Gastautor / 16.12.2011 / 19:50 / 0 / Seite ausdrucken

Tims Straßenansichten: Eine Nacht in Nord-Kalifornien

In loser Folge stelle ich hier alltägliche Orte in Kalifornien vor - und kleine Geschichten, die hinter der Fassade spielen. Wer möchte, kann den Schauplatz des Geschehens jeweils auch hier per Google-Street View aufsuchen. (der Ort liegt dieses mal ein bisschen ab vom Schuss und daher ist nur die normale Kartenansicht verfügbar).

Garberville

Das Örtchen liegt etwa vier Stunden nördlich von San Francisco. Es wird dunkel und ich beschließe hier zu übernachten. Die Temperatur liegt bei winterlichen acht Grad. Das Straßenbild wird von riesigen Pick-Up-Trucks geprägt. Der Dresscode besteht aus einer Kombination von kariertem Flanellhemd und langem Vollbart. Der örtliche Saloon ist dunkler als der tiefste nordkalifornische „Redwood-Forest“. Und die Besucher stehen noch dichter zusammen als die Redwood-Bäume, allerdings nicht so gerade.

Neben der Tankstelle, dem Zentrum der kapitalistischem Verschwörung auf der etwa 800 Meter langen Hauptstraße, hat es sich die Occupy-Garberville-Bewegung gemütlich gemacht. Ein paar Meter weiter, an der Auffahrt zum 101-Highway, steht ein Teil der Protestler und versucht nach San Francisco zu trampen. Die Solidarität der Autofahrer hält sich aber in engen Grenzen.

Das chinesische Restaurant schließt um 8 Uhr - man nennt das „Winter-Hours“. Ich finde im örtlichen Kino Unterschlupf. Von den rund 150 Plätzen sind neun belegt. Ein paar Reihen weiter vorne murmmelt ein Mann: „Ich habe in diesem Kino schon mehr Leute gesehen“ und fügt an: “Kein Wunder bei der Kälte hier drin“. Sein Gesicht kann ich nicht erkennen,  nur Baseball-Cappy und Pferdeschwanz. Die Dame neben mir hat sich die Kapuze ihrer Daunenjacke tief ins Gesicht gezogen. Es ist so kalt, dass sie meinen Atem vor der Leinwand aufsteigen sieht.

Maggy, die Ticketverkäuferin tritt vor das Publikum und versichert, dass die Heizung voll aufgedreht sei und es bald wärmer würde. Und dann sagt sie noch: „Außerdem spielt unserer heutiger Film ja in der Karibik“. Auf dem Programm steht „The Rum Diary“ mit Jonny Depp in der Hauptrolle. Im Anschluss an die Vorstellung, bedankt sich Maggy mit Händedruck bei jedem Gast persönlich fürs Kommen und entschuldigt sich für den niedrigen Wirkungsgrad der Heizung: „Jetzt kommt es Dir draußen nicht mehr so kalt vor“.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Gastautor / 17.04.2024 / 13:00 / 15

Islamismus: Täter und Wohltäter

Von Sam Westrop. Die globale islamistische Wohltätigkeitsorganisation Islamic Relief arbeitet mit hochrangigen Hamas-Beamten zusammen, darunter der Sohn des Terroristenführers Ismail Haniyeh. Während Mitglieder des Europäischen Parlaments im Januar…/ mehr

Gastautor / 13.04.2024 / 15:00 / 6

Aufbau eines menschenwürdigen Gazastreifens (2)

Von Daniel Pipes. In Live-Interviews auf Al Jazeera und in anderen arabischen Medien machen immer mehr Bewohner des Gazastreifens ihrer Abneigung gegen die Hamas Luft.…/ mehr

Gastautor / 06.04.2024 / 14:00 / 13

Der Westen muss Geiselnehmer ächten – nicht belohnen

Von Michael Rubin. US-Präsident Joe Biden erlaubt es der Hamas, Geiseln als Druckmittel für Zugeständnisse Israels einzusetzen. Diese Haltung ist inzwischen eher die Regel als die Ausnahme,…/ mehr

Gastautor / 02.04.2024 / 06:25 / 60

„Traditional Wife“: Rotes Tuch oder Häkeldecke?

Von Marie Wiesner. Der „Tradwife“-Trend bringt die Verhältnisse zum Tanzen: Junge Frauen besinnen sich auf das gute alte Dasein als Hausfrau. Irgendwo zwischen rebellischem Akt und Sendungsbewusstsein…/ mehr

Gastautor / 30.03.2024 / 14:00 / 6

Islamische Expansion: Israels Wehrhaftigkeit als Vorbild

Von Eric Angerer. Angesichts arabisch-muslimischer Expansion verordnen die westlichen Eliten ihren Völkern Selbstverleugnung und Appeasement. Dabei sollten wir von Israel lernen, wie man sich mit…/ mehr

Gastautor / 30.03.2024 / 06:00 / 42

Warum will die Generation Z nach „Old Money“ aussehen?

Von Marie Wiesner. Der „Old-Money-Look“ ist ein gefragter Trend unter jungen Leuten. Was steckt hinter dem Bedürfnis der Generation Z, nach altem Geldadel auszusehen? Vielleicht…/ mehr

Gastautor / 29.03.2024 / 12:00 / 4

Die Kettenhunde des Iran

Von Jim Hanson and Jonathan Spyer. Der Iran ist der größte staatliche Sponsor des Terrorismus. Dieses Dossier beschreibt die wichtigsten iranischen Stellvertreter und die Kontrolle, die das…/ mehr

Gastautor / 18.03.2024 / 12:00 / 19

Pubertätsblocker-Verbot: Wer folgt dem Beispiel Englands?

Von Martin Voigt. In Großbritannien bekommen Kinder und Jugendliche, die sich als Transgender identifizieren, künftig keine Pubertätsblocker mehr. Das sollte auch die Debatte in Deutschland…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com