Dirk Maxeiner / 10.05.2021 / 11:00 / Foto: Imago / 114 / Seite ausdrucken

Ein Wasserwerfer für den Deutschen Journalistenverband!

Seit dem Wochenende ist ein Video im Netz viral gegangen, das den Geschäftsführer des thüringischen Landesverbandes des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) in Aktion zeigt. Der Mann heißt Sebastian Scholz und empfiehlt sich in der Sequenz als Vorstopper für Die Mannschaft. Da können Jogis Waisen echt noch was lernen. Mit einem kundigen Tritt in die Beine bringt Scholz einen vor der Polizei fliehenden Demonstranten zu Fall und der Mann stürzt mit der Nase auf den Asphalt. This live does not matter. Vermutlich hat der Geschäftsführer Merkels Notbremse irgendwie falsch verstanden. So ein gestrecktes Bein wird auf dem Platz normalerweise mit einer roten Karte geahndet (in der Kabine aber gibt’s stehenden Beifall). Auf ersteres können wir lange warten, letzteres dürfte bereits geschehen sein.

Der Autor dieser Zeilen erinnerte sich angesichts der Szene spontan an seine Korrespondenz mit dem DJV (respektive dessen bayrischen Landesverbandes BJV) vom Ende 2019. Ich war gefühlt seit der Zeit der Pharaonen Mitglied in diesem Verein und schickte vor zwei Jahren kommentarlos meine Kündigung. Der Geschäftsführer wollte es dabei nicht bewenden lassen und sandte mir eine nachfragende Mail:

„Leider haben Sie uns nicht mitgeteilt, aus welchem Grund Sie aus dem BJV austreten. Haben Sie konkrete Kritikpunkte an der Arbeit des BJV bzw. Anregungen, welche Angebote wir unterbreiten sollten?“ 

Meine Antwort war von gewohnt prophetischer Qualität:

Weil Sie danach fragen, möchte ich Ihnen eine Antwort mit dem Grund meines Ausscheidens geben. Bei der Lektüre des Magazins „Journalist“ und angesichts diverser Einlassungen des DJV-Vorsitzenden Frank Überall (siehe etwa hier und hier) hatte ich zunehmend das Gefühl, Mitglied einer Kampfsportgruppe gegen „rechts“ anzugehören. Inzwischen ist es unerträglich. Das entspricht aber nicht meinem Selbstverständnis als Journalist. Ich hege keinen Groll, macht das, wie Ihr wollt. Ich habe nur keine Lust mehr, da dabei zu sein“.

Aber, aber, liebe Kollegen, kaum lässt man euch alleine, rastet ihr komplett aus. Musstet ihr das mit der Kampfsportgruppe wirklich so wörtlich nehmen? Was macht ihr als nächstes? Einen eigenen Wasserwerfer anschaffen? Ich empfehle Sebastian Scholz als Kanonier, der Mann ist eine Zierde für jeden Schützenpanzer. Eigentlich wirkt er recht harmlos, der Basti, und setzt sich für die Rechte der Schwachen und Beladenen ein, etwa am Tag der Pressefreiheit (3. Mai), auf einer Veranstaltung der Friedrich Ebert Stiftung.  

„Die Tatsache, dass aufgrund der Digitalisierung nahezu jeder publizieren kann, sich gleichzeitig aber mitnichten journalistischen Standards unterwerfen muss, ist eine weitere Gefahr für die freie und unabhängige Berichterstattung“, heißt es dort, „immer wieder ist bspw. bei Demonstrationen zu beobachten, wie sich vermeintliche Journalist*innen plötzlich zu Aktivist*innen wandeln.“ Ja der Basti, der ist ein Tausendsassa. Und wie stilvoll er sich als Antifant verkleiden kann. 

Die journalistische Entsprechung von Dr. Jekyll und Mr. Hyde heißt künftig Dr. Scholz und Mr. Katsche, frei nach dem legendären Verteidiger Hans-Georg alias Katsche-SchwarzenbeckAuf der Seite des FC-Bayern wird ihm höchstes Lob gezollt:

„Man nannte ihn den „treuen Vasallen“ oder den „Adjutanten“... Zu seiner Zeit gab es noch den typischen Vorstopper, den ‚Ausputzer‘, eine Rolle, die ihm glänzend lag. Denn wenn einer in der Abwehr der Nationalelf oder beim FC Bayern abräumte, was sich so in Tornähe befand, dann war es des „Kaisers Bodyguard“. Katsche fiel in seiner Profikarriere nie groß auf, aber war letztlich sehr effektiv für das Spielsystem des deutschen Rekordmeisters“.

Wobei der Vergleich in einer Hinsicht hinkt. Katsche Schwarzenbeck muss man nämlich in einem entscheidenden Punkt in Schutz nehmen: Er war stets ein fairer Gegner.

