ZEIT: Der Modus der gesamten europäischen Debatte ist Erpressung: Wenn ihr nicht allem zustimmt, dann kommt die Katastrophe…
Fischer: Dann kommt nicht die Katastrophe, dann kommt die Re-Nationalisierung. Wenn Sie Gauweiler heißen oder Sinn oder Unsinn, dann können Sie das natürlich wollen.
ZEIT: Drohungen statt Argumente, mit dieser autoritären Haltung…
Fischer: Das ist nicht autoritär, das ist die Wirklichkeit!
ZEIT: ...werden Sie die Ängste vor mehr Europa kaum in den Griff bekommen. Wie schaffen Sie Akzeptanz für mehr Europa, bei den Griechen und hierzulande? Sie müssen Mehrheiten für Ihre Volksabstimmung organisieren.
Fischer: Ich organisiere gar nichts. Ich mache die Alternativen klar. Für mich ist die Frage von Krieg und Frieden nicht erledigt. Ich bin politisch und biografisch viel zu nah an den neunziger Jahren und den Kriegen auf dem Balkan. Ich sage nicht, dass wir auf einen neuen Weltkrieg zusteuern…
ZEIT: Sie haben einen gewissen Ruf als Apokalyptiker…
Fischer: Ja, und ich lag bislang leider nicht schlecht. Ich habe gerade die Lebenserinnerungen von Stefan Zweig gelesen. Er beschreibt, wie im Ersten Weltkrieg eine ganze Welt verloren gegangen ist, eine Welt, die vollkommen sicher schien, die habsburgische Monarchie. Wir müssen sehr aufpassen, dass wir Europa nicht verlieren.