Wer gestern, wie Pierre Aime’ Despalle, in München die Veranstaltung des Jüdischen Zentrums besuchte, um die große Simone Veil zu erleben, erwartete mit Recht einen interessanten Abend. Doch die Moderatorin des Abends war aus unerfindlichen Gründen Franziska Augstein, die sich wieder einmal alle Mühe gab, den guten Namen ihres Vaters zu ruinieren.
Die Kette der Peinlichkeiten begann damit, dass Frau Augstein nach den einleitenden Worten von Charlotte Knobloch zwar die Schauspielerin , die Simone Veils Texte in Deutsch vortragen sollte, auf die Bühne geleitete, die Autorin, um deren Biografie es eigentlich ging, aber unten sitzen ließ. Weil man, was man nicht im Kopf hat, in den Beinen haben muss, war Frau Augstein gezwungen, noch einmal von der Bühne runterzusteigen, um Frau Veil hinaufzuführen. Entsprechend genervt begann sie ihre Moderation. Sie hätte heute Abend ja nicht so viel zu tun, denn Frau Veil sei müde von ihren vielen Auftritten. Augstein war aber die Einzige, die nicht auf der Höhe war. Das bewies sie schon mit ihrer ersten Frage. „Hat ihre Erfahrung mit Auschwitz ihr Leben geprägt?“, wollte sie wissen, als sei Auschwitz einen Universität gewesen. In ihrer Antwort berichtete Veil, dass sie ihr Überleben der Solidarität ihrer Mitgefangenen verdanke. Darauf Augstein: „Sie reden hier von Solidarität. Das verstehe ich nicht. Ich habe mich damit beschäftigt, denn ich habe viel über Buchenwald gelesen. Dort gab es keine Solidarität. Mit wem waren Sie denn auf dem Block?“ Dass Augstein ohne falsche Scham ihre angelesenen Weisheiten höher schätzte, als die Erfahrungen von Veil, verschlug dem Publikum das erste mal den Atem. Bewundernswerterweise ließ sich Veil nicht aus der Fassung bringen. Auch nicht, als die Rede auf ihre Zeit als Ministerin kam, in der sie 1975 das Abtreibungsgesetz durchgesetzt hat. Da hatte Augstein wieder Verständnisschwierigkeiten. „Wie kam es, dass eine konservative Regierung so ein revolutionäres Gesetz verabschiedet hat“, wollte sie wissen. Reagierte aber gereizt, als Veil auf die Reformpolitik von Jaques Chirac einging. Das Publikum wurde zunehmend unruhiger. Mit seiner Geduld war es endgültig vorbei, als Augstein, die selbst ein mäßiges Schulfranzösisch spricht, in ihrer Arroganz aber anzunehmen schien, dass sie als Einzige im Saal dieser Sprache mächtig war, die Antworten von Veil falsch zusammenfasste oder uminterpretierte. So „ergänzte“ sie Ausführungen von Veil mit ihren eigenen Bemerkungen über Afghanistan und den Irak. Da hatte das Publikum die Nase voll und reagierte mit Pfiffen. Als die Veranstaltung endlich zu Ende war, hatten die rund 600 Leute nur ein Thema: wie gnadenlos peinlich Frau Augstein gewesen war. Von diesem Abend kann nur die Empfehlung ausgehen, Frau Augstein nie wieder als Moderatorin einzusetzen oder Veranstaltungen mit Frau Augstein unbedingt zu meiden. Simone Veil hat Besseres verdient.
Nach einem Telefonbericht von Pierre- Aime’ Despalle