Nachdem ich meine prophetischen Qualitäten in diesem Beitrag ausreichend belegt habe, möchte ich daher eine weitere Vorhersage treffen: Vor- und Nachtretern wie Sebastian Scholz stehen im deutschen Journalismus großartige Zeiten bevor. Wasser marsch!

Foto: Imago

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Anton Weigl / 10.05.2021

Katsche Schwarzenbeck erzielte in der 120. Minute des Endspiels um den Europapokal der Landesmeister in Brüssel zwischen den FC Bayern und Atletico Madrid den Ausgleich zum 1:1. Das war eine Sternstunde für Katsche.

Peter Heuer / 10.05.2021

Solche Leute verstehen es glaube ich nicht anders. Strafanzeige wegen Nötigung und Körperverletzung. Außerdem ist der Name “Sebastian Scholz” ab jetzt sowieso mit dem Tretervorfall verbunden. Das Netz vergiss nichts.

Sabine Schönfelder / 10.05.2021

Was für eine menschliche Verelendung namens Sebastian Scholz! Er ist in seiner Funktion eine agitierte Erfolgsgeschichte, die personifizierte Renaissance einstiger SA-Mitglieder zur Unterstützung despotischer Staatsmacht. Er ist ein würdeloser im Regierungs-Sinne agierender Handlanger, hinterfotzig, verlogen und verachtenswert. Er ist der Vorgeschmack dessen, was uns hier wieder auf deutschem Boden erwartet: Schläger und Brutalos im Journalisten-Kostüm, die mit Gewalt DIE ANGESAGTE EINHEITSMEINUNG und Impfpflicht erzwingen sollen. Er ist eine ´Empfehlungˋ für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Thüringen. Er ist ein Kind der Antifa und ein Zögling alter SED-Strukturen, die ihre Günstlinge an den Propaganda-Schaltstellen, ganz nach alter DDR-Manier, platzieren. Er ist ein Merkelprodukt und Linksfaschist. Er ist „woke“, und wenn er Glück hat, ist er eine Transe, aber sicher ein „Gender“ im Geiste von Henning-Wellsow. Hoffe der Gestürzte zeigt ihn an, das Ar…l….ch.

Sascha Hill / 10.05.2021

Ein gutes hat die aktuelle “Haltung”, zumindestens aus rein informeller Sicht. Viel besser kann man es den Laien nicht aufzeigen, wie Diktaturen entstehen und vorallem, wie gefährlich Mitläufer sind. Third-Wave simpel erklärt. Doch es gibt immer ein aber… aber was, wenn die Mehrheit es nicht erkennen will? Oder sich dumm einredet, sowas sei nur brim Faschismus möglich? Weil, wir wissen ja alle, der Kommunismus mit seinen Millionen Toten ist ja nur ein “falscher” Sozialismus!

Emmanuel Precht / 10.05.2021

Mir aus der Seele geschrieben. So viel Empathie erfahre ich selten! Wohlan…

Nico Schmidt / 10.05.2021

Sehr geehrter Herr Maxeiner, der Basti wollte nur das Richtige tun. Querdenker, Rechte, Alu-Hüte und Reichsbürger zu Fall bringen, ist eine Aufgabe, die jeden gut und aufrechten Bürger angehht. Da kann man nicht zimperlich bei der Wahl der Mittel sein. Bastis Erklärung war schon große Klasse: “Er sei nicht schnell genug weggekommen. Wie auch, wenn man noch auf den Flüchtenden zuhält? Eine Zierde für seinen Stand, der in letzter Zeit von Demonstranten arg gebeutelt wird. Schwer ist der Beruf. MfG Nico Schmidt

Paul Siemons / 10.05.2021

Wasserwerfer ist keine gute Idee. Man könnte damit versehentlich eigene Leute vom militanten Arm der Antifa treffen, und Mutti (also deren) macht dann Stress, weil der Sprössling sauber nach Hause kommt. Ich empfehle eine Dreckschleuder, gefüllt mit Jauche und einem Konzentrat von WG Luft und Kaffeeresten aus in autonomen Zentren gesammelten Tassen. Das Ergebnis ist quasi die flüssige Version des praktizierten Journalismus.

Michael Schmitz / 10.05.2021

Ich hatte davon gehört, aber vorhin zum ersten Mal das Video gesehen. Das ist ungeheuerlich! Das ist kein Journalist, das ist offenbar ein Straßenschläger. Und auch noch feige, weil er lügt wie gedruckt. Dabei lässt das Video keinen, wirklich überhaupt keinen anderen Schluss zu: Er hat absichtsvoll den Laufweg des Mannes gekreuzt und ihn mit kräftigem Fußtritt zu Fall gebracht. Das war eine strafbare Attacke, dafür gehört er vor Gericht! So einfach ist das!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com