Gastautor / 30.10.2013 / 01:10 / 0 / Seite ausdrucken

Fürst Ulrich löst das Flüchtlingsproblem und rettet Sachen-Anhalt vor der Verödung

Kürzlich war ich in Dessau. Im Anhaltischen Theater gab es die Premiere von Ibsens Nora. Von den 1.100 Plätzen war weniger als die Hälfte besetzt. Im Restaurant, das vielleicht 200 Personen hätte bewirten können, saßen etwa 20. Bei einer Fahrt durch die im Krieg fast vollständig zerstörte Stadt sah ich riesige Flächen aufgelassener Industrie, leer stehende Häuser, frisch asphaltierte Straßen und kaum irgendwo Menschen… Als ich das sah, geriet ich in einen Traum. Ich sah den Fürsten, wie er angesichts des Menschenmangels einen reitenden Boten nach Lampedusa schickte und die Flüchtlinge nach Anhalt bat. Er versprach ihnen Grund und Boden, die Einrichtung von Werkstätten und Wohnungen. In den Kleinstädten seines Fürstentums standen ohnedies viele Häuser leer.
Ulrich Greiner in der Zeit. http://www.zeit.de/kultur/2013-10/fluechtlinge-fuerst-anhalt-willkommen


Eure Fürstliche Durchlaucht, Ulrich von Sachsen-Anhalt!
Da es Sie aus jenem Zeitalter der Aufklärung und Despotie zu uns verschlagen hat und Sie mit Ihren Erneuerungswünschen und Neubesiedlungswünschen uns zugleich beglücken und überraschen, erlauben Sie mir Ihnen einige – inattendues faits primordiales – Informationen mitzuteilen.

Sie brauchen kräftige Männer, fürwahr, die sind schon hier: Ein paar Millionen Einwohner sind unterbeschäftigt, wir geben 45 Milliarden unserer heutigen Währung dafür aus; Sie haben dazu sicher kühne neue Ideen. Und außerdem - in unserer Zeit wollen wir auch kräftige Frauen als Mitschaffende an unserer Gesellschaft.

Nur: die Struktur der Beschäftigungen ist heute ganz anders als zu Ihrer Zeit: Qualifikation ist erforderlich, und wissen Sie, es sind schon einige Millionen nach Deutschland gekommen, die Struktur der Qualifikation hat sich dadurch nicht verbessert sondern verschlechtert, wie ein heutiger Professor schreibt: „Die Arbeitsmigranten der sechziger und siebziger Jahre entsprachen den Bedürfnissen der industriellen Massenproduktion nach einfachen, ungelernten Arbeitern. Deren Anteil lag in Deutschland traditionell mit rund 20 Prozent sehr niedrig, stieg aber nun auf weit über 40 Prozent an. Dies war einmalig in der Welt. Die Gastarbeiter besaßen kaum Anpassungspotenzial an neue Berufe, weil ihre Ausbildungsfähigkeit – und auch die ihrer Kinder und Enkel – durch soziale und kulturelle Faktoren eng begrenzt war und ist.“

Es gibt Länder, die nur solche Fremde ins Land lassen, die mit ihrer Qualifikation ihnen nützen, z.B. Kanada. Ein heutiger Forscher schrieb daher zu diesem Unterschied in der Staatspolitik: „Seit langem bekannt sind die Ergebnisse der Berliner Immigrationspolitik, deren Rangfolge von (1) EU-Bürgern über (2) Familiennachzug, (3) weltweit Diskriminierte und (4) einheimische Illegale erst ganz zum Schluss (5) Könner für den Arbeitsmarkt berücksichtigt. Der hiesige Durchschnitts-IQ, den ja nicht kümmert, wie weit er vom DNA oder vom Milieu stammt, ist nach der 2007er Rindermann-Tabelle – von einst wohl 102 bis 103 – bereits auf 99 Punkte abgesunken. Wo andere Länder 55 % (USA), 75 % (UK) oder 99 % (Kanada) Qualifizierte unter ihren Einwanderern haben, gelingt Deutschland mit lediglich 5 % etwas so Originelles wie die Dequalifizierungsspirale, in der jüngere Jahrgänge schlechter ausgebildet sind als ältere, obwohl doch die Anforderungen in Zukunft nur steigen können.“

Sie fragen sich, wie das möglich seyn sollte.

Nun, wir leben in einer Demokratie, in der keiner zuständig sein will, das Laissez faire, laissez aller hat im heutigen Deutschland einen großen Stellenwert.

Dazu benutzen die Verantwortlichen den Ihnen bekannten Pluralis Majestatis!

Ein heutiger Fürst, ein Parteifürst, hat erklärend bemerkt: „Wir haben zugelassen, dass Millionen Menschen geringer Qualifikation direkt in die Sozialsysteme einwanderten und vom Staat – also der Solidargemeinschaft – unterstützt wurden. Zuwanderer mit vielen Kindern können - ebenso wie Deutsche – über Sozialleistungen ein Familieneinkommen erzielen, das nahe oder sogar über dem Erwerbseinkommen eines arbeitenden Bürgers liegt.“

Das Volk wurde dazu nicht gefragt, aber: das kennen Sie ja.

Sie wollten in Ihrer Güte Menschen aus Lampedusa ins Land holen, für ein „kühnes Programm der Neubesiedlung und Regeneration“. Wirklich kühn, Applaus, Applaus.

Aber lassen Sie mich Ihnen erklären: Im heutigen Deutschland leben Menschen aus 180 Nationen, es gibt jede Menge Produktivkräfte, und was früher 100 Bauern leisteten, das machen heute einige wenige Arbeitskräfte.

Auch unterbevölkert möchte man unser heutiges Deutschland nicht nennen wollen: Nach Holland, Belgien und Großbritannien ist Deutschland (229) das am dichtesten besiedelste Flächenland Europas; Frankreich, stellen Sie sich vor, hat nur 103 Einwohner pro Quadratkilometer.

Menschen mit geringer Qualifikation benötigen wir nicht für unsere Arbeitstheylung. Das verstehen Sie doch auf Anhieb?

Zu den „faits“, zu den Fakten, die ich Ihnen berichten muß, zählt nämlich auch, dass die meisten Flüchtlinge aus aller Welt auf dem deutschen Arbeitsmarkt keine Chance haben.

Es gibt ein paar Zahlen aus der Schweiz (Zahlen sind heute sehr wichtig) zu den vorläufig aufgenommenen Afrikanern (die Sie ursprünglich für Ihr kühnes Programm vorgesehen hatten): die Erwerbsquoten für die wichtigsten Herkunftsländer liegen bei rund 30% (Tunesien, Algerien), bei den Nigerianern gar bei nur 9%.

Von den Menschen aus Eritrea arbeiten im Kanton Zürich nur 2 Prozent, also 98% leben von der Sozialhilfe.

Nein, es gibt keine Armenhäuser mehr, die Menschen leben in eigenen Wohnungen und bekommen Geld vom Staat: undenkbar zu Ihrer Zeit.
Aber ich glaube und hoffe trotzdem, dass Sie Ihre Mission einer Neubesiedelung weiter verfolgen werden, denn: Unser Land ist in Vergangenheit und Gegenwart ein Land großartiger unternehmerischer Persönlichkeiten gewesen.

Ich schließe mit einem Gruß, der Ihrer Hochfürstlichen Durchlaucht gewiss nicht angemessen ist, dessen ich mir wohl bewußt seyn sollte, aber im heutigen Bayern (leider kein Königreich mehr) sagt man:

Habe die Ehre, Euro Hochfürstliche Durchlaucht
Ihr gehorsamer Untertan
Robert Lederer

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