Ulli Kulke / 07.02.2014 / 22:42 / 0 / Seite ausdrucken

Vorsorglicher Alarm

Die Einordnung des gerade vergangenen Jahres in die globale Klimaentwicklung durch Experten ist jetzt vollzogen, und in den meisten Medien lief es in der Tat so, wie ich in einem meiner letzten Blogs vorhergesagt habe: 2013 zählte zu den zehn wärmsten Jahren, was stimmen mag, und das sei eben der Beweis dafür, so hieß es, dass die globale Erwärmung ungebremst oder sogar beschleunigt weiter voranschreite – was dagegen grundfalsch ist. Doch kein Wunder, ein Leben ohne Klimaalarm können und wollen sich viele nicht vorstellen, Sinnkrisen würden drohen und irgendwann dann auch, weit schlimmer, der Einbruch bei den Forschungsgeldern. Dass eine warme Periode (die ersten Jahre dieses Jahrhunderts) nicht gleichbedeutend ist mit immer weiter steigenden Temperaturen, wird dabei seit Jahren gern verdrängt und diese Verdrängung transportiert sich von den Forschungsinstituten nahtlos in die Medien.

Rückblicke auf den Klimaverlauf eines gerade vergangenen Jahres gestatten aber auch den Vergleich mit den einstigen Prognosen. Und dabei zeigt sich ein ums andere Mal: Manche wollen in ihrer Alarmstimmung gar nicht eine Rückschau abwarten, sie alarmieren lieber schon im Vorhinein. Beispiel: Die Klimaforscher des britischen Met Office. Sie gaben immer falschen Alarm, man kann inzwischen wohl sagen: systematisch falschen Alarm. Von allen jeweiligen Jahresvorhersagen über die globale Temperatur in diesem Jahrhundert, 14 also insgesamt, lagen die Forscher in 13 Fällen über den später tatsächlich ermittelten Werten, und dies teilweise deutlich. Darauf weist jetzt der Klima- und Wetterexperte der BBC, Paul Hudson, hin. Natürlich können die Prognosen nicht immer ins Schwarze treffen. Auffällig ist es aber schon, dass das Met Office aus seiner Erfahrung nichts gelernt hat, und immer wieder über das Ziel hinausschießt, fast ausschließlich zu hohe globale Temperaturen vorhersagt. Offenbar will man es einfach nicht wahr haben, dass deren Trend seit eineinhalb Jahrzehnten nicht mehr statistisch signifikant nach oben zeigt (wie inzwischen ja sogar der Weltklimarat IPCC einräumte). Es ist schon frappant, aber manche lernen es eben nie.

Inzwischen ist obendrein klar: Völlig daneben lag das Met Office auch mit der 2009 gewagten Prognose, dass mindestens die Hälfte der Jahre zwischen 2010 und 2015 wärmer würden als das bis dahin global wärmste Jahr. 2009 galt für das Met Office noch das Jahr 1998 als das global wärmste, bevor man dann die Daten der Hadcrut-Zeitreihe, auf die sich das Met Office stets beruft, 1998 temperaturmäßig herabstufte (was nebenbei den statistischen Effekt hatte, dass die Kurve im weiteren Verlauf nicht nach unten zeigte sondern etwa auf gleicher Höhe blieb).

Und was sagen die Experten des Met Office für das Jahr 2014 voraus? Wieder 0,57 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel, wie schon für 2013. Wir werden sehen.

Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT

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