Wasser predigen und Wein trinken - diese Disziplin wird von vielen Politikern beherrscht. Doch die australische Politikerin Pauline Hanson, die jahrzehntelang gegen Einwanderer gehetzt hatte, treibt dies mit ihrer eigenen Auswanderung auf die Spitze.
In den 1990er Jahren hatte die frühere Inhaberin eines Fish & Chips-Ladens in Queensland international für Aufmerksamkeit gesorgt, als sie nach einer offen fremdenfeindlichen Wahlkampagne ins australische Parlament einzog. Dort warnte sie denn auch sofort in ihrer Jungfernrede, dass Australien von Asiaten überflutet werde.
Auch sonst hatte Pauline Hanson mit dem Ausland nie sonderlich viel am Hut. Am liebsten hätte sie Australien hinter hohen Zoll- und Einwanderungsmauern von der Welt abgeschottet.
Mit Xenophobie hatte das alles natürlich nichts zu tun. Zumindest konnte Hanson mit dem Begriff nichts anfangen, als sie von einer Reporterin danach gefragt wurde.
Hansons parlamentarische Karriere war nach nur einer Legislaturperiode zu Ende, doch still wurde es um sie nie. Mal machte sie Schlagzeilen mit einer für den Fall ihrer Ermordung vorbereiteten Videobotschaft. Dann musste sie sich vor Gericht wegen der verworrenen Finanzierung ihrer Partei verantworten.
In ihrem Heimatstaat Queensland versuchte Hanson sich schließlich als unabhängige Kandidatin bei Landtagswahlen, ehe sie 2007 die nach ihr benannte “Pauline’s United Australia Party” gründete. Deren Hauptziel war ein Einwanderungsverbot für Muslime. Nebenbei schaffte Hanson es auch noch, sich ins Finale eines Fernseh-Tanzwettbewerbs zu tanzen und ihre Autobiographie zu schreiben.
Einen Mangel an Unterhaltungswert konnte man Hanson damit wirklich nicht bescheinigen, aber mit ihrer nun angekündigten Auswanderung nach England setzt sie ihrer Karriere die Krone auf. Denn zu der glühenden australischen Nationalistin will die Auswanderung nach Großbritannien nicht so recht passen.
Nach den Gründen für ihren Entschluss gefragt, sagte Hanson der Frauenzeitschrift Woman’s Day, dass sie Australien für überreguliert und überbesteuert halte. Und genau deshalb zieht sie nun nach England, das gerade erst einen Spitzensteuersatz von 50 Prozent eingeführt hat.
Auch beklagte sich Hanson darüber, dass australische Immobilien unbezahlbar geworden seien. Sie muss es wissen, schließlich steht ihr bescheidenes Häuschen in Queensland (4 Schlafzimmer, zwei Badezimmer, 13.000 Liter-Wassertank auf 147 Morgen Land) für 1,4 Millionen australische Dollar zum Verkauf. Dass aber ausgerechnet britische Immobilien billig wären, diese Hoffnung sollte Pauline Hanson dann doch ganz schnell begraben. In einigen Londoner Stadtteilen würde ihr Geld gerade mal für ein Reihenhaus reichen - ohne Wassertank und Land, versteht sich.
Vor allem aber hält es Hanson im multikulturellen Australien einfach nicht mehr aus. Sie sehnt sich nach England, dem Land ihrer Vorfahren. Es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis Hanson bemerkt, dass dort mittlerweile Chicken Tikka das Nationalgericht ist, Busfahrer und Polizisten mit Turban ihrer Arbeit nachgehen und Metzgereien darauf achten müssen, ihr Fleisch als ‘halal’ anzubieten.
Aber vielleicht eröffnen sich Pauline Hanson in England auch ganz neue politische Möglichkeiten. Schließlich hatte die British National Party erst vor wenigen Tagen beschlossen, ihre Aufnahmebedingungen selbst für Nicht-Weiße zu lockern. Ob bei den britischen Rechtsextremen dann wohl auch noch Platz ist für eine ausländische Nationalistin?
Wasser predigen und Wein trinken - so hatte es sich Pauline Hanson wohl vorgestellt. Bleibt für sie nur zu hoffen, dass sich der Wein nicht schnell als Essig herausstellt.