Nah dran zu sein - das ist die Stärke von guten TV-Dokumentationen. Nah dran an Phänomenen, an die der Zuschauer so nicht herankommt - oder an die er sich nicht herantraut. „Koran im Kopf“ von Antonio Cascais und Marcel Kolvenbach ist so eine Dokumentation. Sie erzählt, wie der Kölner Moslem Barino B. zum Islamisten wurde. Fast zwei Jahre haben die Journalisten den jungen Mann mit der Kamera begleitet, sie haben beobachtet, Fragen gestellt, zugehört. Trotzdem wahrt der Film Distanz. Weder geht er dem Protagonisten auf den Leim, noch macht er ihn durch direkte Kritik zum Märtyrer. Er berichtet über einen Einzelfall, der dennoch repräsentativ ist für jenes Milieu junger Muslime, aus dem sich die vielfältigen islamistischen Zirkel in Europa rekrutieren.