Gastautor / 24.12.2022 / 10:00 / Foto: Tomaschoff / 47 / Seite ausdrucken

„I never promised you … a Merry Christmas“

Von Okko tom Brok.

Dieses Weihnachten ist anders. Enttäuschung, Ernüchterung, Apathie machen sich breit. Wir entdecken, wie faul und brüchig die politischen Heilsversprechen einer ganzen Generation gewesen sind. 

Unter der etwas ketzerischen Überschrift "I never promised you a Merry Christmas” untersucht der Autor das Gefühl der Enttäuschung und Desillusionierung, welches viele Menschen angesichts der bevorstehenden Feiertage empfinden mögen. Dabei werden einige der Themenfelder aufgesucht, die zu einem Gefühl der Unruhe und Unzufriedenheit beigetragen haben.

Wenn die Weihnachtszeit naht, denken viele Menschen an jene Traditionen und Feste, die diese Zeit des Jahres zu etwas Besonderem machen. Für die einen ist Weihnachten eine Zeit der Freude und des Zusammenseins, eine Gelegenheit, mit lieben Menschen zusammenzukommen und Geschenke und gute Wünsche auszutauschen. Für andere hingegen ist die Weihnachtszeit eine Zeit des Stresses und der Enttäuschung, eine Erinnerung an gebrochene Versprechen und unerfüllte Erwartungen. Ich persönlich habe Weihnachten immer als einen „Spiegel“ des zurückliegenden Jahres erlebt, in welchem ich die Bilanz von 365 Tagen, gelegentlich sogar die eines ganzen Jahrzehntes ablesen konnte. Viele Wende- und Tiefpunkte fielen in die Weihnachtszeit, aber auch kaum eine andere Jahreszeit hat mir derartig wahrhaftige Glücksmomente geschenkt. 

Dieses Weihnachten ist anders. Enttäuschung, Ernüchterung, Apathie machen sich breit. Viele Menschen starren wie gebannt auf den großen, hochsymbolischen Weihnachtsbaum vor dem Kanzleramt und können nicht glauben, was sie sehen: Er ist nicht nur sparsamer beleuchtet als früher, sondern auch die „Geschenke“, die sonst darunter lagen, sind fort. Vermutlich für lange Zeit.  

Eine Gruppe, die in dieser Weihnachtszeit vielleicht besonders enttäuscht, ja zuweilen apathisch geschockt wirkt, sind wohl wir Babyboomer, eine Generation, die in den Nachkriegsjahren aufwuchs und eine Zeit großen Wohlstands und Optimismus erlebte. Für viele Babyboomer selbst außerhalb der USA, und für manche linke Milieus sogar wohl auch nur außerhalb, schienen die materiellen und ideellen Verheißungen des amerikanischen Traums zum Greifen nahe. Viele von ihnen waren überzeugt, dass harte Arbeit und Entschlossenheit zu einem besseren Leben für sie und ihre Familien führen würden, sie begannen anzunehmen, dass Wohlstand und Freiheit eine Art „natürlicher Bürgerrechte“ und die Erfahrungen echten Hungers nur noch düstere Reminiszenzen aus grauer Vorzeit seien. Und vor allem waren die Babyboomer in dem sicheren Bewusstsein aufgewachsen, dass die Geschichte eigentlich keine Rückschritte kenne und vielmehr ein Prozess zunehmender Verbesserung der Welt zu sein habe.  

Was war der German Dream?

Es ist oft gerätselt und verneint worden, ob es je eine deutsche Entsprechung des American Dream mit seinen Leitwerten Justice, Equality and Freedom gegeben habe. Unser vor allem literarisch begnadeter Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck würde diese Frage vermutlich verneinen und sagen, mit Deutschland habe er nie sehr viel anfangen können. Als Angehöriger der Babyboomer-Generation kann ich im Rückblick sagen: Doch, es gab ihn, den German Dream, und er war einst deutlich mehr als die sprichwörtliche German Angst, die deutsches Reden und Handeln heutzutage im Wesentlichen ausmacht! Was also war der German Dream? Worin bestand das „Versprechen“?

