. Und alle spielen das Spiel mit, selbst wenn man in der DDR heimlich vor sich hin prustete, wenn beispielsweise in einer Stadt wieder mal nur die Fassaden der Hauptstraße hergerichtet worden sind, um gute Bilder für einen der albernen staatlichen Umzüge der SED abzugeben. Oder andere ballen die Faust in der Tasche - aber letztlich akzeptieren alle die Machtverhältnisse als gegeben und unveränderlich und wer erfolgreich sein will, passt sich an. Und die Angst vor dem System soll die einzelnen Mitglieder klein halten. Es gibt immer Systemlinge, die mit an der Spitze schwimmen und Randständige, die sich eigentlich generell unwohl fühlen. Ich gehe auch davon aus, dass die “Qualitäten” des Relotius bei seinen Kollegen wohl bekannt war, dass sich aber niemand mit dem System anlegen wollte, immerhin diente es ja der “richtigen Gesinnung”. Wer will denn da schon den bösen Verräter spielen, wenn es um so eine edle Sache geht wie die Rettung der Indianer…äh…Refugees? Und auch letztlich um die Existenz des Wahrheitsverkündermagazins “Spiegel”? Ich habe doch ziemlichen Respekt davor, dass Moreno den Mut und die Kraft aufgebracht hat, jenes Lügensystem zu stürzen.
Sagen, was ist! Die NZZ ist überhaupt völlig überbewertet und in SPON hab ich bisher noch kein Wort über Amberg entdeckt.
Wenn der Spiegel nun plötzlich ehrlich werden wollte, wäre das ganz leicht: 1. müßte er die Regierung stürzen (u.a. wg. fortgesetzten Bruchs des GG). 2. müßte er sich auflösen und neugründen, sich dabei von Augstein jun. und allen, die so denken wie dieser, trennen und sich dann einen ehrlicheren Firmennamen suchen, z,B. “Die Wahrheit” oder “Prawda” oder - mein Favorit - “Das Sturmgeschütz”. 3. müßte er seinen Lesern den Wahnsinn der “Energiewende”, den Wahnsinn der Eurorettung, den Wahnsinn des Euros, den Wahnsinn der EU, den Wahnsinn der Nicht-Grenzen, den Wahnsinn der Merkelschen “Asylpraxis” und den Wahnsinn des Migrationspaktes verklickern. 4. wäre dann eine Bühne zu bieten, auf welcher Experten (!!) Lösungen diskutieren. Dabei dürfen die nützlichen Gedanken im AfD-Programm durchaus verwendet werden. 5. sollte der Spiegel für Neuwahlen optieren und den Ruf nach Volksabstimmungen unterstützen. - - - So, dann wären wir schon ein gutes Stück weiter mit dem Neuanfang. Ach ja, vielleicht noch eine Verfassung….
Ihre Mutmaßungen unterscheiden sich nicht sonderlich von denen Ihrer amerikanischen Kollegen bzgl. Trumps Geisteszustand. So lange Sie nicht mit Herrn Moreno selber sprechen ist das alles Kaffeesatzleserei.
Der Herr Relotius hat genau das geschrieben, was man hören bzw. lesen wollte. Das machen andere Spiegel-Autoren auch. (Man nehme nur z.B. die Syrien-Berichterstattung). Es geht dabei um die Vermittlung von “Haltung”. Die Darstellung des Tatsächlichen ist zweitrangig. Es bleibt dem Leser überlassen, das angemessen zu filtern. Relotius ist mir nicht in Erinnerung geblieben, obwohl sein Name auffällig ist (klingt wie ein Pseudonym). Was ich von ihm nachträglich lesen konnte, hätte ich auch “weggefiltert” und unter Belletristik eingeordnet. Bei mir hat der Herr Relotius daher keinen Schaden angerichtet. Der Ruf des Spiegel leidet für mich deshalb auch nicht unter der Affäre. Die im Beitrag beschriebene “Gefühligkeit” des Herrn Moreno ist zutreffend eingeordnet. Sie ist Ausdruck des Phantomschmerzes, den der SPIEGEL/SPON nun allgemein befallen hat. Das Blatt müsste bei sich selbst ganz anders aufräumen, wenn es nachhaltig etwas ändern wollte. Die Abwicklung des “Falles Relotius” ist bei SPON keinen Deut glaubwürdiger als der geschasste Journalist selbst.
Ich habe das starke Gefühl, Juan Moreno, der brutalst mögliche Aufklärer, möchte uns einen Bären aufbinden. Wer anderes als ein Reporter, hätte am geschicktesten und schnellsten Artikel nachrecherchieren können? Ich behaupte, er kannte sowohl Relotius’s Lügenmärchen, als auch dessen ideologische Schutzmacht. Im Nachhinein spürt man noch ein bißchen Morenos Häme, ob des aufgeflogenen Schwindels durch wahrheitsliebende Amerikaner und wegen der überbordenden Preisverteilungen an einen Schreiberling, der außer Wunschvorstellungen aus der linken Welt, nichts zu Papier brachte. Übrigens ist Juan Moreno der klassische linke Medienvertreter und beehrte von ARD über Süddeutscher bis hin zum Spiegel alle linksbetonten deutschen Medien- und Presseorgane. Er ist ein alter Fuchs, der sich im Falle Relotius ganz von seinen zarten Gefühlen leiten läßt!
Ich dachte bei dem Spiegelcover vom 22.12.2018 spontan an das Satiremagazin “Eulenspiegel”. Das lag aber an anderer Stelle mit dem Extrem-Organspendethema und der Frage: Was wird aus Merkel? Da hatte ich dann auch zugegriffen und erfahren, dass es für ihr Gehirn noch keinen Interessenten gibt und ihre Leber an Jean-Claude Junker geht.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.