Fundstück / 02.02.2010 / 09:22 / 0 / Seite ausdrucken

Islam-Debatte 2

Worte sind keine Äxte
- Die Kritik der Islamkritik verwischt den Unterschied zwischen Polemik und Hasspredigt. Symptome eines gebrochenen Freiheitsbewusstseins zeigt auch die Masche, Islamkritik als «Phobie» und Islamkritiker wie Necla Kelek, Seyran Ate?, Ayaan Hirsi Ali und Henryk M. Broder wahlweise als «Hassprediger» oder «Fundamentalisten (der Aufklärung, der Moderne usw.)» zu denunzieren. Nun pflegt unter den Genannten zumal Broder einen Hang zur Krawall-Publizistik. Aber so hemmungslos rüpelhaft er sein kann, so parteiisch und entschieden einseitig, so gelingt es ihm doch oft genug, in schieflaufenden Debatten die humanen Relationen wiederherzustellen. Zum Beispiel durch simple Fragen: Wenn der Islam in sich so pluralistisch ist, wie seine Verteidiger meinen, wieso gibt es dann sei 21 Jahren eine Fatwa gegen Salman Rushdie, aber keine einzige Gegen-Fatwa? Warum müssen, wenn die Geilheit der Männer das Problem ist, sich die Frauen verschleiern – statt dass den Männern Augenbinden und Handschellen angelegt werden? Für solche Erwägungen, die ebenso taktlos und spitz wie schlüssig sind, ist Broder Spezialist. http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/worte_sind_keine_aexte_1.4751850.html

In den Panikräumen der Toleranz
Die Tonlage der Debatte variiert, und zuletzt konnte man den Eindruck gewinnen, es gehe darum, eine Art begrifflichen Panicroom zu errichten. So jedenfalls konnte man hinreichend bekannte Zeitungskollegen verstehen, die das Phänomen der Islamkritik ins Visier nahmen und dabei allerorten feuilletonistische Hassprediger und andere heilige Krieger ausmachten. Namen wurden ausdrücklich genannt. Die häufigsten Nennungen erhielten die deutsch-kurdische Rechtsanwältin Seyran Ates, die deutsch-türkische Soziologin Necla Kelek sowie der Spiegel-Autor Henryk M. Broder. Meist reichten ein paar knackige Zitate, um zu belegen, dass die “Feinde des Islam” bereits über eine beachtliche kulturelle Hegemonie verfügen. http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2258390_In-den-Panikraeumen-der-Toleranz.html

Kelek beklagt fehlende Selbstkritik der Muslime
Das große Problem ist, dass die westlichen Individualisten nicht nachvollziehen können, was der Islam ist. Sie denken, er sei nur eine Variante ihres Glaubens, eben eine mit Kopftuch. Der Islam ist aber ein System, das den Menschen als Sozialwesen und nicht als Individuum sieht, er fordert das Kollektiv. Das Christentum ist durch die Aufklärung nicht entchristlicht worden, und die Muslime werden durch die Ächtung der Scharia nicht zu schlechteren Muslimen. Sie müssen sich säkularisieren, müssen den ideologischen und politischen Charakter des Islam ablegen und sich auf die Spiritualität besinnen.
http://www.welt.de/politik/ausland/article5992349/Kelek-beklagt-fehlende-Selbstkritik-der-Muslime.html

Militante Propaganda
Christentum und Islam, möglicherweise auch das Judentum, neigen zum Fundamentalismus, wenn man sie nach ihrem eigenen Ermessen walten lässt. Denn jede dieser Religionen beansprucht nicht nur die letzte Wahrheit für sich, sondern will auch praktisch wirksam sein. Jede beherrscht den Übergang von der Privatreligion zum höchsten Sachwalter der sittlichen Gemeinschaft - und zurück, also die Anpassung an die säkulare Macht. Letzteres, also die Anpassung an Staat und Gesellschaft, hat seit einigen Jahrhunderten in Deutschland zuverlässig funktioniert. Das Wort dafür lautet: Religionsfreiheit. Wenn dagegen nun “Islamkritiker” den Aufstand der Mehrheit gegen eine Minderheit organisieren wollen und das Ende der Toleranz für den Islam verlangen - was geschieht dann, ganz praktisch betrachtet? Wie sollte eine solche negative Vergesellschaftung vollzogen werden? Durch Ausweisung aller bekennenden Muslime nach Asien oder Afrika? Durch Einrichtung von Ghettos innerhalb Deutschlands? Durch eine gigantische Umerziehung nach dem Modell der Entnazifizierung, eine Zwangsbekehrung zum Säkularen? http://www.sueddeutsche.de/kultur/595/501846/text/

