Rainer Bonhorst / 29.01.2015 / 23:23 / 2 / Seite ausdrucken

Und als nächste sind die Tanzmariechen dran

Nach der Lektüre des neuen Houellebecq-Romans finde ich es nicht überraschend, dass der Kölner Karneval beim Rosenmontagszug auf ursprünglich geplante islamkritische Witzfiguren verzichtet.

Ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Bei so großen Menschenansammlungen ist nun mal Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Aber es zeigt auch, wie weit es mit uns gekommen ist. Ich will nicht gleich von „Unterwerfung“ sprechen, aber eine kräftige Prise Unterwürfigkeit ist es doch. Klugheit und Feigheit haben nun mal eine gewisse Schnittmenge.

An katholische Witzfiguren hat man sich im hillige Kölle durchaus schon herangetraut, wenn auch behutsam wie die Igel bei der Paarung. Humorlose Katholiken stürzen sich ja auch nicht gleich mit Schnellfeuergewehren auf die Humorproduzenten. Das tun nur Islamisten. Da verzichtet man schon mal auf Lachsalven in diese Richtung.

Wie weit könnte die Unterwürfigkeit der Karnevalisten gehen und welche Formen könnte sie annehmen? Folgt man Michel Houellebecq auf seiner Romanreise durch ein islamisches Frankreich und überträgt man sie auf den rheinischen Karneval, so dürften die ersten Opfer die Tanzmariechen sein. Unbekleidete oder unbekleidet aussehende Mädchenbeine haben in einer islamischen Zukunft nichts mehr zu tanzen. Also: Abgang, liebe Mädels.

Die kölnische Jungfrau hingegen wird im Dreigestirn verbleiben können, da ihr wesentliche Voraussetzungen einer männerverwirrenden Mädchenhaftigkeit fehlen. Allerdings müsste wohl auch sie/er ein bodenlanges Beinkleid tragen. Ob ein prophetischer Bart verlangt würde, ist unklar. In diesem Fall wäre das Ideal eine Art Conchita Wurst ohne Gesang.

Auch das Stippeföttche muss nicht auf der Strecke bleiben, da bei diesem rückwärtigen Körperkontakt keine Frauen im Spiel sind.

Der Kern des Kölner Karnevals bliebe also im Großen und Ganzen erhalten.

Im Übrigen käme die Unterwerfung, wie Houellebecq sie voraussieht, ganz anders als unsere akute Angst es befürchten lässt. Sie käme nicht mit Waffengewalt sondern scheibchenweise und freiwillig. Eine freiwillige Unterwerfung wäre quasi das ideale Endstadium der Unterwürfigkeit.

Eine solche freiwillige Unterwerfung enthielte die gleichen Elemente aus Verlockung und Sehnen wie Goethes Fischer und sein feuchtes Weib: Halb zog sie ihn, halb sank er hin. Das Sehnen nach Unterwerfung wäre das Sehnen nach Ruhe und Sicherheit. Die Verlockung wäre auch im Falle der Houellebecqschen Islamisierung wie bei Goethe weiblicher Natur: als Polygamie.

So also sähe die Zukunft des Karnevalisten aus: Statt Huppedohlen während der Prunksitzung gäbe es bis zu vier Frauen aller Alters- und Attraktivitätsklassen am heimischen Herd.

Houellebecq bringt als Beispiel einer künftigen häuslichen Szene eine exzellent kochende rundliche Matrone ins Spiel und dazu eine jugendliche Schöne, die nur dort rund ist, wo der Hausherr es sich wünscht. Dabei hält er die Möglichkeit zweier weiterer zwischen diesen beiden Polen gelagerter Frauen durchaus offen.

Das ist, alles in allem, doch eine recht interessante Perspektive, für die man sich als Karnevalist durchaus offen zeigen könnte. Mit anderen Worten: Eine gewisse Islamisierung wäre im Karneval zu verkraften. Man würde auch in einer solchen Zukunft aus voller Männerkehle ein dreifaches Alaaf und Helau rufen können.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Dirk Ahlbrecht / 30.01.2015

