Im globalen Kampf um die Seele und Zukunft der Freien Welt steht der Papst vor einer historischen Frage: Will er die jüdischen Gemeinden - seien sie religiös oder weltlich - als Verbündete, oder wird er sie durch eine kurzsichtige Politik in das Lager seiner Kontrahenten drängen?
Wie es scheint, gibt es im Vatikan zu dieser epochalen Frage geteilte Meinungen:
Im Vatikan weiß offenbar eine Hand nicht, was die andere tut. Brauchen die Juden eine Bekehrung oder ist Christus für sie nicht am Kreuz gestorben?
Es bleibt abzuwarten, ob es einem deutschen Papst gelingen könnte, den Gordischen Knoten des chrtistlich-jüdischen Verhältnisses, d.h. die Frage nach dem Existenzrecht des jüdischen Volkes als Juden, zu durchschlagen. Aber selbst eine weitere Lockerung - wie heute vom Radio Vatikan gemeldet wurde - wäre sehr zu begrüßen.
Die alte Karfreitags-Fürbitte für die Juden wird neu formuliert. Das berichtet die italienische Tageszeitung „Il Giornale“. Die vatikanische Liturgie-Kongregation werde bald eine korrigierte Fassung des Missale von Johannes XXIII. veröffentlichen, das die von Benedikt XVI. rehabilitierte ältere Form der Messfeier regelt. In diesem Missale werde auch eine Neufassung der Fürbitte für die Juden stehen, so die Zeitung. Benedikt hat letztes Jahr die breitere Wiederzulassung des alten Ritus der Messfeier beschlossen. Dabei stützt er sich auf das Missale von 1962. Die Oberrabbiner von Israel baten den Papst nach seinem entsprechenden „Motu proprio“, die aus ihrer Sicht unfaire Fürbitte erneut zu ändern. Schon Johannes XXIII. hatte aus ihr das Wort „treulos“ gestrichen.