Manfred Haferburg / 04.07.2020 / 14:00 / Foto: Complete fanatic / 79 / Seite ausdrucken

Für jeden Steuerzahler sind 6.000 Euro verpufft

Eine Verpuffung ist eine Verbrennungsreaktion, bei der es zwar zu einer Volumenerweiterung, aber nicht zu einem Druckaufbau kommt – eben keine Explosion, sondern eher „sanfte“ Energieumwandlung. Trotzdem können Verpuffungen erhebliche Schäden verursachen

In Deutschland sind gerade 342 Milliarden Euro verpufft. Sie wurden in die „Energieeffizienz“ von Gebäuden investiert, und der Energieverbrauch ist nicht im geringsten zurückgegangen. Privatleute, Vermieter und Wohnungs-Unternehmen haben mit viel staatlichem Subventionsgeld neue Heizungen und neue Fenster eingebaut und die Fassaden auf Teufel komm raus gedämmt – jedoch außer Spesen nichts gewesen. Seit 2010 flossen mehr als 342 Milliarden Euro in energetische Modernisierungsmaßnahmen von Wohngebäuden in Deutschland. 

Und das Resultat? 

2010 verbrauchten die Haushalte im Schnitt 130 Kilowattstunden pro Jahr und pro Quadratmeter für den Raumwärmeverbrauch. Acht Jahre später waren es immer noch 130 Kilowattstunden für denselben Zeitrahmen.

Trotz globaler Erwärmung verbrauchen deutsche Haushalte mehr Energie zum Heizen denn je. „Der seit 2015 steigende Bedarf ist ein alarmierendes Signal – vor allem für den Klimaschutz“ sagt der DIW Berlin und bietet auch gleich eine Lösung an: mehr vom Selben. „Anstrengungen bei der energetischen Gebäudesanierung müssen politisch stärker gefördert werden“. 

Die Klimaziele der Bundesregierung sind angesichts dieser erschreckenden Verpuffung fast eines ganzen Bundeshaushalts nicht mehr erreichbar. Bis 2030 sollte der CO2-Ausstoß von Gebäuden um 40 Prozent sinken, bis 2050 sollte der gesamte Gebäudebestand klimaneutral sein. Pustekuchen stellt GDW-Präsident Axel Gedaschko ernüchtert fest: „Es werden Milliarden investiert und es tut sich überhaupt nichts“. 

Anpappen leicht brennbarer Dämmplatten

Schuld an der Misere sind die widerspenstigen Bürger, die einfach die Heizung höher drehen. „Statt 20 Grad im Wohnzimmer herrschen nun 22 Grad“. Am schlimmsten heizen dabei die Wessis ein. Der Energiebedarf pro Quadratmeter im Westen liegt um 7 Prozent höher als in den neuen Bundesländern. Das Saarland hält den Heizrekord. Nur in Meckpomm friert man weiter brav fürs Klima vor sich hin. 

Wer das aber unreflektiert behauptet, tut den vermeintlich verpimpelten Vielheizern herzlich unrecht. Manche neue Heizung bringt nämlich nicht die versprochene Einsparung. Das Anpappen leicht brennbarer Dämmplatten auf die Fassaden ist manchmal kontraproduktiv, weil sie auf der Südseite das Aufwärmen des Mauerwerks durch Sonneneinstrahlung verhindern. Von Schimmelbildung gar nicht zu reden. 

Die vielen Modernisierungsmilliarden wurden sprichwörtlich durch den Schornstein gejagt. Jeder deutsche Steuerzahler hat zusätzlich zu den vielen Energiewendeeiskugeln nochmal 6.000 Euro dafür abgedrückt, dass am Ende gar nichts dabei herauskommt. Jetzt bleibt wohl nur zu hoffen, dass die Erderwärmung das Problem der energetischen Gebäudesanierung löst und die Bürger weniger heizen. 

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte freudig erregt anlässlich des Gesetzes zur Einführung einer steuerlichen Förderung energetischer Gebäudesanierung zum Thema: „Das ist ein guter Tag für den Klimaschutz im Gebäudesektor. Ich habe mich seit langem für die steuerliche Förderung der Gebäudesanierung stark gemacht und freue mich, dass wir dieses wichtige Vorhaben heute gemeinsam auf den Weg bringen konnten. Steuerliche Anreize sind im Gebäudebestand ein zentrales Instrument und gut sowohl für den Klimaschutz wie auch für das Handwerk und Arbeitsplätze vor Ort." 

Tja Peterchen, und jetzt sind die 342 Milliarden eben irgendwie verpufft, ohne dem Klimaschutz geholfen zu haben. Da hilft wohl nur, noch mehr Geld in den selben Strudel zu schippen. Und wie passt eigentlich die Mietpreisdeckelung zur energetischen Gebäudesanierung? Solche Konzepte kenne ich als ehemaliger DDR-Bürger noch. Früher hieß das: „Ruinen schaffen, ohne Waffen“. 

Foto: Complete fanatic via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Charles Brûler / 04.07.2020

Mir sagte mal jemand aus der Bausstoffindustrie, dass es nicht genügt, gute Baustoffe zu entwickeln. Man braucht auch geschickte Lobbyisten im Bundestag, um die Bürger zu zwingen diese zu kaufen.

Ernst Dinkel / 04.07.2020

Das hat Arbeitsplätze geschaffen, ein Teil ist über Steuern wieder reingekommen. Also: Think positive! Ansonsten: Im Sozialismus läuft das nun mal so, und im Kapitalismus sowieso ...

Elke Schmidt / 04.07.2020

Mit jeder Subvention kommt auch eine Verpuffung. Gute Technologien setzen sich ohne Subventionen durch, oder hat schon jemand für sein I-Phone einen Zuschuss erhalten? Alles andere sind tot geborene Kinder, so wird es den Windrädern ergehen, den E-Autos und den Lastenfahrrädern.

