Archi W. Bechlenberg / 24.07.2022 / 12:00 / Foto: achgut.com / 45 / Seite ausdrucken

Verdächtiger Waldgang

„Bücher sind ein fürchterlicher Humbug. Deshalb verbrennen wir sie“, heißt es in Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“. Verbrannt werden Bücher nicht mehr, nur kaum noch gelesen. Schauen wir in ein Buch, das ich seit Jahrzehnten stets bei mir trage.

„Bücher sind ein fürchterlicher Humbug. Deshalb verbrennen wir sie.“

In Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“, steht als zentrales Thema das Verbot und Vernichten von Büchern. „Vernichten“ heißt in diesem Fall „verbrennen“, eine Aufgabe, die von der Feuerwehr erledigt wird; diese löscht nämlich keine Feuer, sie legt sie.

Bücher darf es in der Gesellschaft, die Bradbury beschreibt, nicht mehr geben. Sie werden als Auslöser von selbstständigem Denken gesehen, und selbstständiges Denken ist laut Staatsdoktrin die Quelle jeglichen Übels. Um dem Volk diese destruktive Angewohnheit auszutreiben, wird das durch die Abschaffung des Buches entstehende Unterhaltungsvakuum mit dauerhafter TV-Beschallung und Klamauk aller Art ausgefüllt. Das Volk macht diese Entwicklung weitgehend dankbar mit und freut sich über die bis in ihre Wohnungen dringende Beklopptmachung durch Shows und Ablenkungen aller Art. Da Servilität und Kritiklosigkeit zu einem hohen Aggressionspotenzial führen, schaffen sich Teile der Gesellschaft ein Ventil. Vor allem Heranwachsende betätigen sich ungestraft als Rowdies und Vandalen auf den Straßen und im Umgang mit Anderen. Körperverletzung, Mord, Totschlag, Vergewaltigung sind an der Tagesordnung und bleiben, außer für die Opfer, folgenlos.

Eine kleine Gruppe von Menschen widersetzt sich der Barbarei; nicht offen, sondern im Stillen, um weder sich noch ihre Aufgabe unnötig zu gefährden. Diese Dissidenten verstecken sich in Wäldern, lesen dorthin gerettete Bücher und lernen sie auswendig, um sie immateriell zu erhalten und so vor dem endgültigen Verschwinden zu retten. Zu ihnen gesellt sich der frühere Feuer(wehr)mann Montag, dem im Rahmen seiner Tätigkeit klar geworden ist, dass nicht er zu den Guten gehört, sondern diejenigen, an deren Bestrafung und Beseitigung er sich bis dahin beteiligt hat.

Ich werde mich hüten, Analogien zu anstehenden Entwicklungen im Hier und Jetzt zu ziehen. So etwas, wie von Bradbury 1953 beschrieben, wäre im besten Deutschland, das wie je hatten, undenkbar. Ein generelles Buchverbot würde auch bahnbrechende Werke von Denkern und Dichtern wie Annalena Baerbock („Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“), Robert Habeck („Kleine Helden, große Abenteuer“), Anja Reschke („Haltung zeigen“), Olaf Scholz („Hoffnungsland: Eine neue deutsche Wirklichkeit“), Margot Kässmann („Margot Käßmann: Folge dem, was Dein Herz Dir rät“) oder Heiko Maas („Aufstehen statt wegducken: Eine Strategie gegen Rechts“), um nur einige wenige Erfolgsautoren zu nennen, auslöschen. Und Karl Lauterbach hätte dann keine Gelegenheit mehr, in naher Zukunft eine Autobiografie („Alle meine Viren“ – Klabusterverlag Köln, 321 Seiten, Recyclingpapier, Bio-Halbleinen aus nachhaltiger Herstellung, Veganleder-Rücken) vorzulegen. Und wem würden nicht die öffentlichen Rezensionen durch Literaturkritik-Titanen wie Dennis Scheck oder Max Moor fehlen?

"Verdächtig und beängstigend"

Davon abgesehen – ein Punkt schlägt alle anderen Argumente, die das Kremieren von Büchern rechtfertigen könnten: Das massenhafte Verbrennen von Papier – selbst wenn dieses aus verantwortungsbewussten Quellen stammt – wäre im Kampf gegen den Klimawandel eine Katastrophe. Feinstaub und CO2 sind nur zwei Beispiele für die klimaschädlichen Verbrennungsprodukte. Zwar würde beim Abfackeln ganzer Bibliotheken eine nicht unbedeutende Wärmeentwicklung stattfinden; nur – wie wollte man diese für Notzeiten speichern? „Das Netz“, ist bereits bis unter die Haube mit darin gespeichertem Strom gefüllt, da bekommt man also nichts mehr rein. Sicher, man könnte die Verbrennungshitze als Reserve für frostige Tage einfrieren, bloß wird für diese Schritte zwangsläufig Elektrizität benötigt, ebenso für das Lagern und Wiederauftauen bei Wärme-Bedarf. Das klingt nicht besonders nachhaltig.

