Politiker sind gierig, vor allem auf Pöstchen und den eigenen Vorteil bedacht. Das ist eine unter Deutschen weitverbreitete Ansicht. Und auch der Hinweis, dass die Bundeskanzlerin weniger verdient als ein besserer Sparkassendirektor, führt selten dazu, Lieschen Müller und Fritzchen Mayer von der Überzeugung abzubringen, dass Eigennutz des Politikers stärkste Triebfeder ist.
Der Fall Hessen zwingt die Deutschen nun, ihr Politikerbild ein wenig differenzierter zu zeichnen - weil sie sich sowohl bestätigt als auch widerlegt sehen müssen. Und dies ist allein der hessischen Landtagsabgeordneten Dagmar Metzger zu verdanken.
Dagmar Metzger dürfte sich am vergangenen Freitag um jede Chance gebracht haben, in der SPD noch einmal irgendetwas zu werden. Sie hat vorerst verhindert, dass ihre Parteifreundin und Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti Ministerpräsidentin wird. Sie hat verhindert, dass Fraktionskollegen von ihr einen Ministerposten bekommen, was in Politikerkreisen gern mal übel genommen wird.
Und sie hat ihrem Parteichef Kurt Beck de facto solch einen heftigen Stoß versetzt, dass zumindest heute schwer vorstellbar ist, dieser schwer angeschlagene Parteischädiger könnte im kommenden Jahr als SPD-Kanzlerkandidat gegen Angela Merkel antreten. Dagmar Metzger hat all dies mit einem einzigen Wort erreicht; sie hat Nein gesagt.