Die Wiedervereinigung war es nicht, ich sag es gleich vorweg, denn sie war allenfalls noch in den 50er Jahren ein „deutscher Traum“, seine Einlösung kam 1990 wie die lästige Erinnerung an eine einst fahrlässig verlorene Saufwette. 

Mein Großvater trug das Brandenburger Tor nach dem Bau der Mauer 1961 allerdings noch viele Jahre voller Patriotismus in einer filigran gearbeiteten Miniatur aus Silber am Jackett-Revers. Kurz vor der Wiedervereinigung, die von SPD, FDP und Grünen bereits früh in den 80er Jahren als Forderung aus allen Parteiprogrammen weitgehend gestrichen worden war, waren nur noch etwa fünf Prozent der Deutschen im Westen vom Sinn oder auch nur der Möglichkeit einer Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten überzeugt. 

Wovon träumten wir also stattdessen? Wir glaubten tatsächlich noch an die Sinnhaftigkeit von freien, ungehinderten Diskursen. In meiner Schulklasse der 70er Jahre erinnere ich mich an sehr lebhafte, aber nie fanatische Diskussionen zwischen Mitschülern, die sich wahlweise als „Kommunisten“, „Sozialisten“, aber auch „Konservative“ bezeichneten. („Scheiß-liberal“ wollte allerdings schon damals niemand sein!) Keiner von uns beschwerte sich beim Klassenlehrer über für ihn „anstößige“ Äußerungen, vor denen wir zu schützen gewesen wären. In unseren Schulbüchern fanden sich keine „Trigger-Warnungen“. Die Grünen spielten in dieser Links-Rechts Matrix anfangs keine, später eine schillernde, aber auch zunehmend vielversprechende Rolle, schienen sie doch dem urdeutschen Bedürfnis nach politischen Zwittern oder „eierlegenden Wollmilchsäuen“ gut zu entsprechen: nicht Fisch, nicht Fleisch, heute wissen wir: vegan! 

Neudeutsche Tugendhaftigkeit

Die Grünen verkörperten einen wesentlichen Bestandteil unseres „deutschen Traums“, der bis in die Jugendbewegung des vergangenen Jahrhunderts zurückreicht: den der unberührten Natur, die es um jeden Preis gegen die Widrigkeiten des vermeintlich „schmutzigen“ und profitgierigen Kapitalismus zu schützen und zu retten galt. Das Versprechen bestand darin, dass jedes Engagement für die Umwelt nicht nur sachlich erfolgversprechend (und somit sinnvoll), sondern obendrein „moralisch profitabel“ wäre. Wir hätten also nicht nur die Umwelt gerettet, sondern hätten dabei sogar endlich wieder „richtig gut ausgesehen“. Es winkte nicht weniger als „moralische Reinheit“, „pures Ethikgold“. Jeder durchschlagende Erfolg in Sachen Umweltschutz wäre der „Wir-sind-wieder-wer-Moment“ meiner Generation, aber wohl auch der vieler Jüngerer geworden, selbst wenn die meisten noch immer schlaftrunken diesem für Deutschland und seine „World’s dumbest energy policy“ unerreichbar gewordenen Traumziel anhaften. Ihr Erwachen wird hart sein.

Nicht gesagt hat man uns, dass unser deutscher Anteil am zu rettenden Umwelt-Kuchen stets nie mehr als zwei Prozent betragen würde, egal welche gigantischen Kosten wir dabei bereit waren zu schultern. Stattdessen wurden uns die Opfer auf dem Weg zur Rettung der Natur / der Umwelt / des Klimas (die Ziele wurden stets flexibel angepasst) als Ausweis einer ethisch hochstehenden Nation verkauft, die es nach finsteren Jahren des Holocausts auf dem Weg der Klimarettung endlich doch noch schaffen könnte, sich aus eigener Kraft von seiner Schuld zu reinigen. Alle Welt würde uns schließlich sogar „beneiden“…. Um was nicht alles. Vor allem wohl um unseren Gratismut, denn nichts anderes war die neudeutsche, grün-woke Tugendhaftigkeit, deren ruhmloses Scheitern wir momentan an so vielen Stellen „von A wie Automobilindustrie“ über „E wie Energiekrise“ bis „O wie One-Love-Binde“ fassungslos und in Zeitlupe beobachten müssen. 