Es gibt ein Buch, das ich seit einigen Jahren stets bei mir trage, im Kopf und in gedruckter Form. Letzteres ist nötig, mit Auswendiglernen tue ich mich schwer, das Alter fordert langsam seinen Tribut, aber auch bei intakterem Gedächtnis sähe das wenig anders aus, da der schmale Band dem Leser sprachlich und gedanklich einiges abfordert. Seit wenigen Tagen besitze ich zusätzlich ein antiquarisches Exemplar aus dem ursprünglichen Erscheinungsjahr 1951; es ist ein schmuckloses Paperback mit Schrunden und Narben auf dem Schutzumschlag und bietet nicht einmal einen visuellen Anreißer in Form eines Coverbildes, einzig Titel und Autor weisen auf den Inhalt hin. Der aber hat es in sich.

Verfasst hat es Ernst Jünger, einst geschätzter und gefeierter deutscher Autor, geehrt nicht nur in seinem Heimatland und bewundert von Politikern wie Mitterand und Kohl. In seinem Todesjahr 1998 widmete die Deutsche Bundespost ihm eine Sonderbriefmarke. Heute ist Jünger „umstritten“, wie jeder und alles, sofern es von offiziellen Lesarten auch nur im Detail abweicht. Jünger, 1895 geboren und dem Nationalsozialismus strikt in Ablehnung gegenüber stehend, wird heute von interessierten Seiten als „Wegbereiter und Ideologe der Neuen Rechten“ bezeichnet. Ich kann dazu wenig sagen, ich bin weder ein alter noch ein neuer Rechter. Um so mehr schätze ich Ernst Jünger seit bald 50 Jahren, damals las ich zum ersten Mal „Das abenteuerliche Herz“ und „Auf den Marmorklippen“ und begann mich ein wenig mit seinem durch und durch abenteuerlichen Leben zu beschäftigen. Den letzten Lebensabschnitt, immerhin noch 47 Jahre, verbrachte er zusammen mit seiner Frau in Wilflingen bei Biberach auf persönliche Einladung von Friedrich von Stauffenberg. Jünger wurde 102 Jahre alt.

„Der Waldgang“ heißt sein inzwischen mehr als 70 Jahre alter Essay, in dem man erstaunliche Parallelen zu heutigen Zuständen findet. Jüngers Thema im „Waldgang“ ist die Frage, wie sich der einzelne Mensch gegenüber totalitären Entwicklungen in seiner Gesellschaft verhalten kann. Darin finden sich Gedanken und Sätze, die 1:1 einem aktuellen Text entstammen könnten, welcher sich mit der heutigen Buntesrepublik auseinandersetzt. So über Wahlen („Der Wähler steht vor der Klemme, daß er zur freien Entscheidung eingeladen wird durch eine Macht, die sich ihrerseits nicht an die Spielregeln zu halten gedenkt. Es ist die  gleiche Macht, die ihm Eide abfordert, während sie selbst  von Eidbrüchen lebt.“), über politische diktierte Narrative  und Zielsetzungen („Verdächtig und im höchsten Maße zur Vorsicht mahnend ist der immer größere Einfluß, den der Staat auf den Gesundheitsbetrieb zu nehmen beginnt, meist unter sozialen Vorwänden.“), oder über die Kumpanei von Politik und Medizin („Bei allen ärztlichen Konsultationen ist Mißtrauen zu empfehlen. Man weiß doch nie, in welche Statistik man eingetragen wird, und zwar nicht nur  bei den Medizinalstellen.“). Und weiter: „All diese Heilbetriebe […] sind verdächtig und können sich über Nacht beängstigend verwandeln, nicht nur im Kriegsfalle. Daß dann die musterhaft geführten Kartotheken wieder die Unterlagen liefern, auf Grund deren man interniert, kastriert oder liquidiert werden kann, ist zum mindesten nicht unmöglich.“

Frei muss man sein, um es zu werden

Wer denkt bei einer Feststellung wie „Die Furcht gehört zu den Symptomen unserer Zeit. Sie wirkt um so bestürzender, als sie sich an eine Epoche großer individueller Freiheit anschließt, in der auch die Not, wie etwa Dickens sie schildert, fast unbekannt geworden war.“ nicht sofort an die seit 2020 herrschende, massiv geschürte Panikpolitik in Sachen Corona – welche sich zur Freude mancher Regierender als probates Mittel zur weitgehenden Ruhigstellung des Volkes erwiesen und sich hervorragend auch für andere Themenbereiche wie Klima, Krieg und Kriebelmücken eignet. Angstmachen geht immer! Notiert hat Jünger diesen Gedanken – man muss es immer wieder erwähnen – vor mehr als 70 Jahren! Kein Wunder, dass der Autor „umstritten“ ist. Wie die Deutschen damit umgehen, damals wie heute, war Jünger natürlich völlig klar: „Das eigentliche Problem liegt [...] darin, daß eine große Mehrzahl die Freiheit nicht will, ja daß sie Furcht vor ihr hat. Frei muß man sein, um es zu werden.“

Im Typus des „Waldgängers“ skizziert Jünger ein Individuum, das sich gegen hemmungslose Vereinnahmung durch einen Staat wehrt, dem es die Legitimation abspricht. „Große  Machtentfaltung lebt von der Furcht“. Eine Furcht, die von den Massen bereitwillig adaptiert wird, das Individuum aber nicht zwangsläufig mitgetragen werden muss, will es sich gegen übergriffige Tendenzen wehren: „Auf alle Fälle ist es nützlich, die Katastrophe ins Auge zu  fassen und auch die Art, auf die man in sie verwickelt werden kann. Das ist ein geistiges Exerzitium. Wenn wir es recht angreifen, wird die Furcht verringert werden, und darin liegt  der erste, bedeutende Schritt zur Sicherheit. Die Wirkung ist nicht nur persönlich heilsam, sondern auch verhütend, denn in dem gleichen Maße, in dem sich in den Einzelnen die  Furcht vermindert, nimmt die Wahrscheinlichkeit der Katastrophe ab.

Nicht alles im „Waldgang“ ist derart zutreffend auf heute übertragbar. So sah Jünger damals in den Kirchen einen Verbündeten gegen das Machtstreben des Staates. Ich weiß nicht, ob das vor 70 Jahren stimmte, immerhin gehörten christliche Würdenträger zu Hitlers treuesten Paladinen. Die wenigen Aufrechten, mit denen sich die Kirchen seit damals schmücken, waren Ausnahmeerscheinungen. Immerhin weiß Jünger, dass die Kirchen nicht zuverlässig als Teil einer Opposition gesehen werden sollten, auch sie können, wie er schreibt, „zu Organen der Tyrannis verkümmern“.

Ein Absatz im „Waldgang“ verblüfft besonders, weil er heutige Verhältnisse und Akteure geradezu gespenstisch genau beschreibt: „Zur Eigenart unserer Zeit gehört die Verknüpfung bedeutender Auftritte mit unbedeutenden Darstellern. Das wird vor allem an ihren großen Männern („und Frauen“, Anmerkung von Loretta) sichtbar; man hat den Eindruck, daß es sich um Gestalten handelt, wie man sie in beliebiger Menge in Genfer oder Wiener Kaffeehäusern, in provinziellen Offiziersmessen oder obskuren Karawansereien finden kann.“ Ich ergänze: Oder in grünen und roten Kreisen, in Ministerämtern, auf linksradikalen, Deutschland verachtenden Demonstrationen und Kirchentagen (kath./ev./div.).

Jünger weiter: „Das Ärgerliche an diesem Schauspiel ist die Verbindung von so geringer Höhe mit ungeheurer funktionaler Macht. Das sind die Männer („und Frauen und Diverse“, Anmerkung von Loretta), vor denen Millionen zittern, von deren Entschlüssen Millionen abhängen. Und doch sind es dieselben, von denen man zugeben muß, daß der Zeitgeist sie mit unfehlbarem Griff auswählte, wenn man ihn unter einem seiner möglichen Aspekte, nämlich dem eines gewaltigen Abbruchunternehmers, betrachten will. All diese Enteignungen, Abwertungen, Gleichschaltungen, Liquidationen, Rationalisierungen, Sozialisierungen, Elektrifizierungen, Flurbereinigungen, Aufteilungen und Pulverisierungen  setzen weder Bildung noch Charakter voraus, die beide den Automatismus eher schädigen.“ Jünger, etwas zu optimistisch, nennt diese Gestalten „Schaum der Zeit“, sieht sie also als etwas, das zunächst zwar mächtige Blasen wirft, dann aber in sich zusammen fallen wird. Ich bin da für die nähere Zukunft Deutschlands weniger zuversichtlich. Und stelle mir die Frage: Was würde Jünger wohl über die schreiben, die heute an der Macht sind? Würde er überhaupt etwas zu ihnen kommentieren, oder sich nicht eher mit Grausen abwenden?

