Wenige Tage vor Gesprächen zwischen Spaniens Zentralregierung und der katalanischen Regionalregierung gab es am Samstag in Barcelona eine Großdemonstration für die Unabhängigkeit Kataloniens, meldet kleinezeitung.at. Nach Angaben der Bürgerbewegung Katalanische Nationalversammlung (ANC), die wie jedes Jahr am katalanischen Nationalfeiertag Diada zu dem Marsch durch Barcelona aufgerufen habe, hätten sich etwa 400.000 Menschen beteiligt.
Die Polizei habe die Zahl hingegen nur auf 108.000 geschätzt, wie die Zeitung "La Vanguardia" berichtet habe. Sprecher der Unabhängigkeitsbewegung hätten am Samstag ihre Forderung nach Selbstbestimmung bekräftigt. Die Zentralregierung wolle höchstens mehr Autonomie zugestehen. Dass Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez einem Referendum über die Unabhängigkeit zustimme, wäre höchst unwahrscheinlich. Zudem erlaube die spanische Verfassung eine solche Volksbefragung nicht. Die Bevölkerung Kataloniens gelte als gespalten. In etwa die Hälfte wolle Umfragen zufolge die Unabhängigkeit, die andere nicht.
ANC-Präsidentin Elisenda Paluzie habe am Tag der Diada alle Unabhängigkeitsbefürworter zur Einigkeit aufgerufen. Derzeit seien sie über den Weg zur Unabhängigkeit zerstritten: Einige wollten den Zentralstaat bewegen, einem Referendum über die Unabhängigkeit zuzustimmen; andere hielten dies für aussichtslos und plädierten dafür, die Region notfalls auch gegen den Widerstand Madrids von Spanien abzutrennen.
Die Diada werde jedes Jahr am 11. September begangen. An diesem Tag wurde 1714 Barcelona von den Truppen des von Frankreich unterstützten spanischen Königs Philipp V. erobert, nachdem die Katalanen im Spanischen Erbfolgekrieg dessen habsburgischen Gegenspieler Karl, als römisch-deutscher Kaiser später Karl VI., unterstützt hatten. Katalonien verlor damit seine staatliche Eigenständigkeit.
