Gerd Buurmann
Nach dem Attentat von Mohamed Merah, der unter anderem drei jüdische Kinder mit einem Kopfschuss gezielt getötet hatte, weil ihm die Politik des Landes Israels nicht gefiel, sorgten sich nicht wenige Menschen um das Bild des Islams. Die Tagesschau fragte: „Werden die fünf Millionen französischen Muslime durch die Morde von Toulouse noch weiter an den gesellschaftlichen Rand gedrängt?“ Der Rektor der Großen Moschee in Paris mahnte: “Man darf die zu 99,9 Prozent friedliche muslimische Religion nicht mit der kleinen Gruppe von Leuten verwechseln, die entschlossen sind, eine Bluttat zu verüben.”
Nehmen wir den Rektor der Grossen Moschee in Paris mal beim Wort. 1,3 Milliarden Muslime gibt es schätzungsweise auf der Welt. Es gibt allerdings gerade mal nur 15 Millionen Juden weltweit. Sagen wir also mal, nur 0,1% aller Muslime seien fanatische Judenhasser, bereit eine Bluttat zu begehen. Das mag manchen Muslimen und manchen Christen vielleicht beruhigen, aber für Juden ist das alles andere als beruhigend. Denn bei auch nur 0,1% judenfeindlicher Muslime, die bereit sind, ein Blutbad zu begehen, kommt ein solcher wahnsinniger Judenhasser auf zehn Juden. Jeder Minjan auf der Welt hat somit einen persönlichen Todfeind, der dort Amoklaufen könnten. Sehr beruhigend klingt das nicht.
0,1% klingt nicht beruhigend, wenn diese Minderheit auf französischem Boden Kinder ermordet, weil sie Juden sind. Wenn 0,1 Prozent der Muslime 100 Prozent der Juden hasst, dann sollte unsere Sorge nicht den 99,9 Prozent Muslimen gelten sondern den 100 Prozent Juden. Die Politik Israels, der ganze Nahostkonflikt, die Situation der durch die Hamas geknechteten Palästinenser wurde von dem Franzosen Merah mit dem Judentum so verquickt, dass Kinder für ihn plötzlich nicht mehr lebenswert waren, weil sie Juden waren! Das ist blanker, purer Antisemitismus wie wir ihn von den Nazis kennen. Ein ausgemachter Nazi, ein brutaler Judenschlächter und Kindermörder trieb sein Unwesen auf französischem Boden und manchen in Europa trieb dabei nur die Sorge um das Bild des Islams um? Es ist geradeso als wäre in Frankreich ein Vergewaltiger und Frauenmörder unterwegs gewesen und die Mehrheit hätte sich um das Bild des Mannes gesorgt.