Dem freien Einzelnen ein Weg

Es fällt schwer – wenn man einmal mit dem Zitieren angefangen hat – sich auf wenige Sätze aus dem „Waldgang“ zu beschränken; zu verlockend ist es, hier noch etwas zu zitieren und dort noch etwas, denn was man auch auf den wenig über 100 Seiten an Gedanken findet, ist gleichermaßen wertvoll. Ich bremse mich und empfehle zur Vertiefung des Themas einen Vortrag, den der Publizist Parviz Amoghli 2016 auf Einladung der Bibliothek des Konservatismus in Berlin hielt: „Ernst Jünger und wir – Der Waldgang heute“. Amogli: „Der Waldgang weist dem freien Einzelnen einen Weg aus dem Dilemma. Und der führt ihn immer weiter zurück in Richtung Ursprung, also genau entgegengesetzt zum Zug der Zeit. Sein Ziel ist die Seinsverdichtung, die Begegnung mit dem eigenen Selbst. Doch schon weit vorher tun sich demjenigen, der sich in den Wald aufmacht, bis dahin ungekannte Sichtweisen auf.“

 

Ernst Jünger: Der Waldgang. Klett-Cotta; 104 Seiten, 13,- Euro. Auch als Kindle-eBook erhältlich

Ray Bradbury: Fahrenheit 451. Roman, 208 Seiten, Heyne Verlag. Auch als Kindle-eBook erhältlich.

Parviz Amoghli: Ernst Jünger und wir - Der Waldgang heute https://www.youtube.com/watch?v=7yNWwyTdcz8

Fahrenheit 451: Filmausschnitt https://www.youtube.com/watch?v=TsNMxUSCKW

 

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Bernd Ackermann / 24.07.2022

Ich habe mir eben Bradburys “Fahrenheit 451” aus dem Regal geholt, Taschenbuchausgabe von 1981, 4,80 DM, das billige Papier schon reichlich vergilbt (brennt sicher gut) und den winzigen Font konnte ich damals ohne Brille lesen. Ich war 15 und habe mir alles reingezogen, was ich an Science Fiction in die Finger bekommen konnte. Raumschiffe, mit denen wir zu den Sternen fliegen, atomgetriebene Autos, Raketenrucksäcke und Teleportation wurden mir versprochen. Nichts davon werde ich erleben. Allerdings hat kein SF-Autor eine Welt mit 75 Geschlechtern vorausgesehen, nicht einmal Philip K Dick. Es waren so viele Bücher, dass ich mich kaum noch an die Inhalte erinnere. Eine Kurzgeschichte ist mir allerdings über 40 Jahre im Gedächtnis geblieben, “Manche meine Freunde sind Amerikaner” von François Camoin, es geht um eine von den Arabern beherrschte USA, in denen die Scharia gilt, es Strom und elektrische Geräte nur für die Reichen gibt und die Einheimischen sich die Haut dunkel tönen und die Haare schwarz färben, um nicht aufzufallen, während Juden öffentlich geköpft werden. Das werde ich vielleicht noch erleben, zwar nicht in den USA, aber in Europa. Bradburys US-Verlag hat übrigens seinen Roman immer wieder “dem Zeitgeist” angepasst und Änderungen vorgenommen, ein Roman über Zensur wurde zensiert. So läuft das heute, Bücher müssen gar nicht verbrannt werden, sie werden einfach umgeschrieben. Weg mit dem Negerkönig in Lindgrens “Pippi Langstrumpf”, weg mit den Zigeunern in Otfried Preußlers “Die kleine Hexe”. “Wir wollen die Lufthoheit über den Kinderbetten erobern”, wie es Olaf Scholz vor 20 Jahren formulierte. Das haben sie geschafft.

