@Rudi Hoffmann Wie uns die Geschichte auch andernorts lehrt, bleibe ich - aus Erfahrung - vorsichtig und habe “gilt als Demokratie” gewählt. Im Vergleich mit anderen afrikanischen Staaten wäre heute für den Senegal auch ” i s t eine Demokratie” angebracht.
@L. Luhmann Ja, über 90 Prozent der Bevölkerung gehören dem Islam an. Aber sie hängen in einer überwältigenden Mehrheit den vier Sufi-Bruderschaften an, die einen toleranten Islam vertreten. Im Sufismus zeigt sich ein Islam, der den Koran nicht immer wörtlich nimmt. Im Senegal hat der Einfluss der mächtigen Sufi-Bruderschaften segensreiche Wirkung. Es gibt einheimische und importierte Bruderschaften. Die Layene und die Mouriden (ein Drittel der Muslime gehören dieser Bruderschaft an) stammen aus dem Senegal selbst, die Tijaniyya (etwa die Hälfte) wurde im 18. Jahrhundert von einem Berber gegründet, und die Qadiriyya entstand bereits im 12. Jahrhundert in Bagdad. Die Bruderschaften kämpfen gegen extremistische Strömungen und predigen Frieden und Toleranz, sorgen für Stabilität und sozialen Zusammenhalt. Sie bieten auch Wirtschaftsnetzwerke und soziale Absicherung. Die Layene sind die Poeten des Sufismus. Die Mouriden sind die politisch und ökonomisch Einflussreichsten im Senegal. Sie sind sehr geschäftstüchtig und besitzen zahlreiche Einkaufszentren und Marktstände. Sie organisieren das Import-Export-Geschäft. Geschäfte unter Glaubensbrüdern werden ohne Vertrag und per Handschlag gemacht. Touba ist die heilige Stadt der Mouriden. Angeblich schickt jeder Mouride Woche für Woche eine Spende an den Marabou nach Touba. Serigne Cheikh Abdou Karim Mbacke gilt als einer der reichsten und mächtigsten Männer des Landes. Vor Wahlen pilgern alle Kandidaten zu den geschäftstüchtigen Glaubensfürsten, um sich ihr Wohlwollen zu sichern.
“Senegal gilt heute als Demokratie und könnte daher für andere afrikanische Staaten ein Vorbild sein.” - Dieser Konjunktiv ist edel gemeint vom Verfasser. Schauen Sie ins moderne Deutschland, was es unter Demokratie versteht. Oder nach Russland, was dort unter Demokratie verstanden wird.
die Rolle Frankreichs und seine “Interessen-Umsetzung” wird hier doch seeeeehr diplomatisch umschrieben… was die “Toleranz” der Religionsgruppen angeht,bei 90% Muslim-Anteil wird es so sein,wie bei den Kopten in Egypt..die haben auch defakto nichts zu melden
Über 90% Mohammedaner und weniger als 10% Christen? Nun, dann sollte man sich nicht wundern, wenn eines Tages genau das passieren wird, was passieren muss ...
Immer wieder interessante Beiträge von Dr. Seitz über Länder, die Abseits des Interesses stehen. Danke.
Herr Seitz, warum nur die halbe Wahrheit zum CFA? Es ist immer noch die verdeckte Kolonialmacht Frankreich, die diese Länder, sechzehn aktuell glaube ich, ausbeutet. 400 Milliarden im Jahr kassieren die Franzosen, da kann man auch etwas eher in Rente gehen. Waren Sie als Botschafter auch in Afrika? Auch wenn nicht, müssen Sie das doch wissen. Die afrikanischen Länder die am CFA hängen sind den Franzosen gnadenlos ausgeliefert. Ihre Staatsreserven müssen sie in Frankreich lagern, quasi als Sicherheit, kommen aber ohne die Franzosen nicht ran. Die haben auch vertraglich das erste Zugriffsrecht auf die Bodenschätze der Länder. Mali mit seinem Uran lässt die französischen Atomkraftwerke jetzt etwas leer zurück. Und zum Zehntel des Marktpreises versteht sich. Alle großen Firmen die damit zusammenhängen, eben auch Tankstellen und so, sind in französischer Hand, mit französischem Führungspersonal. Gewinne gehen wohin? Richtig, a France. Diese Firmen, die Regierung und die öffentliche Verwaltung, müssen alle Dinge die sie brauchen in Frankreich kaufen. Und genau in diesen Ländern werden die Regierungen von den Franzosen mitbestimmt. Erfundene Vergewaltigungen gegen Oppositionelle sind da noch harmlos. Normalerweise sieht man die nie wieder. Deswegen erheben sich gerade viele afrikanische Länder, um diesem französischen Kolonialsystem zu entkommen, weil es eben nicht vorwärts geht. Und arrogante Franzosen kann dort niemand mehr sehen. Suchen Sie die Informationen im Netz! Die sind zwar schön versteckt und wenig, aber man findet sie. Beste Grüße.
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