Komisch, nach den E-Mails des Herrn Klitschko an den litauischen Präsidenten-Beraters Laurynas Jonavicius geht irgendwie etwas anderes hervor. Zum Beispiel schreibt Herr Klitschko dort “....Besonderen Dank an die litauischen Freunde für die finanzielle Unterstützung…..” Oder “Nach unserem Telefongespräch bin ich der Meinung, es wäre nützlich den Besuch einiger hochrangiger Funktionäre der EU zu planen. Der Maidan braucht ständige moralische Unterstützung.” Umbrüche aus der Mitte einer Gesellschaft sehen irgendwie anders aus. Und zum Schluß ein Schmackerl: “....Ein anderes Problem das ich ansprechen möchte ist, dass Janukowitsch sich zurückhält. Das sieht verdächtig aus. Was hat er vor?...” sowie “Ich werde alles was ich kann dafür tun, den Erwartungen meiner europäischen Partner zu entsprechen. Ihr Kollege ist angekommen und hat mit meinem Team angefangen zu arbeiten. Er ist ein echter Profi und ich denke seine Dienste werden notwendig sein gerade wenn das Land destabilisiert ist .” (Anm.: bitte beachte - die Zeitform ist Futur!) Na das ist doch mal eine prächtige Revolution - oder?
Strategischer Irrtum des Westens gegenüber Russland Der Westen mit seinem “liberalen Internationalismus” bildet sich ein, durch die Unterstützung “post-kolonialer” “Emanzipationsbewegungen eine bessere Welt herzustellen. Dekonstruktion, wobei Fragen der Konstruktion stabiler Verhältnisse völlig außen vor bleiben. Dafür braucht man im einfachen neo-wilsonianischen “liberalen” Denken personalisierte Feinde. Von Ghaddafi über Mubarak bis zu Assad und Putin. Da ist jede “Opposition”, jeder “Aktivist” der “Gute” - die Anderen die Bösen. Nicht, dass ich einen dieser Autokraten mögen würde. Doch sie sind die Produkte der sie umgebenden sozialen Systeme. Und dass auf der Welt ein primitiver, gewalttätiger Islam anarchische Zustände herbei sehnt und dass tribalistische Strukturen dauerhaft weite Teile Afrikas bestimmen, will man nicht wahrhaben. Kolonialmächte oder Schurken sind Schuld am Bösen der Welt. Es kann aber sein, dass die selbst ernannten “Guten” die Welt in die Katastrophe führen - mit dem Imperialismus des Moralismus. Der Strukturelle Realismus Waltz’ oder der klassische Realismus Morgenthaus - sie warnen vor einer Moralinfusion der Politik. Das Denken in Einflusssphären ist real, und der US-Hegemonialanspruch wird mit subversiiven Mitteln aufrecht erhalten. Es ist Zeit, offen die Einflusssphären zu markieren. Putin ist jedenfalls keiner, der einen Krieg durch Fehlperzeptionen auslöst. Putin war nicht der Aggressor in Georgien, sondern Saakashvili; Putin verteidigt strategisch nur das Minimum: Mittelmeerhafen, Schwarzen Meer-Hafen, Zweitschlagsfähigkeit der Nuklearwaffen. Das ist legitimes Interesse. Wie weit man in Deutschland das strategische Denken verlernt hat - klar die ominösen 12 Jahre - würde Bismarck und Clausewitz sehr weht tun.
@Thomas Rietzschel: Klar haben die Russen nun die “sozio-politische Lage” stabilisiert und es wagt dort im Moment keiner, auch nur ein Steinchen vom Boden aufzuheben. Chruschtschow schenkte einst die zuvor immer russische Krim seiner Heimat Ukraine; die immer noch mehrheitlich russischstämmige Krimbevölkerung begrüsst die Intervention von Putin. USA-EU sollten sich da völlig raushalten; endet sonst im gleichen Fiasko wie 2008 in Georgien/Südossetien, die Anfänge (USA-EU Agitationen) waren dort die selben. Gab es überhaupt je eine militärische Drohgebärde einer Grossmacht, ob nun Russland, USA oder China, die nicht auf lächerlichen Argumentationen basierten? Im Flüchtlingslager Yarmouk, dem zusammengeschossenen Viertel in der syrischen Hauptstadt Damaskus lässt man die Palästinenser auch lieber verrecken, weil sich die Grossmächte mit Ihren Drohgebärden gegenseitig neutralisieren, anstatt gemeinsam militärisch einzugreifen! Dagegen ist diese ganze Aufregung um die Krim halt schon ziemlich verlogen!
Tja, wenn jetzt Ronald Reagan im Weißen Haus säße…
Natürlich steckt Putin sie alle in die Tasche. Zum Neid ist aller Anlaß, Herr Rietzschel, verfügt doch V. P., im Unterschied zur EU- Ochlokratie, über Intelligenz und Strategieerfahrung. Interessant finde ich, dass Sie nicht auf das Hofieren von J. Timotschenko durch unsere Bundeskanzleuse eingehen. . Wie auch immer: das Dilemma haben Sie erst gar nicht erkannt. Wenn wir davon ausgehen, dass es “der” Ukraine schlecht geht: was sind die Alternativen zur alten Herrscherclique? . Eben. Die Ukraine ist ein Kunstgebilde, dass man -Vorbild: die Tschoslowakei- in (mindestens) 2 kleinere Staaten aufteilen sollte (warum nicht 3, das 3. Gebiet [die Krim] kommt als “autonome Republik” nach Rußland). Aber dafür reicht die Phantasie wieder nicht, schon klar… ————————- Interessant finde ich die Ausführungen von “hinter der Fichte” und von Paul Craig Roberts, aber das nur am Rande.
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