Lassen wir einmal einige weitere politische Versprechen unserer Lebzeit im Zeitraffer Revue passieren: Rentensicherheit, kontinuierliche, reale Lohnsteigerungen, Chancen der Wohlstandvermehrung, verbindliche, für viele Menschen gut verfügbare, frei wählbare Bildungschancen und -standards, persönliche Freiheiten wie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, europaweite und weltweite Reisefreiheit, sichere Reise- und Transportwege, Freiheit der Impfung, Freiheit der eigenen Gesundheitsfürsorge, Verlässlichkeit der medizinischen Grund- und Spitzenversorgung zu für die meisten Bürger erträglichen Kosten, Sicherheit der Landesgrenzen, und nicht zuletzt: Währungsstabilität. Also alles nur noch „Schtonk“!?

Tatsächlich ist im Laufe der Jahre immer deutlicher geworden, dass die meisten dieser Versprechen gebrochen wurden. Trotz der bemerkenswerten Fortschritte, die im Kampf für die Gleichberechtigung erzielt wurden, sind Frauen und Minderheitengruppen in vielen Lebensbereichen spätestens seit 2015 im Zuge der Masseneinwanderung aus kulturfremden Gebieten erneut mit Diskriminierung, sexueller Belästigung und Ungleichheit konfrontiert und trauen sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße. Und trotz eines „Heeres“ an Antisemitismusbeauftragten ist der Antisemitismus so gewalttätig und quicklebendig wie eh und je. Selbst die Meinungsfreiheit, ein Eckpfeiler der Demokratie, ist mit dem Aufkommen sozialer Medienplattformen, die die Macht haben, bestimmte Standpunkte zu zensieren und zu unterdrücken, akut bedroht, wie die schockierenden Enthüllungen der sog. „Twitter Files“ gezeigt haben. 

Scherben unserer Träume

Die Situation wird durch die künstlich und gegen alle Evidenz und medizinische Vernunft auf den Sankt-Nimmerleinstag verlängerte Coronavirus-Politik weiter erschwert, die ein Klima der Angst und des Misstrauens geschaffen hat. In einigen Ländern wie China und Russland wurde die Krise als Vorwand für eine autoritäre Herrschaft genutzt, wobei die Führer die Situation missbrauchten, um ihre Macht zu festigen und abweichende Meinungen zu unterdrücken oder gezielt zu diskreditieren. Doch auch in der westlichen Welt ist man zu Recht besorgt über die Aushöhlung der bürgerlichen Freiheiten und das Aufkommen von diktatorischen, autokratischen Tendenzen. Die mit den bereits erwähnten „Twitter Files“ bekannt gewordenen Hintergründe der Sperrung des Twitter-Kontos von Präsident Trump haben beispielsweise eine längst überfällige Debatte über die Rolle der Technologieunternehmen bei der Regulierung und unzulässigen Zensur der Online-Kommunikation ausgelöst. Irritierenderweise scheinen unsere Regierungspolitiker das Problem gerade in den jetzt einsetzenden Enthüllungen zu sehen, jedoch nicht in den Missständen selbst. 

Wir träumten einst davon, dass Individuen zu fördern und Freiheitsrechte zu stärken seien und dass selbst der Himmel keine Grenzen kenne. Ein „Reichweiten-Management“ zur Ausbremsung missliebiger individueller Talente, Hoffnungen, Träume, Visionen und politischer Ambitionen wäre uns wie eine literarische Übertreibung aus einem dystopischen Roman á la „1984“ erschienen. Wir mussten in den letzten drei Jahren zur Kenntnis nehmen, dass sie bereits seit langem eine technische und politische Realität ist. 

