Rainer Bonhorst / 15.02.2015 / 22:41 / 4 / Seite ausdrucken

Lachen ist lebensgefährlich

Braunschweig gehört nicht zu den höchsten Hochburgen des deutschen Karnevals. Da denke ich eher an Münster. Denn dort singt man in diesen Tagen: „Westfalenland, Westfalenland ist wieder außer Rand und Band.“ Aber wer weiß, vielleicht wäre ja auch Braunschweig außer Rand und Band, wenn den Braunschweigern ein Möchtegern-Terrorist nicht den Spaß verdorben hätte.

Islamistische Extremisten sind die schlimmsten Spaßbremsen unserer Tage. Sie greifen vor lauter Humorlosigkeit sogar zur Waffe und zur Bombe. Oder haben sie nur einen besonders vertrackten Humor? In Dänemark beendete einer eine Debatte über die Meinungs- und Humorfreiheit mit tödlichen Schüssen. Das war eine klare Ansage: Wir dulden keinen Humor. Wer lacht, wird erschossen. Aus diesem Grund leisteten ja auch die Kölner Karnevalisten vorauseilenden Humorverzicht, indem sie einem Juxwagen mit islamischen Motiven die Scherzerlaubnis entzogen.

Ist das die eigentliche Islamisierung? Allgemeines Humorverbot? Es sieht so aus.

Komisch, dass man in etwas linkeren Kreisen dieses Ärgernis immer gleich auf ein thematisches Abstellgleis schiebt. Man sagt nicht: „Diese verdammten Spaßverderber. Denen sollte man den Spaß verderben.“ Nein, man sagt: „Hoffentlich spalten die Anschläge der Humorlosen nicht unsere Karnevalsgesellschaft. Und hoffentlich sind die Anschläge nicht Wasser auf die Mühlen derer, die immer so böse Witze über die Humorlosen erzählen. Schließlich haben diese Humorlosen absolut nichts mit dem wahren, Sie wissen schon, mit dem wahren Humor zu tun.“

Woher kommt diese Langmut? Ganz einfach: Viele der Langmütigen finden Humor sowieso blöd. Sie finden, man sollte das Lachen möglichst vermeiden. Auf keinen Fall darf man über Minderheiten lachen. Und da wir alle irgendwie eine große Minderheit sind, lacht man am besten überhaupt nicht. Sicher, man sollte einen, der lacht, nicht gleich erschießen. Aber irgendwie ist der es doch selber schuld. Es hat ihn ja keiner gezwungen zu lachen. Schon gar nicht so dreckig.

So werden wir in eine Gesellschaft des heiligen Ernstes umgewandelt. Vor allem von den schießwütigen Humorlosen. Aber auch von denen, die Humor aus menschenrechtspolitischen Gründen ablehnen.

Im Karneval und im Fasching fällt das alles nicht weiter auf. Wo Alaaf und Helau gerufen wird, da hat es der Humor schon immer schwer gehabt. Aber am Aschermittwoch sollte eigentlich alles vorbei sein. Dann sollte man eigentlich wieder befreit auflachen können. Aber daraus wird wohl nichts. Das Lachen ist neuerdings lebensgefährlich.

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Leserpost

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Susanne Baumstark / 16.02.2015

Sehr geehrter Herr Bonhorst, können Sie wirklich nur über religiöse Karikaturen lachen? Und warum gerade darüber?

Doderich von Schwarzen / 16.02.2015

“Braunschweig gehört nicht zu den höchsten Hochburgen des deutschen Karnevals.” - Doch! Der Braunschweiger “Schoduvel” ist Norddeutschlands (Münster eingeschlossen….) größter Karnevalsumzug…. ansonsten: Zustimmung…

Dr.Hans-Joachim Radisch / 16.02.2015

Inzwischen geht es nicht mehr um Lachen oder Nichtlachen, um Bedrohung durch Islam oder Islamisten: Ab sofort bedrohen uns alle die Politiker, Bürgermeister und Stadtverwaltungen, die uns zu ihren Tanzäffchen degradieren, indem sie uns inzwischen ganz nach ihrem Belieben verbieten, daß wir in größeren Ansammlungen schimpfen oder lachen. Schon längst haben unsere Politiker entdeckt, daß sie schlichtweg jede Veranstaltung, wo und zu welchem Zweck auch immer, durch den bloßen Hinweis auf einen bedrohenden Telefonanruf oder irgendeine schriftliche tatsächliche oder angebliche Drohbotschaft unter Angabe ihrer angeblichen menschenfreundlichen Fürsorge unterbinden können. Völlig unüberprüfbar für den Bürger kann inzwischen mit geringfügigstem Aufwand durch tatsächliche Bösewichte oder bestellte Aktionen der vermeintlich freie Bürger an die Marionettenschnüre von Politik und Verwaltung genommen werden. Es wird daher Zeit, daß der mündige Bürger mehr Mut und Risikobereitschaft aufbringt als seine politischen Vertreter. Würden in Staaten wie Israel die Verwaltungen versuchen, die Bürger derartig weitgehend durch angebliche Bedrohungen in Angst und Schrecken zu versetzen wie bei uns, würde dort öffentliches Leben schon seit Jahrzehnten nicht mehr stattfinden. Den Bewohnern Deutschlands ist - entschieden gegen die klare Intention unserer Politiker, die uns als leicht dirigierbare Angsthasen wünschen - der Mumm zu wünschen, den die Regierungen von Norwegen und Dänemark nach den dortigen Terroranschläge wie selbstverständlich bei ihren Bürgern voraussetzten. Dort gibt es nämlich noch die Politiker, die nicht voller Ängste vor den eigenen Bürgern leben. Dort getrauen sich Politiker zu proklamieren, die Bürger sollten sich auch von Terror nicht davon abbringen lassen, ihr Leben so zu führen und zu gestalten, wie vor den Terroranschlägen. Gefahrtragung ist nicht nur Dienstpflicht für Polizisten und Soldaten, sie ist Bürgerpflicht auch für jeden Normalsterblichen.  Erst wenn wir dieses gemeinsam nach Draußen glaubhaft kommunizieren, können wir Politik und Verwaltung wieder respektvollen Umgang mit den Bürgern beibringen, von denen wir uns weder Meinungen noch Versammlungen versagen lassen dürfen. Vor allem potentiellen Terroristen würde der demonstrative, von den Bürgern   kollektiv zur Schau getragene Langmut gegenüber terroristischer Bedrohung die Sinnlosigkeit ihres Unterfangens deutlich machen, selbst durch Mordanschläge gegen eine größere Anzahl von Menschen eine gefestigte nach “zig” Millionen zu zählende Gesellschaft gefügig zu machen. Zumindest unseren eigenen Politikern sollten wir jedenfalls ganz schnell den Eindruck nehmen, sie könnten uns mit terroristischer Bedrohung - sei sie real oder nur “gefaked”  - lenken und nach ihren Wünschen drangsalieren. Müßten wir erst alle den “Hooligan” in uns entdecken, um auch unsere Politiker und Verwaltungen an die Einhaltung der grundsätzlichsten demokratischen Spielregeln zu gemahnen, ginge sonst einiges an gepflegter “Debattenkultur” verloren…

Thomas Schmied / 16.02.2015

Warum fällt mir bei dieser Überschrift Umberto Ecos bekanntestes Werk ein, in dem es auch um die panische Angst totalitärer Geister vor dem Humor geht? Das könnte uns lehren, diese scharfe Waffe viel bewußter einzusetzen.

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