lutzgerke / 24.07.2022

Ich lerne gerade Air on the G String in fis-Moll auswendig. Ist das eine Sinfonie, eine Sonate, eine Serenade oder eine Ouvertüre? Jedenfalls ist das Stück ein Teil einer Suite. Ich glaube nicht, daß das leichter ist, als ein Buch auswendig zu lernen? Wir haben das nur nicht versucht, weil das unsinnig erscheint. Man kann ja alles nachlesen. Das kann man bei einer Serenade aber auch? Vielleicht öffnen sich neue Welten? / Wir erschaffen eine Matrix, weil die Wahrheit verräterisch ist. Statt über Genmanipulation, sprechen wir über Bionik. Statt über die Manipulation der Grundbausteine, die Atome, sprechen wir über Nano-Technologie. Wir haben uns dran gewöhnt, das Kind nicht mehr beim Namen zu nennen. Würden wir Heiko Maas Aussagen auf das herunterbrechen, was sie wirklich bedeuten, dann wäre der ein Rassist und Faschist. Multikulti ist eine besonders perverse Form des Rassismus. Ich habe das schon ausführlich dargelegt und mir wirklich Mühe gegeben, damit es verständlich wird. Man könnte sagen, ich habe mir große Mühe gegeben, die Struktur der Agitation gerichtsfest offen zu legen. Und das vor langer Zeit. Aber, es wurde nicht angenommen. Demagogen verstecken sich stets hinter der Humanität. „Das Schild der Humanität ist die beste, sicherste Decke der niederträchtigsten öffentlichen Gaunerei.“ —  Johann Gottfried Seume / Ernst Jünger, vielleicht habe ich den irgendwo im Bücherschrank oder in einer Kiste, aber da kann ich nichts zu sagen. / “Kind 44”, der Film ist bei Thalia in der DVD-Box. Kaufen!    

Paul Salvian / 24.07.2022

Vielen Dank, Herr Bechlenberg, für diese Lese-Empfehlung. Sehr gern werde ich mir den Band besorgen. Ihre Verwunderung darüber, dass Jünger Hoffnungen auf die Kirche gesetzt hat, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Im sogenannten Pfarrerblock des KZ Dachau waren mehr als 90 Prozent der Häftlinge katholische Geistliche. Von den 2.720 inhaftierten Priestern und Ordensleuten waren 1.780 Polen (868 Todesfälle) und 447 Deutsche und Österreicher (94 Todesfälle). Dass Hitler letzten Endes das Christentum ausrotten wollte, weil es nun einmal aus dem Judentum hervorgegangen ist, weiß jeder, der sich näher mit seiner Biographie beschäftigt hat. Seine taktischen kirchenfreundlichen Äußerungen, von denen sich viele christliche Zeitgenossen täuschen ließen (ebenso wie sie von heutigen Gegnern des Christentums für bare Münze genommen werden), ändern nichts daran. Es kann ja auch gar nicht anders sein, denn: “Die Despotismen treffen, wie schon Montesquieu bemerkt hat, letztendlich einzig und allein im religiösen Bewusstsein auf unüberwindlichen Widerstand. Den Atheismus zu propagieren ist das arcanum imperii der Tyrannei” (Nicolás Gómez Dávila). Es ist nie zu spät, aus dieser Einsicht Konsequenzen zu ziehen. Ernst Jünger ist noch kurz vor seinem Tod zum katholischen Glauben konvertiert. Und selbst heute, da die katholische Kirche, zumal in Deutschland, einen furchtbar derangierten Eindruck macht, gilt: “Die Kirche bewahrt ihre jahrtausendealte Tradition wie radioaktiven Giftmüll — aber sie bewahrt sie” (Arne Kolb, 8.7.2021).

Detlef Rogge / 24.07.2022

@ Ilona Grimm   Ganz so schlimm scheint mir die Amtskirche/EKD denn doch nicht zu sein. Natürlich wäre man froh, wenn man den Querulanten Rogge endlich los werden würde, nicht nur der Superintendent, auch ein Großteil der Gemeinde möchten mich wohl in der Hölle braten sehen. Den Gefallen, auszutreten tue ich ihnen nicht. Rausschmeißen geht schon gar nicht, die EKD ist keine politische Partei, auch wenn man manchmal den Eindruck haben könnte. Solange ich das Glaubensbekenntnis herunterbete, können sie mir gar nichts.