Zunächst musste ich überhaupt erst einmal schauen, Herr Bohnhorst, was “Stippeföttche” bedeutet. Dank Google und Youtube bin ich jetzt schlauer. Es ist ferner keine Frage, dass die Versuchung für Männer den Islam betreffend exakt aus dieser Richtung kommt: Nämlich die Sache mit den mehreren Frauen, die man sich als Mann dort nehmen kann. Es gibt nicht wenige Männer, kommt man in Gesprächen auf dieses Thema, die sich mit diesem Teilaspekt des Islams durchaus anfreunden können; so zumindest mein sicherlich subjektiver Eindruck. Nun, die Schattenseiten überwiegen dann aber wohl doch bei weitem, wenn es um den Islam in Gänze geht. Und ob ein “Cherry Picking” im Islam möglich ist, steht wohl eher dahin. Wenn denn der Aspekt mit der Vielweiberei im Islam für sich genommen überhaupt ein positiver Aspekt ist. Denn mit der islamischen Vielweiberei ist es doch im Grunde genommen wie mit dem Euro. Deutschland profitiert auf den ersten Blick ungeheuer von dessen Einführung - folgt man zumindest der Politik hierzulande. Schaut man allerdings etwas genauer hin, dann erscheinen vor allem die langfristigen Perspektiven gar nicht mehr so hell und klar. Ganz zu schweigen von jenen Folgen, die die Euro-Einführung schon heute für jene Länder hat, deren Volkswirtschaften dem Euro nicht gewachsen sind. Und deren Zustand sich tagtäglich verschlechtert. Es sich doch die Frage stellt wie positiv der Euro zu sehen ist, wenn ich zwar (vermeintlich) profitiere; aber die Mehrzahl der anderen eher nicht - und was dies vor allem auch langfristig für mich ganz persönlich bedeutet. Übertragen auf die Vielweiberei heißt dies wohl: Ist es wirklich erstrebenswert meine vermeintlichen Vorteile auf Kosten anderer auszuleben? Es mich ferner unendlich Kraft und Nerven kostet diesen Zustand tagtäglich aufrechtzuerhalten? Wäre es da nicht einfacher ich spare mir das Ganze und gebe auch dem anderen Raum und Freiheit? Zum Vorteil des anderen, der letzten Endes aber auch mein Vorteil ist? Denn im Grunde genommen geht es im Islam (aber nicht nur dort) am Ende aller Tage doch um eines: Die Männer haben Angst vor Konkurrenz. Sie haben Angst davor, Frauen messen möglicherweise anderen Männern einen höheren Wert zu als einem selbst. Wenn ich mich diesen Ängsten hingegen stelle, und ich dabei lerne mein persönlichen Wert zu kennen und zu schätzen, dann, ja dann, bin ich am Ende frei.

Frank Mora / 30.01.2015

Je suis charlie! Auf Kölsch. Auf Westdeutsch. Da kann man sich wieder in die wohlige Manufactumdecke auf dem IKEA-Sofa einmummeln und mit Abscheu und Entsetzen auf die “Kämpfer gegen die Islamisierung des Abendlandes” im tiefen Ossiland herabblicken. Man kann “Courage” zeigen und “Gesicht”, wenn man gemeinsam mit dem Juste Milieu aus Intellektuellen, Politikern, freigestellten Studenten und Beamten und (fast allen) Journalisten sich mutig den Opas in Dresden entgegenstellt und sie am Demonstrieren hindert. Beifallklatschend der Antifa-SA, die nicht “Gesicht zeigt”, aber die Rute. Und sich über die angebliche Lügenpresse, so tituliert von den etwas retardierten Sachsen, aufregen. Die übrigens vollstes Verständnis für die Oberjecken aus Köln zeigt. Wo kämen wir denn da hin. Je suis charlie etwa ernst nehmen… Und Courage zeigen… Und Gesicht…

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Rainer Bonhorst / 17.04.2024 / 10:00 / 31

​​​​​​​Die Bayer(n)-Revolution

Rekordmeister Bayern muss den Meistertitel an Bayer abgeben. Ein Menetekel für die Politik? Wie wird es weitergehen? San mir net mehr mir? Ist rheinisch das…/ mehr

Rainer Bonhorst / 13.02.2024 / 12:00 / 39

Gendern im Fußball? Fans zeigen rote Karte!

Wie woke soll der Fußball sein? Oder genauer: Wie viele Geschlechter soll der Fußball kennen? Es wird Zeit, mal wieder auf den Fußballplatz zu gehen.…/ mehr

Rainer Bonhorst / 04.02.2024 / 14:00 / 33

Gedanken beim Demo-Gucken

Im Grunde haben wir ja Glück, dass in Deutschland die Verhältnisse so klar sind. Wir haben keine dunkelhäutigen Politiker in Berlin, die die Frechheit besitzen…/ mehr

Rainer Bonhorst / 30.01.2024 / 06:15 / 88

Danke! Die ungehaltene Rede auf meiner Traum-Demo

Ich habe einen Traum. Den hab ich öfter mal, aber jetzt hat er sich aus aktuellem Anlass wieder gemeldet. Weil ich in den letzten großen…/ mehr

Rainer Bonhorst / 24.01.2024 / 11:30 / 65

Ich wäre gerne mitmarschiert

Schade, ich bin zu den großen Demonstrationen gegen rechts leider zu spät gekommen. Ich wäre so gerne mitmarschiert. Aber ich war zu langsam. Weil ich…/ mehr

Rainer Bonhorst / 09.01.2024 / 16:00 / 27

Der Libero – nicht nur auf dem Platz

Franz Beckenbauer ist tot. Der erste Superstar des deutschen Fußballs, Weltmeister als Spieler und als Trainer, zuweilen als „Lichtgestalt“ verklärt. Dank seiner heiteren Gelassenheit konnte…/ mehr

Rainer Bonhorst / 25.12.2023 / 12:00 / 42

Die Einsamkeit der Politiker

Ist es ein Zufall, dass die rotgrüngelbe Koalition dieser Tage ein „Strategiepapier gegen Einsamkeit“ auf den Markt geworfen hat? Natürlich nicht. Erstens ist Weihnachtszeit und…/ mehr

Rainer Bonhorst / 01.12.2023 / 06:15 / 75

Kommt jetzt die Genderwende?

Während Heizungswende, Energiewende und Ernährungswende auf Widerstand stoßen, bahnt sich eine echte Wende an: Die unselige Genderei scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben, immer mehr…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com