Dass nun ausgerechnet in der Advents- und Weihnachtszeit, dem Fest der Kinder, im „besten Deutschland aller Zeiten“ die Betten in den Kinderkliniken knapp werden, macht letztlich auch dem Wohlmeinendsten klar, dass wir als Gesellschaftsentwurf vor den Scherben unserer Träume stehen. Eine Gesellschaft, die nicht einmal mehr den Schutz ihrer Kinder sicherstellen kann, hat keine Zukunft!

Zu Beginn der Weihnachtszeit 2022 ist uns bewusster als in früheren Jahren, dass Deutschland, aber auch die Welt insgesamt mit einer Reihe von extrem schweren, nach menschlichem Ermessen kaum noch lösbaren Herausforderungen konfrontiert sind. 

Mir scheint jedoch, unsere heutige Welt ist dem ersten Weihnachtsfest in einer unscheinbaren Krippe zu Bethlehem in vielem ähnlicher als die „Goldene Zeit“, die wir gerade hinter uns gelassen haben. Wir waren wie Träumende, die bereits im Paradies lebten und dabei Freiheiten und Reichtümer genossen, die vor uns stets nur den privilegierten Adels- und Oberschichten früherer Epochen zuteil wurden. Schon Jesus hatte sie nie. Jetzt erwachen wir und entdecken, wie faul und brüchig die politischen Heilsversprechen einer ganzen Generation gewesen sind. Zurück bleibt Ernüchterung angesichts der zuweilen grotesken Banalität des Geschehens.

Die politischen Versprechen haben nicht getragen, die bunten Politkartons mit ihren hübschen Diversity-Schleifen und -Binden waren leer. Ich glaube aber als Christ, dass es ein Versprechen gibt, das sehr wohl trägt: die Liebe. Sie ist es, die im Mittelpunkt der Weihnachtsgeschichte steht und die allen Menschen gilt. „Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt“, dichtete einst der von den Nazis in den Tod getriebene Dichter Jochen Klepper, der jüngst am 11. Dezember seinen 80. Todestag hatte. Das Licht der Liebe, das in der Weihnachtskrippe so hell scheint, kann niemand und nichts mehr verdunkeln. Ich wünsche Ihnen gerade deshalb heute: Merry Christmas, gesegnete Weihnachten!

 

Der Autor ist Lehrkraft an einem niedersächsischen Gymnasium. Er feiert ausgesprochen gerne Weihnachten, dieses liebevolle „Lichterfest“ aller kleinen und großen Kinder! 

Foto: Tomaschoff

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Reinmar von Bielau / 24.12.2022

Als 64er Baujahr kann ich nur konstatieren, dass wir jetzt die Kinder der sog. “Hubschraubereltern” erleben: wohl behütet, überfrachtet mit Allem, was “wichtig” erscheint, permanent gepampert und komplett realitätsfremd. Eine offene Diskussion mit dieser Generation ist oftmals unmöglich, weil sie sich im Besitz der einzig seeligmachenden Wahrheit wähnen. Harte Arbeit? Nö, lieber work-life balance. Die finden auch die Arbeitsbedingungen bei Twitter mit max. 30 Std. Arbeitszeit, hohen Gehältern, Weinzapfautomat und Yogaräumen für absolut in Ordnung. Und die Zensur, die in diesem Laden herrschte, betraf ja sowieso nur die “Hassreden”. Außerdem haben die vorigen Generationen ja ausschließlich “ihren” Planeten zerstört und die Buße dafür ist, dass man sich eben vegetarisch ernähren muss. Welche Monokulturen weltweit für diese woke Blase geschaffen werden müssen, um ihre Ersatzreligion zu ermöglichen, interessiert sie einen feuchten Kehrricht. Sie folgen ihrem Dogma und für “das gute Ziel” werden dann auch einfach mal individuelle Rechte abgeschafft.