Paul Siemons / 24.07.2022

Liebe Frau Ilona Grimm, vermute ich recht, wenn Sie die Bibel meinen, deren Inhalt verinnerlicht und angewendet werden solle, und dann wäre die Welt eine bessere? Was meinen Sie da zum Beispiel? Solche Ratschläge wie den, einen “widerspenstigen und ungehorsamen Sohn” zu steinigen durch “alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe”? (5. Mose 21, 18-21). Oder “Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!” (Psalm 137, 9)? Beten Sie auch jeden Tag “Ach Gott, wolltest du doch die Gottlosen töten!” (Psalm 139, 19)? Finden Sie, dass Moses zu Recht zornig wurde, weil ” die Hauptleute des Heeres alle Frauen” haben leben lassen?” (4. Mose 31, 14-15)? Und dass man sich wieder halten sollte an “So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben.” (4. Mose 31, 17-18). Finden Sie, man sollte wie Jesus, ein größenwahnsinniger Wanderprediger, einen Obstbaum verfluchen, nur weil er noch keine Früchte trägt, wenn Ihnen danach ist (Markus 11, 12-14, 20, 21)? Und würden Sie wie Jesus Händlern ihr Angebot zerstören, nur weil Ihnen das Zeug nicht gefällt (Johannes 2, 15-17)? Ich könnte rund um die Uhr zitieren, aber kann dem wenig abgewinnen, für mich ist das Gewaltpornografie. Stehen Sie darauf?

Gerhard Hotz / 24.07.2022

Seufz. Persönlichkeiten wie Ernst Jünger gibt es heute halt nicht mehr. Zufällig ist mir kürzlich das Spiegel-Gespräch mit ihm vom 15. August 1982 in die Hände geraten, in dem auch der Waldgang kurz besprochen wurde. Ich hatte es damals aus dem Heft gerissen und aufbewahrt. Die Lektüre hat auch heute noch immer die gleiche elektrisierende Wirkung auf mich wie seinerzeit. Durch Zufall habe ich jetzt gemerkt, dass das Interview vollständig im Internet zu finden ist (Titel: “Ein Bruderschaftstrinken mit dem Tod”). Seltsam ist aber, dass sich die Philosophie Jüngers irgendwie den digitalen Medien entzieht. Die elektrisierende Wirkung habe ich nur, wenn ich das vergilbte und zerknitterte Original-Gespräch mit den ebenfalls hochinteressanten Illustrationen in Händen habe. Die Spiegel-Gespräche waren damals generell sehr lesenswert. Dasjenige mit Jünger war aber mein absoluter Favorit. Dem Spiegel bin ich dann nicht mehr lange treu geblieben. Nach der Abwahl der Schmidt-Regierung sank das Niveau.

Bechlenberg Archi W. / 24.07.2022

@Sabine Schönfelder: Erstaunlich? Finde ich nicht. Ich bin nur, im Gegensatz zu vielen Klotzköpfen fähig, Themen immer wieder zu hinterfragen und tue mich auch nicht schwer damit, meine Positionen stets zu überdenken und zu revidieren. Das war immer so und für mich nicht außergewöhnlich bzw. erstaunlich. @Alexander Peter: Ja, umstritten waren Jüngers Werke und die dahinter stehenden Gedanken und Erkenntnisse auch früher. Wäre er nicht umstritten gewesen, wäre er ja “everybody’s darling” gewesen und somit “everybody’s fool”. Heute allerdings bedeutet “umstritten” automatisch “reif zur Ächtung und Verleumdung”. Könnten Sie sich einen Besuch des heutigen Kanzlers bei Jünger vorstellen? Gar eine ihm gewidmete Briefmarke? @Zdenek Wagner: Haben Sie vielleicht den sarkastischen Spott in meiner Aussage übersehen :-) ? @Burkhart Berthold: Danke für den Hinweis auf die Rue Ernst Junger in Guillemont! Ich bin vor Jahren einmal von der Autoroute abgefahren (A 1, Ausfahrt 13. Albert - Péronne-Nord”) um mir den Ort anzusehen, der in den Stahlgewittern so eindrücklich beschrieben ist. @Frau Grimm: Ihre Unterstellung (“würden Sie es jubelnd begrüßen, wenn dieses Buch” - Sie meinen die “Bibel”  - “in schwarzem Rauch aufgehen und restlos verschwinden würde”) sagt alles über Sie und nichts über mich.  @Alle: Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Sabine Schönfelder / 24.07.2022

Hans @Reinhardt, grandios…Szenen aus dem Kriegsalltag, aber immer schön mit der Ukraineflagge für Aufrüstung und Krieg losstampfen, wenn man nicht gerade auf der Autobahn festklebt. Liebste Grüße an Uta Buhr.

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