Der Jakobshavn Gletscher ist einer der größten Gletscher Grönlands. Sein Einzugsgebiet umfasst etwa 6,5 Prozent des Inlandeises. In den letzten zwei Jahrzehnten hat der Gletscher im Zuge der globalen Erwärmung viel Eis ans Meer abgegeben und erheblich an Dicke verloren (allein zwischen 2003 und 2016 verlor er 152 Meter in der Vertikalachse). Dabei beschleunigte sich seine Fließgeschwindigkeit, sodass er lange Zeit als der dauerhaft am schnellsten fließende Eisstrom der Welt galt.
In letzter Zeit hat sich die Dynamik des Gletschers jedoch offenbar grundlegend verändert. Wie das Jet Propulsion Laboratory (Strahlantriebslabor) der amerikanischen Weltraumbehörde NASA auf seiner Webseite mitteilt, hat sich die Fließgeschwindigkeit des Jakobshavn Gletschers deutlich verlangsamt. Der Gletscher werde wieder dicker und dehne sich zum Meer hin aus, anstatt sich zurückzuziehen.
Die NASA-Forscher machen die Abkühlung einer Meeresströmung, die Wasser zur Kalbungsfront des Gletschers bringt, für die Veränderung verantwortlich. Das Meer im Umfeld des Jakobshavn Gletschers sei heute so kalt, wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Die Wissenschaftler vermuten, dass das kalte Wasser durch die sogenannte Nordatlantische Oszillation (NOA) in Bewegung gesetzt wurde. Der Begriff bezeichnet die Schwankung des Druckverhältnisses zwischen dem Islandtief im Norden und dem Azorenhoch im Süden über dem Nordatlantik. Die NOA verursacht periodische Temperaturschwankungen mit einem Rhythmus von fünf bis zwanzig Jahren. In einigen Jahren wird das Klima im Nordatlantik also voraussichtlich wieder wärmer werden und der Jakobshavn Gletscher an Masse verlieren.