Als gelegentlicher Achse-Autor lese ich mit Verblüffung, dass in diesem von mir geschätzten Blog plötzlich eine Frage aufgetaucht ist, die in gebildeten Kreisen wohl so formuliert würde: Quo vadis, Achse? Ich habe auf diese Frage eine ganz persönliche Antwort. Sie hat damit zu tun, wie ich Journalismus gelernt habe. Es ist schon lange her, aber die erste Journalistenregel, die ich gelernt habe und die ich unverändert gut finde, geht so:
Schreib, was ist.
Also nochmal zum Mitschreiben: Schreib, was ist.
Nicht gelernt habe ich: Lieber Reporter, geh mit einem fertigen Weltbild los und schreib nicht, was ist, sondern schreib, was in dein Weltbild passt, und lass weg, was nicht rein passt.
Das wäre ja auch ein absurder Auftrag. Aber nicht so absurd, wie es scheint. Es gibt einen Journalismus, der die Fakten kräftig einfärbt, ehe er sie berichtet. Oft aus den besten Motiven. Aber sauberer Journalismus ist das nicht.
Und was ist mit dem Kommentieren? Was soll schon sein. Ist ganz wichtig. Die Achse lebt davon. Aber es gibt eine Reihenfolge. Erst die Fakten unverstellt betrachten, dann sagen, was man davon hält. Also nicht kommentieren, was man gerne sehen möchte, sondern kommentieren, was man sieht, wenn man die Augen aufmacht. Man kann zwar auch kommentieren, was man mit halb geschlossenen Augen selektiv wahrnimmt. Aber sauberer Journalismus ist das nicht.
Fakten, unverstellt wahrgenommen und frei kommentiert, auch wenn das gängige Weltbilder stört – so mag ich die Achse. Kommentare zur wirklichen Welt und nicht zu einer Wunschwelt – die finde ich in der Achse. Und das ist gut so, um einen prominenten Berliner zu zitieren.
Man kann auch ganz einfach sagen: Sich nichts vormachen und selber denken, auch wenn das den Statuten des einen oder anderen Meinungsklubs widerspricht.
Was für Meinungsklubs? Ja, die haben wir im Land der hunderttausend Vereine. Linke, rechte, mittlere, große, kleine, pseudolinke, edellinke, rabaukenrechte, spießigrechte und so weiter. Es wärmt ja auch das Herz, sich in einem Meinungsverein akzeptiert und geborgen zu fühlen. Und solche Vereine sind, wenn sie sich Parteien nennen, zur Durchsetzung politischer Vorstellungen nicht nur notwendig sondern von unserer Verfassung vorgesehen.
Aber für den Journalismus gilt ein anderer Verfassungsgrundsatz, nämlich der der freien Meinungsäußerung. Und frei ist vor allem, wer sich seine Meinung bildet, ohne nach links oder nach rechts auf irgendwelche Meinungsvereine zu schauen.
Soll man es liberal nennen? Liberal kann vieles sein, auch ein Meinungsklub und auch ein Klub der Meinungslosen. Wirklich liberal ist, wer sich frei und unabhängig seine Meinung leistet und sich freut, wenn andere das auch tun. Finde ich jedenfalls. Und das finde ich auf der Achse.
Wie bitte? Das sind lauter Binsenweisheiten?
Stimmt.