Frank A. Meyer im Gespräch mit Henryk M. Broder
Henryk M. Broder, wofür steht das M.?
Je nach Jahreszeit und Wetter, immer was anderes, zurzeit für Modest, der Bescheidene.
Der Bescheidene, fühlen Sie sich so?
Ich bin nicht nur bescheiden, ich bin auch schüchtern, zurückhaltend, unaufdringlich.
Darf ich Sie einen intellektuellen Provokateur nennen?
Nein, wirklich nicht. Ich habe ein schweres Unbehagen bei dem Wort intellektuell.
Also Provokateur.
Auch nicht, ich bin ein Worthandwerker. Mein Vater war ein richtiger Handwerker, mein Handwerk ist die Sprache. Und Intellektuelle sind Leute, die Sachen verkomplizieren. Ich versuche, Tatbestände zu vereinfachen. Provokateur, das läuft mir nach, das hängt mir irgendwie an. Ich sehe mich nicht so. Mein erster Gedanke morgens, wenn ich aufwache, ist nicht, mit wem lege ich mich an, mein erster Gedanke ist: Kann ich noch eine Stunde weiterschlafen?
Aber Sie legen sich an, Sie lösen ständig Kontroversen aus. Hier geht’s weiter.