SPON hat sich nun nach 4 Tagen doch noch zu Amberg geäussert. Offenbar aber nur um die sozialen Netzwerke als Trollfabriken zu denunzieren und kritische Stimmen mundtot zu machen. Die sozialen Netzwerke sind zusammen mit Adblockern die grösste Bedrohung für die Presse weil sie die Werbeeinnahmen zum versiegen bringen, deshalb der pathologische Hass. Getrackt, ausspioniert mittels Trackern, manipuliert bzw. belogen wird man auch von den herkömmlichen Medien.
Moreno müsste sich selbst “belasten”, wollte er die jahrelange Verschleppung seiner Anzeige anders als “gefühlsbedingt” erklären. Das hat weniger mit spezifisch männlichen Seelenfunktionen als mit Strategie und Taktik des Selbstschutzes zu tun. Vielmehr dürfte er schon frühzeitig clever (Kognition!) wahrgenommen haben, dass es bei der herrschenden Stimmung des SPIEGEL Wahrheiten gab, die weniger willkommen waren. Ohne klare Beweise hätten seine Zweifel an der Ehrlichkeit gegen den Überflieger Relotius auch als Ausdruck von Neid und Missgunst gewertet werden können. Gleichzeitig hätten sie als Kritik an der Verantwortungshierarchie im Verlagshauses gedeutet werden können, mit nicht kalkulierbaren Konsequenzen. - Die lächerlichen Bemühungen, den Fall Relotius als einen “bedauerlichen Einzelfall” darzustellen, gilt es heute zu entlarven. Die Hürden für ein reinigendes Mea Culpa des Spiegel-Verlagshauses, des Schlachtschiffs sind extrem hoch! Entsprechend hoch wird der Druck auf Kollegen/Zeugen sein, denn im Hintergrund steht immer die Frage: Wie wird es für mich persönlich weiter gehen? So funktionieren Clans.
Der Spiegel muss nun öffentlich etwas zum Skandal hochpushen, was aus interner Sicht gar keiner ist, weil ziemlich normal. Das ist die eigentliche Anstrengung. Innerhalb des homogenen Schleims aus Auslassungen, Hinzudichtungen und Veränderungen muss nun ein sichtbarer Unterschied konstruiert werden, ansonsten würden wahrscheinlich die meisten übrigen Spiegel-Reporter wie Dominosteine ebenfalls fallen. Aber auch in der Mehrheit der Medienkonkurrenz wird man sich fragen, ob man das Szenario decken oder aufdecken soll, aber ein Aufdecken würde auch in den jeweils eigenen Häusern zu weiteren Dominoeffekten führen, also lieber mitspielen. Die Minderheit der Medien, die an Wahrheit interessiert sind, wird es dagegen weiterhin schwer haben.
Ein Journalist kennt den Stil der eigenen Kollegen ganz genau. Und wenn ein Journalist einen echten Verdacht hat, dann sucht er im Text akribisch nach Bestätigung seiner Vermutung und findet auch die Fehler. Angeblich waren “singende Kinder” so ein bemühtes Bild des Herrn Relotius. Moreno hat sich vermutlich bei singenden Kindern und ähnlichen wiederkehrenden Relotius-Stereotypen lachend auf die Schenkel geklopft. Aber wozu zum Chef gehen und sich eine blutige Nase holen? Lass den Kollegen doch weiterlügen. Haarig wurde es für Moreno erst, als sein eigener Name betroffen war. Den wollte er nicht versauen. Erst da wird ein Journalist aktiv. Vorher doch nicht. Bringt doch nichts. Zudem hatten die Amerikaner schon durchgeladen. Wie praktisch! Gewusst hat es Moreno schon lange, da bin ich sicher.
Wenn ein Psychologieprofessor und Sachverständiger das fragwürdige Verhalten eines Tatverdächtigenn beschreiben soll, das ein kluger Bauer durch Nachdenken genauso sicher kann, dann benutzt er Beschreibungen, wie: “wahrscheinlich unscharfe emotionale Etikettierung ( was ist das denn? ) eines Gedankens ... (und ) ...basiert eine solche Konditionierung auf einem organischen Substrat .... dauerhafte Verknüpfung ” u. Ä. Das iWortgeklingel hört sich ja fast analog zu Relotius’ Texten an. Diese Unsitte unangebrachter Beschreibungen, durch die kein Mensch klüger wird, scheint es neben dem Journalismus genauso in den Wissenschaften schon immer zu geben. Also , lieber Herr Professor Meins, kommen Sie den einfachen Menschen mal entgegen und drücken Sie sich einfach aus.
Herzhaft gelacht - wenn auch mit sehr bitterem Beigeschmack - habe ich bei Lektüre der SPIEGEL-Reportage über Chemnitz an der Stelle, wo es um den Auslöser für den Mord an Hillig ging: ” Einer meint, es sei um ein Feuerzeug gegangen. Ein anderer, jemand habe eine EC-Karte haben wollen, womöglich um eine Linie Kokain zu ziehen. Am Ende liegt Hillig am Boden, einer der fünf Messerstiche hat seinen Herzbeutel getroffen, die Lunge ist verletzt…” Also ich benutze meine EC-Karte fast ausschließlich zum Geld abheben. Ok, ich kokse nicht.
Ich habe den nach Außen noch goldgelb leuchtenden, aber innerlich verfaulten Kürbis entfernt. Zu meinem Leidwesen und was mich besonders betrübt zum Leidwesen meiner Nachbarn, stinkt der Misthaufen immer noch.
Jeder rümpft die Nase über die bekannten 3-Groschenromane. Diese Hefte beim Zeitungshändler wie “Jerry Cotten jagt den Unhold” oder “John Kling der Rächer der Enterbten”. Alle Fiktion, alle Märchen, alle reine und dazu auch schlechte Fantasie aus den Satzbaukästen der passen Programme aus dem Computer per Kopieren und Einfügen als Massenschund gedruckt. Und trotzdem, an irgend jemanden und in ausreichender Zahl werden die gekauft und gelesen. Bei den sog. Frauenromane nicht anders. Also, warum soll der Spiegel da Sorge haben, das seine Geschichten nicht mehr gekauft werden? Wie gewünscht, so bestellt, so geliefert.
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