In der Welt am Sonntag spricht Berlins Innensenator Körting, und wie es scheint, hat er sich einen neuen Blasenschreiber zugelegt. „Kante zeigen“, auch noch „klipp und klar“ und „nicht so weichgespült, wie es die GEW gerade tut“, „ich muss nicht jeden Migranten in den Arm nehmen, verhätscheln und ihm eine falsche Opferrolle zuweisen.“
Diese Flexibilität ist erstaunlich und zeigt, dass Politiker erkennen können, was von ihnen erwartet wird, wenn sie nur fürchten müssen, dass sie bald nicht mehr diejenigen sein könnten, von denen es erwartet wird.
„Die Neigung, Minderheiten zu zeigen, wer der Herr im Hause ist, muss sofort unterbunden werden.“ Und das an die Adresse der arabotürkischen Mehrheit an Schulen und in Bussen, so was hätte es vorige Woche nicht gegeben. Da war die offizielle Linie noch, dass man den Herren zuvorkommt, damit sie es nicht nötig haben. Oder wie der Integrationsbeauftragte in Neukölln meinte: „Minderheiten werden nun mal gemobbt.“
Nicht, dass Körting es wirklich sofort unterbinden würde. Dafür ist der Senat nicht zuständig.
„Im Buch meines ehemaligen Kollegen stehen ganz viele Sachen drin, die seit Jahren bekannt sind.“ Das ist wohl die weniger peinliche Sprachregelung, zumal man es nicht nötig hat zu reflektieren, dass man somit wohl seit einigen Jahren eine Mitverantwortung an der Verschlimmerung der Zustände trägt.
„Mit Migrationshintergrund muss das“, die Perspektive im dschihadistischen Märtyrertum zu finden, „nichts zu tun haben, wir beobachten da deutsche Konvertiten ebenso wie re-islamisierte Türken“, na da steht er aber dicht davor, womit es denn dann was zu tun haben könnte, aber weil das nicht geht, ist es: richtig, Ausgrenzung.
Allerdings: „Es gibt auch berechtigte Ausgrenzung. Für jemanden, der faul ist und deshalb keinen Schulabschluss macht und kriminell wird, habe ich kein Mitleid.“ Ach, solche Fälle gibt es? Nur gut, dass sie auch kein Mitleid verlangen und der Staat kein Mitleid zu vergeben hat und andere Amtsagenturen zuständig sind.
Wir können feststellen, es gibt seit Sarrazin eine neue Art des Nichtsdafürkönnens. Vorher konnte man nichts dafür, weil man die Probleme bemäntelt hat, inzwischen kann man nichts dafür, weil man sie benannt hat. Menschen mit Sozialismushintergrund werden darin einen Hoffnungsschimmer sehen.