Alles, bloß kein Kopftuch

Sie sind 20. 20 fachlich hochqualifizierte, kluge Frauen, die sich zusammengeschlossen haben in der neuen Initiative und vor allem eines nicht wollen: das Kopftuch. Keine von ihnen trage Kopftuch, betont die Zahnärztin Dr. Ezhar Cezairli. In ihrer Vereinigung seien Kopftuch tragende Frauen absolut unerwünscht. «Weil wir ausdrücklich dem in Deutschland vorherrschenden Klischee der Kopftuch tragenden, unterdrückten, ungebildeten und tief im Islam verwurzelten Migrantin entgegentreten wollen», sagt Ezhar Cezairli. Sie fordert ein absolutes Kopftuchverbot in deutschen Schulen, Hochschulen, Behörden.
http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.7207500.de.htm
http://www.bild.de/BILD/regional/frankfurt/dpa/2010/01/27/erfolgreiche-tuerkische-frauen-wollen-gehoer.html
http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?key=standard_document_38631297&rubrik=36082&seite=1

Der Krieg und seine Krieger
Jetzt hat diese Debatte eine neue Stufe erreicht. Denn nun geht es um die richtige Kritik an einem sich terroristisch gebärdenden Islam. Henryk M. Broder, der polternde Schwarz-Weiß-Maler im Dauerdienst, schreibt in seinem neu aufgelegten Pamphlet “Kritik der Toleranz”, dass die liberale Gesellschaft an ihrer eigenen Toleranz zugrunde gehe: “Ich halte Toleranz für keine Tugend, sondern für eine Schwäche - und Intoleranz für ein Gebot der Stunde.” Broders schlichte Kampfmaxime lautet: Die Islamkritik muss militant werden. Necla Kelek, die deutsche Soziologin türkischer Herrschaft, argumentiert in dieselbe Richtung: Der Islam sei eben keine Religion wie das Christentum, sondern ein System mit totalitärem Anspruch. Und Ayaan Hirsi Ali, die niederländische Politikerin mit somalischen Wurzeln, spricht von einer verbrecherischen Weltanschauung.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0201/feuilleton/0003/index.html

Der neue Kalte Krieg
Der Schweizer Volksentscheid gegen Minarettbau, der vereitelte Anschlag auf ein amerikanisches Passagierflugzeug und der Attentatsversuch gegen den Zeichner der Mohammed-Karikaturen haben die seit dem 11. September 2001 schwelende Debatte schonungsloser denn je wieder angefacht. Auf der einen Seite: diejenigen, die den Islam erklärtermaßen als Feind und fundamentale Bedrohung begreifen. Auf der Gegenseite nicht so sehr die Muslime selbst, sondern ihre einheimischen Anwälte und Fürsprecher, welche die Islamgegner für präpotent, undifferenziert und kulturkämpferisch halten. Denen werfen Islamkritiker nichts Geringeres vor als Zensur, Duckmäusertum und Verrat an den Idealen der Aufklärung und westlichen Zivilisation, sehr prominent zum Beispiel Henryk M. Broder oder der Publizist Hans Peter Raddatz. http://www.merkur.de/2010_04_Der_neue_Kalte_Kr.39934.0.html?&no_cache=1

Toleranz für die Intoleranz?
Steinfeld und die ihm angeschlossenen Appeasement-Prediger vergessen, dass es einen Unterschied macht, ob ich einen Gegner mit Wort und Schrift bekämpfe oder mit Messer und Bombe. Salman Rushdie hat damals gesagt: »Was geschehen ist, ist sehr einfach: Jemand hat ein Buch geschrieben, jemand will ihn dafür töten. Das ist keine intellektuelle Debatte, das ist Gangstertum.« Wer jenen, die vor dem tief in die westlichen Gesellschaften eingedrungenen Fundamentalismus warnen, jetzt »Islamophobie« unterstellt, empfiehlt den Verzicht auf angemessene Selbstverteidigung. http://www.zeit.de/2010/05/Islam

“Die Burka überschreitet eine Grenze”
Ich befürworte ein Burka-Verbot an Schulen und Universitäten. Weil der Staat in der Abwägung von Religionsfreiheit und Gleichheitsgrundsatz ein Zeichen setzen muss: Die Burka überschreitet eine Grenze. Beim Kopftuch kann man verschiedener Meinung sein, ich kenne emanzipierte Frauen, die Kopftuch tragen. Aber die Burka ist ein politisches Symbol der Unterdrückung von Frauen. Der Rechtsstaat garantiert Glaubensfreiheit – damit hat dieses mobile Frauengefängnis nichts zu tun.
http://www.fr-online.de/top_news/2262040_Die-Burka-ueberschreitet-eine-Grenze.html

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