Die FDP hat einen asiatisch aussehenden Vorsitzenden. Das wurde jetzt in Hessen bekannt. Wie konnte das herauskommen? Jörg Uwe Hahn, der Chef der hessischen Liberalen, hat es versehentlich verraten, als er in einem Interview sagte, er möchte „gerne wissen, ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu ertragen“.
Hahns leichtfertige Äußerung über Philipp Röslers asiatisches Aussehen kam nur wenige Tage nach den Enthüllungen über Rainer Brüderles Thekengespräche. Es riecht nach einer Kampagne. Warum sonst musste man Philipp Röslers asiatisches Aussehen ausgerechnet jetzt an die große Glocke hängen? Warum hat man sein Aussehen nicht bis nach der Wahl unter Verschluss gehalten? Zu spät. Die Medien haben sich genüsslich auf diese hoch delikate Information gestürzt. Erschwerend kommt hinzu, dass man die Sache nicht als bloßes Gerücht abtun kann. Röslers asiatisches Aussehen lässt sich empirisch belegen.
Bei einer gründlichen Betrachtung der Physiognomie Philipp Röslers stellt sich in der Tat heraus, dass sie sich in wesentlichen Punkten von der des klassischen Niedersachsen unterscheidet. Stellen wir ihn zum Beispiel neben die Niedersachsen Gerhard Schröder und Christian Wulff, so fällt auf, dass Philipp Rösler sich von beiden stärker unterscheidet, als Wulff und Schröder sich voneinander unterscheiden. Ein klarer Fall. Er wird allerdings etwas kompliziert, wenn man Rösler neben eine andere prominente niedersächsische Person stellt. Der ehemaligen Bischöfin Margot Käßmann sieht Rößler bei weitem nicht so ähnlich wie den beiden erwähnten Niedersachsen. Verglichen mit ihr sind Schröder, Wulff und Rösler eher ähnlich aussehende Personen.
Dies hat damit zu tun, dass es sich bei Margot Käßmann – anders als bei Schröder, Wulff und Rösler - um eine weiblich aussehende Person handelt. Diese Eigenschaft teilt sie mit der Bundeskanzlerin, obwohl diese nicht aus Niedersachsen sondern aus Brandenburg-Vorpommern kommt.
Wir halten fest: Personen können auf unterschiedliche Weise und aus unterschiedlichen Gründen unterschiedlich aussehen.
Diese verwirrende Erkenntnis wäre uns erspart geblieben, wenn Jörg Uwe Hahn den Mund gehalten hätte. Aber nein, er musste ausplaudern, dass Philipp Rösler asiatisch aussieht. Ohne Hahns Hinweis würden wir heute noch rätseln: „Komisch, wie der Rösler aussieht! Einen Niedersachsen hab ich mir immer ganz anders vorgestellt. Mehr wie ein Pferd, Oder so.“ Aber nun ist das Geheimnis gelüftet. Alle sind peinlich berührt und flüstern sich zu: „Haste schon gehört? Der Rösler sieht asiatisch aus.“ „Echt? O Mann. Hoffentlich erfährt das die Kanzlerin nicht.“
Aber das wird sich wohl nicht mehr vermeiden lassen. Rösler bleibt nur noch die Flucht nach vorn. Er muss vor die Wähler treten und klipp und klar bekennen: „Jawohl, ich sehe asiatisch aus. Und ich übernehme die volle politische Verantwortung dafür.“