Manfred Gillner
Irgendwo in Europa muss es eine Zertifizierungsstelle für Al-Kaida-Mitglieder geben. Jedenfalls könnte man das vermuten, wenn man die Nachricht liest, die heute durch die Online-Medien ging: „Selbsternanntes Al-Kaida-Mitglied nimmt Geiseln in französischer Bank“. In keiner Überschrift durfte das Wort „selbsternannt“ fehlen. Denn damit ist der Vorfall natürlich entschieden harmloser zu werten, als wenn der Geiselnehmer sich nicht nur auf Al Kaida berufen, sondern gleich ein amtliches Dokument, unterzeichnet von einer EU-Behörde oder von Osama Bin Laden, in der Bank vorgelegt hätte, das ihn als legitimes Mitglied der Terrororganisation ausweist. Womöglich hätte das den einen oder anderen Bürger gar unnötig aufgeschreckt: „Ja was denn, Al-Kaida, hier, bei uns, in Europa? Ausgerechnet vor dem Viertelfinale?“ Kann doch gar nicht sein. Darf einfach nicht sein. Nun kam gottlob gleich die Entwarnung. Die Geiselnahme ist beendet, es gibt keinerlei Hinweise auf Al Kaida. Der Täter handelte nur aus religiöser Überzeugung und ist verrückt. Das kann keiner von Al Kaida gewesen sein.
http://bazonline.ch/panorama/vermischtes/Geiseldrama-in-Toulouse—Keine-Hinweise-auf-terroristischen-Hintergrund/story/17457563