Heinrich Bleichrodt / 24.12.2022

Ohne Wenn und Aber schließe ich mich Herrn Ernst Barth an: Vielen Dank dem Autor für die klare und auch traurige Analyse des deutschen Zustandes zum Weihnachtsfest 2022! Frohe Weihnachten! Zusatz: Die Roten und die Grünen werden bis nächstes Weichnachten alles verschlimmern. Und kein Widerstand weit und breit. Verfassungsschutz und Polizei stehen bereit gegen Defätismus vorzugehen. Wir befinden uns in einem (mehreren) Krieg(en); nicht vergessen! Und WIR haben angefangen, Konflikte zum Krieg zu eskalieren! Die Achse verdient weiter Unterstützung.

giesemann gerhard / 24.12.2022

@Albert Pf.: Stimmt. Als zwei Japaner in den Bergen in einem Sessellift bergan fuhren, fiel einem sein Transenradio aus der Hand. Erschrocken fragte er seinen Kumpel: Holidiladio - holudiladio? So ward denn das Jodeln erfunden. Als ich noch ein Bergbauernbub war, sah ich mal ein paar Touristen bei uns, war damals selten. Die hatten aber keinen Kropf; so frug ich Papa: Schau, die haben gar keinen Kropf! Mei Vodder sagte nur: Bau, sei frauh, dass deine grouden Gliader hosch. So wurde das Jodsalz erfunden. Es ging stetig bergauf. Fisch, Kabeljau war damals ein billiges Essen, mei Voudder ... . Bevorzugte Hirsch und Wildsau vom Wuidern.

T. Schneegaß / 24.12.2022

Die gute Absicht und Überzeugungen des Autors ziehe ich keinesfalls in Zweifel, bin allerdings der Meinung, dass der Beitrag ganz deutlich belegt: der Autor ist im Westen Deutschlands aufgewachsen. Ich bin mir sicher, der Text eines bis 89 in der DDR lebenden kritischen Autors wäre einem etwas anderen “roten Faden” gefolgt. Bei Herrn Okko tom Brok lese ich so ein wenig heraus, dass der heutige Zustand Deutschlands (und der seiner “Werte”-Freunde) eine Art Schicksal sei, dem wir nicht entkommen können. Die katastrophale Entwicklung ist aber menschgemacht, und zwar vorsätzlich! Das unterscheidet sie vom Klimawandel. Die grüne Ideologie, die sich im Westen von Beginn an hauptsächlich in einem schon damals wohlstandsverwahrlosten Milieu entwickelte, wurde im Osten kopfschüttelnd beobachtet (selbst von vielen Kommunisten, bei denen aber wohl eher aufgrund des äußerlichen Auftretens ihrer Protagonisten) und viele Ossis sahen die Parallelen zum braunen und roten Faschismus, dem viele bereits Zeit ihres Lebens ausgesetzt waren. Viele sahen die Ähnlichkeit der Methoden, mit anderen Meinungen umzugehen. Viele sahen deutlich die Gefahr, die ihrem Traum von einem künftig vereinten, freien, demokratischen Gesamtdeutschland durch diese jetzt grünen Faschisten drohte. Die Euphorie der Ossis über die Vereinigung 89/90 ließ diese Gefahr vorerst in den Hintergrund treten, da diese Verbrecher dort zu sein schienen, wo sie hingehörten, in der faktischen Bedeutungslosigkeit. Die braunen Faschisten weg, die roten Faschisten weg, was soll jetzt noch passieren? Wahrscheinlich die gigantischste Fehleinschätztung der jüngeren deutschen Geschichte. Persönlich kenne ich niemanden, der es für möglich gehalten hätte, dass ALLE ehemals “demokratischen Parteien” der alten BR, zumindest deren Führungspersonal, höchstpersönlich den neuen Faschisten die Steigbügel zur Macht halten und damit ihr wahres Gesicht zeigen würden. Und jetzt schließe ich mich den letzten Satz des Autors an.

Reiner Fischer / 24.12.2022

Ja, auch unter uns Babyboomern gibt es so weinerliche Gestalten wie den Autor, die , gerne im Staatsdienst von der Kontingenz der Welt abgeschirmt, ihre Ängste an die nachfolgenden Generationen weitergeben.

