Ein Preis auf CO2 – Absicht und Nebenwirkungen

Seit der Weltökonom seligen Andenkens Helmut Schmidt behauptete, fünf Prozent Inflation seien ihm lieber als fünf Prozent Arbeitslosigkeit, hat sich herumgesprochen, dass Ludwig Erhard und Otto Graf Lambsdorff die letzten waren, die sich mit ihrem wirtschaftlichen Sachverstand nicht durchsetzen konnten. Schmidt kriegte beides: Inflation und Arbeitslosigkeit. Nur blieb es nicht nur bei fünf Prozent. Mittlerweile ist auch bei den Ökonomen die Expertise weitgehend verloren gegangen, was sich an der Diskussion um die “CO2-Bepreisung” mal wieder an den beiden Gutachten zeigt.

Weil man den CO2-Verbrauch nicht verbieten kann, will die Politik ihn teurer machen. Der schöne Nebeneffekt: Es fließt noch mehr Geld in die Staatskasse. Auch wenn heute behauptet wird, das Ganze sei sozialverträglich und solle kompensiert werden. Solche Versprechen wurden mit schöner Regelmäßigkeit schneller vergessen, als sie gemacht wurden.

Dabei werden drei „Modelle“ diskutiert, die sich im Wesentlichen nicht im Effekt, sondern in den Kosten unterscheiden und darin, wer sie trägt. Und marktwirtschaftlich, wie teilweise behauptet, ist keine Lösung, weil sie auf einer staatlichen Intervention und nicht freiwilligen Transaktionen auf dem Markt beruhen.

1. Die CO2-Steuer. Die CO2-Steuer ist das ehrlichste Konzept: Die unterschiedlichen Steuern auf Benzin, Diesel Heizöl und andere CO2-Emittenten sollen sukzessive angehoben werden. Die Konzepte von den von CDU und SPD beauftragten Expertengruppen unterscheiden sich nur im Verlauf der Grausamkeit. Ihr Grundgedanke ist, dass die Erwartung der höheren Steuer dazu animiert, in energiesparende Technologien zu investieren. Wenn dies nicht gelingt, können die Menschen nur an sich selber sparen: An der Heizung und an den Autofahrten.

2. Die CO2-Bepreisung. Ein Preis bildet sich auf dem Markt zwischen Angebot und Nachfrage. Beide wissen, was ihnen ein Gut oder eine Dienstleistung wert ist, ohne wissen zu müssen, warum. Das wesentliche Kennzeichen der Transaktion ist die Freiwilligkeit. Eine Gruppe von CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten spricht von “CO2-Bepreisung”, will aber die verschiedenen Energiesteuern nicht zu einem Preis, sondern eben einer Steuer zusammenfassen, die sich ausschließlich auf die Höhe des CO2-Verbrauchs bezieht. Auch sie muss sukzessive angehoben werden, um ihre Lenkungshöhe zu entfalten.

3. Der Emissionshandel. Hier verknappt der Staat künstlich das der Industrie zur Verfügung stehende CO2. Wenn ein Unternehmen weniger als vorgegeben verbraucht, kann es die Emissionen als Zertifikat an ein Unternehmen verkaufen, das zu viel verbraucht. Dabei bestimmt die Menge der eingesparten Emissionen und die Menge der Unternehmen, die zu viel verbrauchen, den Preis. Nur wenn der Staat ständig die Emissionen verknappt, bleibt der Preis hoch genug, um einen Anreiz zu setzen, weiter CO2 einzusparen.

Alle Konzepte sind wirkungslos

Alle Konzepte verteuern Waren und Dienstleistungen. Ob eine technologische Kompensation gelingt, ist ungewiss. Mit Grenzwerten auf alle Arten der Emissionen versuchen Deutschland und Europa bereits etwa seit der Mitte der achtziger Jahre, sukzessive die Luft sauberer zu machen. Mit großem Erfolg. Die Grenzwerte haben mittlerweile allerdings ein Niveau erreicht, das mit normalen technischen Mitteln nicht mehr erzielt werden kann und überproportionalen Aufwand erfordert. Trotzdem sind die Einsparungen gering.