Wilfried Düring / 04.07.2020

An dieser Stelle soll an einen der de-facto vielleicht visionärsten (wenn auch unfreiwilligen) Klima-Schützer erinnert werden. Ich meine den ‘Conductator’  Rumäniens, den Massenmörder Nicolae Ceausescu. Nachdem er und sein Clan Rumänien restlos runtergwirtschaftet hatten, wurden in den 80-er Jahren im Rumänien Ceausescus, die Wohnsilos der großen Städte nur noch bedingt geheizt. Natürlich nicht aus Klima-Schutz-; sondern aus Kostengründen. Ceausescu wollte auch keine ‘verpimpelten Vielheizer’; sondern für das rumänische Modell des Sozialismus echte Kerle - vital und abgehärtet (‘survival on the fittest’). Deshalb wurde angeordnet, daß die Wohnraumtemperatur im rumänischen Winter 12 Grad Celsius zu betragen habe. 15 Grad galten bereits als ‘überheizt’. Es ist eben alles relativ. In Deutschland haben wir mit den Damen Neubauer und Baerböck-In heute andere Visionäre. Leider kann man sie nicht mehr einen Winter lang zur Kur in die klimafreundlichen Neubauten Ceausescus schicken. Aber das visionäre Klimaschutz-Ziel ‘Keiner soll hungern - ohne zu frieren’ ist geblieben. In Deutsch-Bunt-Lant muß auch keiner mehr die Wohnraum-Temperaturen ‘anordnen’. Armuts-Renten in Kombinationen mit exzessiven Zwangsgebühren auf Strom und GEZ (in Verbindung mit dem ersehnten Blackout) regeln das ganz ‘marktwirtschaftlich’ von ganz alleine. Natürlich der sollte Blackout möglichst eintreten, wenn die Prophetin der Bewegung, ‘unsere’ ‘Langstrecken-Luisa’, aus Klimaschutz-Gründen gerade im warmen Ausland weilt!

Heiko Stadler / 04.07.2020

Ich vermiete eine Zweizimmerwohnung in der Innenstadt. Mein letztes gesetzeskonformes “Mieterhöhungsverlangen”, das den Vermieter zum Bittsteller macht, haben meine Mieter dankend abgelehnt. Jede noch so kleine Investition in den bitter nötigen Erhalt der Wohnung, ganz zu schweigen von irgend einer energetischen Sanierung, lehne daher auch ich dankend ab. Bald werden sich die deutschen Innenstädte optisch und energetisch an die ehemaligen DDR-Bauruinen angepasst haben. Die alte Umweltsau ist nicht die Oma, sondern der Sozialismus.

E. Müsch / 04.07.2020

Die nutzlosen Kosten sind nur die eine Seite der Medaille, gleichzeitig konnten Vermieter die energetischen Gebäudesanierungen auf die Mieter abwälzen. Die Folge waren drastische Mietpreiserhöhungen an allen Mietpreisbremsen vorbei, und dass offensichtlich ohne wirklichen Nutzen für den Vermieter, der ja angeblich damit Nebenkosten sparen sollen. Es ist wie immer in Deutschland man überschätzt die Wirkung einer Maßnahme gnadenlos, redet sie sich dann an der Wirklichkeit vorbei schön und kanzelt Kritiker als Idioten und Querulanten ab.  Ein neutales Abwägung erfolgt offensichlich nicht mehr.  Vielleicht geht es auch gar nicht mehr um das ursprüngliche gut klingende Ziel? Vielmehr geht es darum Investitionen zu generieren, die die Wirtschaft in Schwung halten soll, koste es was es wolle. Das eigenliche Ziel ist nur das Deckmäntelchen, wie die Energiewende insgesamt zeigt, oder die Zerstörung einer guten Technologie wie den Diesel für Elektoautos, wo bereits jetzt schon klar ist, dass auch diese mit gewaltigen Problemen verbunden sein werden. Für mich fing diese Art der Obsolenz mit dem Glühbirnenverbot an, auch hier stimmte die Kostennutzen- Rechnung nicht im Ansatz. Denn die Heizperiode dauert von Okt. bis Mai. Die 80% Wärmeenergie die eine Glühbirne abgibt waren in der dunklen Jahreszeit ja nicht verloren und im Sommer ist es eh hell und die Glühbirnen meist aus.  Der Ersatz für ein einfaches und gutes Produkt, war Sondermüll mit Quecksilber. Auch bei dieser Massnahme verpuffte der Einspareffekt,  wie Herr Hafenburg so überzeugend darlegt.

sybille eden / 04.07.2020

“Für das Handwerk und die Arbeitsplätze vor Ort” ist es doch prima ! Vielleicht geht es ja nur darum, ist ja nicht so schlecht. Für die Politik ist es ein Placebo, und das ist doch auch gut so. Gegen den zyklischen Klimawandel hilft auch keine Gebäudedämmung, sondern eine andere wärmeschützende BAUWEISE ! Aber unsere Architekten interessiert das einen Sch…..ß, sie bauen ihre Beton und Glas- Silos genauso weiter wie vor 50 Jahren, oder?

KF Lankl / 04.07.2020

Diesen Schwindel habe ich schon im Studium Ende der 70er Jahre entlarvt. Auf meine Frage nach dem Energiegewinn durch Sonneneinstrahlung Südseite gab es schon damals keine vernünftig Antwort, vielmehr Ausflüchte. Dennoch kann ich ganz bestimmt behaupten, hätte ich das viele Geld zugesteckt bekommen, das die Politik in den Jahrzehnten kassierte, ich wäre glatt auch dafür gewesen!

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