Ich habe den nach Außen noch goldgelb leuchtenden, aber innerlich verfaulten Kürbis entfernt. Zu meinem Leidwesen und was mich besonders betrübt zum Leidwesen meiner Nachbarn, stinkt der Misthaufen immer noch.
Jeder rümpft die Nase über die bekannten 3-Groschenromane. Diese Hefte beim Zeitungshändler wie “Jerry Cotten jagt den Unhold” oder “John Kling der Rächer der Enterbten”. Alle Fiktion, alle Märchen, alle reine und dazu auch schlechte Fantasie aus den Satzbaukästen der passen Programme aus dem Computer per Kopieren und Einfügen als Massenschund gedruckt. Und trotzdem, an irgend jemanden und in ausreichender Zahl werden die gekauft und gelesen. Bei den sog. Frauenromane nicht anders. Also, warum soll der Spiegel da Sorge haben, das seine Geschichten nicht mehr gekauft werden? Wie gewünscht, so bestellt, so geliefert.
Juan Moreno schreibt über den Fall Relotius: “Ich kannte ihn nur aus seinen Texten.” und “Können wir daraus etwas lernen? Ja, Journalisten sind Menschen. Menschen lügen.” Das dürfte auch für die “Opferung” eines Täters gelten, damit die Branche ungestört weitermachen kann, wie bisher. Warum sollte Herr Moreno die große Ausnahme sein?
Das ist wohl so ähnlich wie in einer Diktatur. Jeder weiß, dass ein Gutteil der Aussagen verdreht, falsch interpretiert bis gelogen ist, weil - es muss ja alles den Aussagen der Führung und der herrschenden Ideologie entsprechen. Und alle spielen das Spiel mit, selbst wenn man in der DDR heimlich vor sich hin prustete, wenn beispielsweise in einer Stadt wieder mal nur die Fassaden der Hauptstraße hergerichtet worden sind, um gute Bilder für einen der albernen staatlichen Umzüge der SED abzugeben. Oder andere ballen die Faust in der Tasche - aber letztlich akzeptieren alle die Machtverhältnisse als gegeben und unveränderlich und wer erfolgreich sein will, passt sich an. Und die Angst vor dem System soll die einzelnen Mitglieder klein halten. Es gibt immer Systemlinge, die mit an der Spitze schwimmen und Randständige, die sich eigentlich generell unwohl fühlen. Ich gehe auch davon aus, dass die “Qualitäten” des Relotius bei seinen Kollegen wohl bekannt war, dass sich aber niemand mit dem System anlegen wollte, immerhin diente es ja der “richtigen Gesinnung”. Wer will denn da schon den bösen Verräter spielen, wenn es um so eine edle Sache geht wie die Rettung der Indianer…äh…Refugees? Und auch letztlich um die Existenz des Wahrheitsverkündermagazins “Spiegel”? Ich habe doch ziemlichen Respekt davor, dass Moreno den Mut und die Kraft aufgebracht hat, jenes Lügensystem zu stürzen.
Sagen, was ist! Die NZZ ist überhaupt völlig überbewertet und in SPON hab ich bisher noch kein Wort über Amberg entdeckt.
Wenn der Spiegel nun plötzlich ehrlich werden wollte, wäre das ganz leicht: 1. müßte er die Regierung stürzen (u.a. wg. fortgesetzten Bruchs des GG). 2. müßte er sich auflösen und neugründen, sich dabei von Augstein jun. und allen, die so denken wie dieser, trennen und sich dann einen ehrlicheren Firmennamen suchen, z,B. “Die Wahrheit” oder “Prawda” oder - mein Favorit - “Das Sturmgeschütz”. 3. müßte er seinen Lesern den Wahnsinn der “Energiewende”, den Wahnsinn der Eurorettung, den Wahnsinn des Euros, den Wahnsinn der EU, den Wahnsinn der Nicht-Grenzen, den Wahnsinn der Merkelschen “Asylpraxis” und den Wahnsinn des Migrationspaktes verklickern. 4. wäre dann eine Bühne zu bieten, auf welcher Experten (!!) Lösungen diskutieren. Dabei dürfen die nützlichen Gedanken im AfD-Programm durchaus verwendet werden. 5. sollte der Spiegel für Neuwahlen optieren und den Ruf nach Volksabstimmungen unterstützen. - - - So, dann wären wir schon ein gutes Stück weiter mit dem Neuanfang. Ach ja, vielleicht noch eine Verfassung….
Ihre Mutmaßungen unterscheiden sich nicht sonderlich von denen Ihrer amerikanischen Kollegen bzgl. Trumps Geisteszustand. So lange Sie nicht mit Herrn Moreno selber sprechen ist das alles Kaffeesatzleserei.
Der Herr Relotius hat genau das geschrieben, was man hören bzw. lesen wollte. Das machen andere Spiegel-Autoren auch. (Man nehme nur z.B. die Syrien-Berichterstattung). Es geht dabei um die Vermittlung von “Haltung”. Die Darstellung des Tatsächlichen ist zweitrangig. Es bleibt dem Leser überlassen, das angemessen zu filtern. Relotius ist mir nicht in Erinnerung geblieben, obwohl sein Name auffällig ist (klingt wie ein Pseudonym). Was ich von ihm nachträglich lesen konnte, hätte ich auch “weggefiltert” und unter Belletristik eingeordnet. Bei mir hat der Herr Relotius daher keinen Schaden angerichtet. Der Ruf des Spiegel leidet für mich deshalb auch nicht unter der Affäre. Die im Beitrag beschriebene “Gefühligkeit” des Herrn Moreno ist zutreffend eingeordnet. Sie ist Ausdruck des Phantomschmerzes, den der SPIEGEL/SPON nun allgemein befallen hat. Das Blatt müsste bei sich selbst ganz anders aufräumen, wenn es nachhaltig etwas ändern wollte. Die Abwicklung des “Falles Relotius” ist bei SPON keinen Deut glaubwürdiger als der geschasste Journalist selbst.
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