Das Meinungsforschungs-Netzwerk „Arab Barometer“ hat eine umfassende Studie über die gesellschaftspolitischen Einstellungen in Tunesien, Libyen, Algerien, dem Libanon, Marokko, Ägypten, dem Sudan, den Palästinensergebieten, Jordanien, dem Irak, und dem Jemen vorgestellt. Laut „BBC News“ wurden in den Jahren 2018 und 2019 über 25.000 Menschen in diesen Ländern befragt. Es handle sich daher um die größte Meinungsforschungsstudie, die jemals im Nahen Osten und Nordafrika durchgeführt worden sei.
Laut „BBC News“ sind die Menschen in der arabischen Welt etwas weniger religiös geworden. Bei der letzten „Arab-Barometer“-Umfrage im Jahr 2013 hätten 8 Prozent der Befragten angegeben, nicht religiös zu sein. Jetzt seien es 13 Prozent. In allen Staaten außer Algerien habe die Mehrheit angeben, dass eine Frau Premierministerin oder Präsidentin werden könne. Anders sieht es im häuslichen Leben aus. Hier habe sich in allen Ländern außer Marokko eine Mehrheit dafür ausgesprochen, dass der Mann bei Familienentscheidungen das letzte Wort haben sollte.
Die Akzeptanz der Homosexualität ist laut „BBC News“ in den meisten Ländern gering oder sehr gering. Am tolerantesten sei Algerien mit 26 Prozent Akzeptanz, am intolerantesten die Palästinensergebiete mit 5 Prozent. Sogenannte „Ehrenmorde“ sind nach Angaben von „BBC News“ akzeptierter als Homosexualität. Die höchste Akzeptanz hätten Ehrenmorde in Algerien (27 Prozent), die niedrigste in Tunesien, dem Libanon und den Palästinensergebieten (jeweils 8 Prozent).
Der beliebteste Politiker in der arabischen Welt ist laut „BBC News“ Recep Tayyip Erdoğan. 51 Prozent der Befragten hätten die Politik des türkischen Staatspräsidenten positiv beurteilt. In sieben der elf untersuchten Staaten habe mehr als die Hälfte der Befragten ein positives Bild von Erdoğan. Lediglich im Libanon, in Libyen und in Ägypten sei der russische Präsident Wladimir Putin noch beliebter als der türkische Präsident. In acht der elf untersuchten Staaten wird nach Angaben von „BBC News“ Israel als größte sicherheitspolitische Bedrohung wahrgenommen. Lediglich im Jemen und im Irak fühlten sich die Menschen mehr durch den Iran bedroht als durch Israel. In Tunesien hätten die meisten Befragten angegeben, dass die USA die größte Bedrohung seien.
In jedem Land gab laut „BBC News“ mindestens ein Fünftel der Studienteilnehmer an, auswandern zu wollen. Am auswanderungsfreudigsten seien Jordanien, Marokko und der Sudan mit Werten über 40 Prozent. Die beliebtesten Wunschziele für die Immigration sind laut „BBC News“ Europa, Nordamerika und die Golfstaaten.