Saudi Arabien soll Israel die Nutzung seines Luftraums für einen Angriff auf den Iran gestattet haben. Dies berichtete gestern die britische Tageszeitung Sunday Times. Jerusalem hat den Bericht umgehend dementiert. Er sei „von Grund auf falsch“ und entbehre „jeder Grundlage“, hieß es aus dem Amt des israelischen Premiers ungewöhnlich schnell und kategorisch. Doch selbst wenn der Bericht der Sunday Times, die in vergangenen Monaten wiederholt reißerisch über israelische Vorbereitungen für einen Schlag gegen den Iran berichtet hat, überzogen ist, ist er vor dem Hintergrund einer langsamen Annäherung zwischen Israel und der arabischen Welt zumindest glaubhaft. Beide Seiten wollen sich gemeinsam gegen die Bedrohung von Seiten Irans und militanten Islamisten wehren.
Israel und arabische Golfanrainer sollen seit geraumer Zeit diskrete Geheimdienstkontakte pflegen. Diesmal hätten die Saudis dem israelischen Geheimdienstchef Meir Dagan indirekt ihre Bereitschaft signalisiert, Kampfflugzeugen bei einem Angriff auf iranische Atomanlagen die Nutzung ihres Luftraums zu gestatten. Vor einer Woche ist die Amtszeit Dagans verlängert worden. Ein Deal mit den Saudis könnte erklären, weshalb Premier Benjamin Netanjahu Dagan im Amt behalten will.
Die pro-westlichen, sunnitischen arabischen Regime fürchten eine Atombombe in den Händen des schiitischen Iran genau wie die Israelis. Teheran macht keinen Hehl aus seinen Hegemonieansprüchen und unterstützt Splittergruppen, die vor Terror in ihren Heimatstaaten nicht zurückscheuen. Irans Ziel ist der Export eines militanten Islamismus. Die arabischen Staaten gehen immer entschlossener dagegen vor, denn sie sehen ihre Regime bedroht. Marrokko hat die diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen und Austauschstudenten in Haft genommen. Sie hätten versucht, Marrokkaner zum schiitischen Glauben zu bekehren, hieß es. Ägypten hat eine Terrorzelle der Hisbollah festgenommen und den Iran als Drahtzieher impliziert. Die Zelle habe Anschläge in Ägypten geplant.
Der arabische Schulterschluss mit Israel, angeblich die einzige Atommacht in der Region, scheint eine logische Konsequenz. Zwar deklarieren arabische Politiker immer wieder, Israel stelle für Araber die größere Bedrohung dar, doch der ehemalige amerikanische UN-Botschafter John Bolton hält das für ein Lippenbekenntnis:“Keiner würde es offen zugeben, aber sie alle würden einer israelischen Nutzung ihres Luftraumes zustimmen, wenn sie es nicht an die große Glocke hängen“, sagte Bolton der Sunday Times.
Der Bericht ist nicht das einzige Zeichen einer wachsenden Kooperation von Arabern und Israelis. Vergangene Woche kamen erstmals Gesandte aus Bahrain nach Israel, offiziell nur, um eigene Staatsbürger aus israelischer Haft abzuholen. Sie hatten versucht, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Vor kurzem entsandte Israel ein U-Boot durch den Suez Kanal in Richtung Süden. Es war das erste Mal, dass ein israelisches Kriegsschiff den ägyptischen Kanal durchquerte. Bisher war es israelischen Kriegsschiffen von beiden Seiten her verboten, den Kanal zu durchqueren. Die Israelis fürchteten ägyptische Spionage, die Ägypter wollten sich nicht der Kritik aussetzen, den mutmaßlich atomar bestückten U-Booten bei der Ausführung ihres Auftrages zur Hand zu gehen. Beobachter werteten die Durchfahrt der U-Boote als doppeltes Signal: Sie gilt sie als Anzeichen einer engen Kooperation von Kairo und Jerusalem. Weiterhin ist sie ein Warnsignal an Teheran. U-Boote im Roten Meer könnten auch in den persischen Golf gelangen und dort helfen, iranische Ziele zu attackieren.