Vera Lengsfeld / 22.02.2010 / 19:38 / 0 / Seite ausdrucken

Was können die USA von Deutschland lernen?- German Conference at Harvard

Ende vergangener Woche hatte ich die Ehre, als Podiumsgast an der German Conference at Harvard teilnehmen zu dürfen. Diese Konferenz wird seit einigen Jahren mit deutlich wachsendem Zuspruch allein von deutschen Studenten in Harvard organisiert . In diesem Jahr haben sich unter anderem Klaus Kleber vom ZDF, Kent Nagano, die Staatssekretärin Anette Widmann-Mauz und Daniel Schrag, der Berater des Präsidenten in wissenschaftlichen und technologischen Fragen verpflichten lassen. Schon dass deutsche Professoren ihren Studenten niemals eine solche hochkarätig besetzte Veranstaltung überlassen würden, sagt viel über den Unterschied zwischen den Universitäten beider Länder aus. Abgesehen von der Professionalität und der sympathischen Lockerheit, die ich bei akademischen Ereignissen in Deutschland schmerzlich vermisse. Hier gilt das Argument noch etwas. Mehr noch, Argumente wurden mit Schwung und Witz vorgetragen. Da es keine ideologischen Scheuklappen gab, kam Deutschland nicht immer gut weg. Das begann schon mit der Keynote- Address von Daniel Schrag, der für Anette Schawan einspringen musste, die ganz kurzfristig abgesagt hatte. „A Path Forward on Climate Change“.
Zunächst brachte Schrag noch mal alle bekannten und weniger bekannten Folien mit Daten, die menschengemachten Klimawandel belegen sollen. Im Unterschied zum „Klimaberater“ unserer Kanzlerin Schellnhuber, der sogar für Berlin voraussagen kann, um wie viel wärmer es in den nächsten Jahren in der Stadt wird, nämlich 3 Grad, betonte Schrag immer wieder, dass niemand wissen kann, welche Entwicklungen es geben wird. Sicher scheint nur zu sein, dass der CO2 der letzen Jahrzehnte so hoch war, wie noch nie in der Erdgeschichte. Und weil niemand weiß, was das für Auswirkungen haben kann, ist es gut, für eine Reduktion zu sorgen. Aber wie? Hier, so Schrag, kann man von Deutschland lernen. Die fast 20%ige Reduktion, die Deutschland in den letzten 20 Jahren erreicht hat, sind ein Ergebnis der vollständigen Modernisierung in den Neuen Ländern. Also: die USA müssen nach diesem Vorbild ihre Infrastruktur modernisieren. Zweitens ist das deutsche Ingenieurwesen ein Beispiel dafür, dass Investition in Forschung lohnt. Drittens aber, das ist die wichtigste Lehre aus der deutschen „Klimapolitik“: „Hände weg von staatlich implementierten Technologien !!!!“ Nanu, wir sind doch Weltmeister in Wind-, und Solarenergie? Mit ein paar Folien, die beeindruckende Zahlen zeigen, wie man sie in Deutschland in dieser Dichte selten zu sehen bekommt, bewies Schrag, dass nur die in seinen Augen aberwitzige Subvention der erneuerbaren Energien diesen Scheinerfolg hervorgebracht hat. Bei der Sonne hat uns bereits Spanien (ohne hohe Subventionen), bei Wind China den Rang abgelaufen. Beide Energien werden in Deutschland trotz aller Bemühungen nicht zu wirklichen Alternativen werden. Für Schrag der Beweis, dass trotz massivsten Einsatzes von Steuergeldern nicht viel mehr als die klimapolitische Variante Patomkinscher Dörfer entstandne ist. Dass man das in Deutschland nicht so sehen will, konnte man dem vom Außenministerium finanzierten Magazin „Deutschland- Transatlantic Climate Bridge“, in dem noch mal alle deutschen Illusionen, bis hin zum mit Segeln betriebenen Ozeandampfer ausgebreitet wurden, entnehmen. Nur, dass in Deutschland die Selbsttäuschung zur Perfektion getrieben wird heißt noch lange nicht, dass die Welt darauf herein fällt. Das bestätigt zu bekommen, dafür hat sich die Reise schon gelohnt. Apropos Selbsttäuschung: Auf einem Podium wurde die Frage diskutiert: „Where ist the next Harvard?“ trotz aller staatlich implementierten Exzellenz- Initiativen offenbar nicht in Deutschland. Denn trotz solcher Programme, fördert Deutschland, dessen Universitäten einmal zu den besten der Welt gehörten, eben nicht Exzellenz, sondern die Breite, also das bestenfalls Mittelmaß. Ein amerikanischer Professor zog einen spöttischen Vergleich: Solange man in Deutschland nach dem neomaoistischen Motto verfahre: „Lasst tausend Blumen blühen“ könne es mit den Spitzenleistungen nichts werden. Wie wahr!

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