In letzter Zeit hat man den Eindruck, in einigen Bereichen der Umweltszene kommt das Gefühl des Zauberlehrlings auf: Man hat versucht, etwas in Gang zu schieben und wird davon anschließend selbst geradezu überrollt, kann es nicht mehr stoppen. Immer stärker stellt sich nämlich heraus, wie sehr der Klimaschutz den Naturschutz an die Wand drückt. So kann es kommen, wenn der baldige Weltuntergang für den Fall an die Wand gemalt wird, dass nicht umgehend jeglicher Verbrauch von fossilen Brennstoffen beendet und umgeschaltet wird auf erneuerbare Energien: Sonne, Windkraft, Biomasse. Big Money lässt sich das nicht zweimal sagen, wittert neue Geschäftsfelder, differenzierte Sichtweisen unerwünscht.
In Großbritannien schlagen jetzt wiederholt Friends of the Earth, Greenpeace und die Royal Society for the Protection of Birds Alarm, weil die Biogasindustrie womöglich die ohnehin spärlichen Waldbestände des Landes für die Bioenergie plündern will. Schon im vergangenen Jahr hatten die Verbände in einem Report festgestellt, dass ab dem Jahr 2017 laut Londoner Regierungsplänen 30 Millionen Tonnen Biomasse umgesetzt werden sollen, weitgehend aus eingeschlagenem Holz. Das wäre etwas sechs Mal so viel wie der heutige gesamte Holzeinschlag im Vereinigten Königreich. Dabei, so hieß es in dem Papier, sei nach ihren Berechnungen der Ausstoß von Treibhausgas bei der Umwandlung von Holz in Bieoenergie höher als beim Verbrennen von fossilen Energieträgern.
Dass nicht nur bei Naturschützern sondern auch in allen Branchen, die auf Holznachschub angewiesen sind, wie etwa die Möbelindustrie oder die Furnierhersteller, die Alarmglocken läuten, wundert niemand.
Jetzt fühlt man sich durch eine neuerliche Studie der EU darin bestätigt, man wurde bei der britischen Regierung wie auch der Holz- und Biogaslobby vorstellig, stieß dort aber nur auf taube Ohren. Bezeichnenderweise, so klagt man jetzt bei Friends of the Earth und Greenpeace, habe man ihnen “Panikmache” vorgeworfen.
Dem Vorwurf der Panikmache möchte sich der Blogger sogar ausdrücklich anschließen. Nicht wegen der – sehr berechtigten – Bedenken gegen den frevelhaft unmäßigen Holzeinschlag, sondern wegen der Panik, die das Ganze in Gang gebracht hatte, und an der jene Verbände nicht ganz unschuldig sind: Die mindestens ebenso unmäßige Weltuntergangsstimmung wegen der befürchteten Klimaerwärmung. Wie unmäßig sie war, zeichnet sich gerade dieser Tage immer deutlicher ab. Nachdem in diesem Blog “Donner und Doria” bereits auf mehrere wissenschaftliche Studien hingewiesen wurde, die die Wirkung des CO2 deutlich relativieren, hat jetzt der Blog “Die kalte Sonne” noch weitere neuere Papiere mit entsprechendem Inhalt zusammengetragen, die alle sagen: Kohlendioxid hat eine Wirkung auf das Klima, aber sie wurde sehr stark überschätzt. Man darf gespannt sein, inwieweit die mittlerweile Vielzahl von Arbeiten in den nächsten Bericht des Weltklimarates IPCC eingehen wird – oder auch nicht.
Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT