Hosni Mubarak hat es nicht einfach. Die arabische Straße bezeichnet ihn als Verräter, denn seine Kritik an der israelischen Militäroffensive in Gaza ist halbherzig, in der „jungen Welt“, dem deutschen Zentralorgan der Hamas, wird gar „Mubaraks Dolchstoß“ gegeißelt. (http://www.jungewelt.de/2008/12-30/050.php) Gut, letzteres wird ihn nicht besonders erschüttern, aber, es ist unverkennbar, der Druck auf Ägypten wird tatsächlich größer, die Grenze zu Gaza zu öffnen. Und da spricht der Herr Mubarak plötzlich so deutliche Worte, dass man zuerst meint, sich verhört zu haben. Aber nein, so hat er es wohl gesagt: „Wenn Ägypten in der jetzigen Situation die Grenze zu dem von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten Gebiet öffne, könne Israel versuchen, den Gazastreifen vom Westjordanland ‚‘abzutrennen’’. Zudem könne die israelische Führung die Verantwortung für das Gebiet Ägypten zuschieben, begründete Mubarak seine Position: ‚’Ägypten wird nicht in die israelische Falle tappen.’’ (zitiert nach SWR) http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=4354660/edgi8h/
Ägypten, sagt Mubarak, will auf gar keinen Fall die Verantwortung für Gaza, für das wilde Hamastan, übernehmen. Den Ärger mit diesen Palästinensern sollen mal bitteschön die Israelis austragen. Dabei gehört der Gaza-Streifen historisch gesehen am ehesten den Ägyptern. Denn nicht palästinensisches Land besetzte Israel einst, sondern ägyptisches und jordanisches. Was Mubarak als die „israelische Falle“ bezeichnet, ist seine Befürchtung, dass Ägypten sich nicht auf Dauer seiner Verantwortung wird entziehen können. Und Mubarak lenkt den Blick dabei auch noch auf die vielleicht einzige greifbare Lösung des Nahost-Konflikts: Die Aufteilung der beiden palästinensischen Gebiete, Westbank und Gaza. Wenn die so genannte Weltgemeinschaft, oder sagen wir, wenn z.B. Europa jetzt etwas Gutes tun möchte, dann sollte es Schiffe nach Gaza schicken und allen Bewohnern dort anbieten, sie - bei Abschwörung des Terrorismus - in einem EU-Land aufzunehmen und jedem einzelnen eine Eigentumswohnung, einen Fernseher und ein schickes Auto zu schenken. Das wird teuer? Ein Klacks gegenüber dem Geld, das heutzutage Jahr für Jahr in den palästinensischen Gebieten verschwindet!
In Gaza könnte die Hamas dann entmachtet werden, ohne dass sie sich hinter einem Schutzschild aus Zivilisten verkriechen kann, und der Gazastreifen anschließend unter ägyptischer Kontrolle wieder aufgepäppelt werden. Sollte sich dann eine moderate, demokratische palästinensische Autonomieregierung bilden, könnte eine Vereinigung mit der Westbank angedacht werden - aber womöglich hätte Ägypten dann plötzlich gar kein Interesse mehr daran, den Gaza-Streifen wieder herzugeben. Wer weiß?
Zugegeben, das sind verrückte Planspielereien, die mit der Realität nichts zu tun haben. Die Frage aber ist: Warum ist das eigentlich so? Die Antwort auf diese Frage ist auch die Antwort auf viele andere Fragen.
Siehe dazu auch Tobias Kaufmann:
http://www.ksta.de/html/artikel/1228206130261.shtml