Johannes Keil / 24.12.2022

@Burkhardt Mundt bin auch Jahrgang 1952 und hätte genau dasselbe geschrieben.

Michael Eiber / 24.12.2022

Die positiven Erwartungen an die gesellschaftliche Entwicklung sind tatsächlich (empirisch deutlich) gesunken. Über den langen Zeitraum der letzten 50 Jahre lässt sich natürlich viel Gutes sagen. Aber seit 2010 (plus-minus) ist der Wurm drinn. Es gibt verschiedene Erklärungsversuche. Jonathan Haidt macht die Sozialen Medien verantwortlich, Twitter und Facebook. Andere Konservative die EU-Osterweiterung (mit Zeitverzug), oder die Finanzkrise, den Arabischen Frühling, den Klimawandel als Dauergift, den Zivilisationsstress, religiöse Ignoranz, oder einfach nur Dekadenz. Wer weiß es?! - Das GRÜNE Narrativ der heilen Welt stammt selbst aus den Achziger Jahren, aber es ist, bei allem Respekt, beinahe schon in sein Gegenteil gekippt. Man könnte auf die Idee kommen, dass die Politik selbst der Ursprung allen Übels ist. Aber das wäre eine zirkuläre Betrachtung! Die Politik ist ein Abbild gegenwärtiger “Klugheit”, oder in unserem Fall, der totalen Verirrung und autoritären Ratlosigkeit. In gewisser Weise machen die GRÜNEN alles falsch, und sind das Paradigma der Epoche; aber sie folgen Deutungsmustern bzw. Intuitionen, die auf breite Zustimmung stoßen. Damit wird ein Fehler nach dem anderen zum “Common Sense”. Aus den Misserfolgen wiederum folgen Irritationen und Misstrauen. Einige verabschieden sich in die Depression. Viele suchen den Inneren Feind. Es geht zu wie im Mittelalter, teilweise. Aber es gibt keinen einfachen Turn-Around. Wir brauchen heute eine stoische Philosophie. Nicht nachgeben, nicht verzweifeln. Widersprechen und Freiheiten einfordern. Der Konservatismus ist zum Geheimbund geworden. Das Chaos hat seinen Zenit erreicht.

Albert Pflüger / 24.12.2022

“Und vor allem waren die Babyboomer in dem sicheren Bewusstsein aufgewachsen, dass die Geschichte eigentlich keine Rückschritte kenne und vielmehr ein Prozess zunehmender Verbesserung der Welt zu sein habe.” Ja, das ist wohl so. Wir waren naiv genug, den WWII als endgültigen, für alle Welt gültigen Beweis zu sehen, daß Kriege sich nicht lohnen. Der Vietnamkrieg war aus dieser Perspektive ein letzter Brandherd, verursacht durch Leute, bei denen diese offenbare Erkenntnis noch nicht angekommen war. Wir waren so naiv! Der Fortschrittsglaube war, ohne daß uns das bewußt gewesen wäre, schon immer ein Versatzstück der kommunistischen Ideologie, soweit er die gesellschaftlichen Zustände betrifft. Uns interessierte er vor allem hinsichtlich technischer Aspekte, vom Diodenradio zum Zweitransistormittelwellenradio, von dort zum Sechstransistorukwempfänger, alles so billig aus Japan, wie heute aus China. Raumfahrt, die Eroberung des Weltalls, aus dem Zukunftsroman sprangen sie in die Realität. Wir waren Optimisten. Der Erfolg dieser Haltung gab uns recht. Was die Umwelt betrifft: die haben wir grundlegend verbessert. Die Idee des Terraforming, also des planetenumspannenden Atmosphärenmanagements, überließen wir dem Zukunftsroman, wo es nicht als Technik für den Heimatplaneten, sondern für andere Welten erfunden wurde. Bei aller Naivität- den Kohlenstoffkreislauf mittels Photosynthese und das Geschlecht unserer Mitmenschen haben wir stets als Gegebenheit betrachtet, zu deren Manipulation kein Anlaß bestand.

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