Viele Klimaforscher haben lange Zeit abgestritten, dass die Temperaturen in der Atmosphäre seit 1998 nicht mehr angestiegen sind – angestiegen, obwohl die Emissionen von Kohlendioxid kontinuierlich angestiegen waren. Diejenigen Forscher, denen es schwer fällt, die von ihnen vertretene These einer kontinuierlichen, oder gar sich beschleunigenden Erderwärmung auch nur ein wenig zu hinterfragen und womöglich zu relativieren, stellten höchstens hinter der vorgehaltenen Hand Kollegen entsprechende Fragen: „Wo zum Teufel ist die Erwärmung geblieben?“ – diese Frage des Klimaforschers Kevin Trenberth vom US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), formuliert in einer Email, kam lediglich im Zuge der Climategate-Affäre ans Licht, als im Jahre 2009 über tausend Emails von Klimaforschern durch einen Hacker veröffentlicht wurden
Inzwischen ist der Stopp in der Erwärmung allgemein akzeptiert, weil quasi eine Art Ausweich-Erwärmung gefunden wurde: Die Ozeane. Eine eigentlich naheliegende Vermutung, die aber lange Zeit nicht funktionierte: Bis zu einer Tiefe von 700 Metern nämlich war keine Beschleunigung feststellbar, im Gegenteil, da stagnierten die Temperaturen stellenweise – im Atlantik zum Beispiel – zwischenzeitlich ebenfalls. Jetzt hat jemand eine Lösung gefunden. Wer? Trenberth selbst. In Tiefen unterhalb von 700 Metern, bis zu 2000 Metern sollen sich demnach die Ozeane seit gut zehn Jahren beschleunigt aufgeheizt haben. Dorthin ist also, “zum Teufel”, nun die Hitze verschwunden – die ja irgendwo sein musste, jedenfalls nach den Computersimulationen von Trenberth und den ihm Gleichgesinnten. Mit aufsehenerregenden wissenschaftlichen Studien, die schlicht eine geringere Klimasensitivität (m.a.W.: “Wirksamkeit”) des Kohlendioxid feststellten (wofür ja einiges spricht), wollte man sich lieber nicht allzu intensiv beschäftigen.
Jetzt, da das Versteck der Erwärmung gefunden war, fällt es keinem von ihnen mehr schwer, das einzugestehen, was bis kurz zuvor vehement abgestritten wurde: Die Erwärmungspause. Die Debatte darüber dürfte im Zusammenhang mit der Vorstellung des nächsten Sachstandsberichtes des Weltklimarates IPCC im September aufkommen, man darf hoffen, dass es eine offene Debatte wird, denn ganz so eindeutig ist das Hitzeversteck noch lange nicht ausgemacht, manche Fragen sind da durchaus noch offen.
Wie kommt eigentlich die Wärme in den Ozeanen unmittelbar in größere Tiefen, ohne in den höheren Schichten Spuren zu hinterlassen, wo ja keinerlei zusätzliche Erwärmung festgestellt werden konnte? Trenberth und seine Mitautoren der Studie haben Veränderungen der Windsysteme über den Meeren dafür verantwortlich gemacht. Aber kann dies als Erklärung ausreichen? Winde können ja manches, aber warmes Oberflächenwasser, aufgeheizt vom Kohlendioxid, einfach 700 Meter tiefer beamen?
Die Temperaturen in den tieferen Ozeanschichten werden erst seit 2003 mit einem neuartigen Bojensystem „Argo“ systematisch erfasst, die Messungen vorher waren vernachlässigbar. Richtig lief das neue System erst im Jahre 2006 an, als die angepeilte Anzahl von 3000 Bojen im Einsatz waren. Aber kann man die Argo-Messungen mit den vorherigen sporadischen Erhebungen kompatibel auf einen Nenner bringen? Interessant wäre ja gerade, welche Veränderungen sich dort unten beim Stopp der atmosphärischen Erwärmung um die Jahrtausendwende ergaben.
Die Veränderungen unterhalb von 700 Metern werden in der Auswertung von Argo und bei Trenberth nicht in Grad Celsius oder Fahrenheit angegeben, sondern im Wärmeinhalt („Heat Content“), sie sind also nur über Umwege mit der Temperaturentwicklung zu vergleichen. Diejenigen, die sich die Mühe der Umrechnung machten, kommen zu einem überraschenden Ergebnis: Unterhalb von 700 Metern war die Erwärmung gar nicht größer als oberhalb, womöglich sogar geringer. Auch dieser Link dazu ist womöglich erhellend.
Der Ausruf: „Wir haben sie“, könnte also etwas verfrüht sein bei der Suche nach der verlorenen Wärme. Zu den Kritikern zählen durchaus renommierte Klimaforscher wie zum Beispiel Judith Curry. oder auch Roy Spencer.
Einen Vorteil immerhin hat die Tatsache, dass manche glauben, sie sei gefunden: Über den tatsächlichen Stopp der Erwärmung der Atmosphäre seit nunmehr eineinhalb Jahrzehnten brauchen wir jetzt nicht mehr streiten. Die Diskussion scheint beendet. Nur bei US-Präsident Obama nicht. Der hat ja kürzlich erst gemeint, sie habe sich in den letzten 10 Jahren um ein Vielfaches dessen erwärmt, was die Klimaforscher erwartet hätten. Hat er wirklich gesagt.
Siehe auch Ulli Kulkes Blog Donner und Doria