Die großen Emittenten sind Indien, China und die USA. Die CO2-Emissionen, die in Europa produziert werden sind dagegen marginal. Es wäre aber besser, die knappen Ressourcen, über die wir verfügen, dort einzusetzen, damit die Emissionen dort wirksam reduziert werden. Das Ausrufen des Klimanotstands in Konstanz ist dagegen wirkungslos.

"Die Deutschen haben schlicht weniger geheizt", verwies Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid auf die Wirkung des milden Wetters. In Deutschland sind aufgrund der gestiegenen Durchschnittstemperatur in 2018 die CO2-Emissionen nach Schätzung des Bundesumweltamtes um 4,2 Prozent gesunken.

Mit anderen Worten: Höhere Temperaturen führen zu einem niedrigeren CO2-Ausstoß. Wenn CO2 aber die einzige Determinante der Temperatur-Entwicklung ist, müssten die dann ja automatisch sinken. Es würde sich also um ein Gesetz kommunizierender Röhren handeln: Die Erderwärmung bremst den Klimawandel.

Das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen

Investiert man einen Euro etwa in eine Abgasreinigungsanlage, ist der Nutzen maximal. Mit jedem zusätzlichen Euro sinkt jedoch dessen Grenznutzen. Ab einem Punkt ist dieser zusätzliche Nutzen, der durch den zusätzlichen Euro verursacht wird, negativ. Es werden insgesamt nicht weniger Emissionen erzeugt, sondern mehr.

Bei modernen Automobilen ist dieser Punkt erreicht. Batteriegetriebene Elektroautos verlagern die Emissionen nur vom Auspuff in den Schornstein. Hier entsteht das CO2 bei der Produktion der Autos und der Stromerzeugung. Hinzu kommen seltene Erden und andere Stoffe, deren Abbau in Südamerika und Afrika erhebliche Umweltschäden verursacht. Auch die Arbeitsbedingungen sind dort katastrophal. Hinzu kommt in Afrika weit verbreitete Kinderarbeit.

Moderne Benzin- und Diesel-getriebene Autos haben mittlerweile so aufwendige Abgasreinigungsanlagen, dass man von kleinen Chemiefabriken sprechen muss, die teurer sind als die Herstellung des Motors. Dieser Aufwand verlagert die Emissionen ebenfalls nur vom Fahrbetrieb in die Herstellung.

Das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen besagt, dass es besser wäre, die knappen Ressourcen dort einzusetzen, wo sie eine weitaus höhere Reduktion der Emissionen erzielen würden, etwa in Lastkraftwagen, Bussen, Öl- und Gasheizungen, Kaminen oder bei den Automobilen in anderen Ländern und Kontinenten.

Die Illusion der Grünen Null

Die europäische Union hat das Ziel ausgegeben, mit einem 20-Jahres-Plan bis 2050 die Emissionen an CO2 auf 0 zu reduzieren. Zum Vergleich: Sowjetunion, Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW/Comecon) und DDR sind an 5-Jahresplänen gescheitert, weil das in der Zwischenzeit entstandene Wissen und das der wirtschaftlichen Entscheider ignoriert wurde.

Diese Pläne sind eine Anmaßung von Wissen (siehe August von Hayek), über das niemand verfügt. Die einseitige Ausrichtung der Weltwirtschaft kann darüber hinaus zu gewaltigen Fehlallokationen führen, wenn der menschgemachte Klimawandel nicht (nur) durch CO2 oder Methan verursacht würde. Die einseitige Ausrichtung von Forschung und Wissenschaft bergen die Gefahr, dass anderes Wissen nicht entdeckt und erforscht wird, das für die Welt einen höheren Nutzen bringen könnte.

Die Menschheit ist bei der weiterhin exponentiell wachsenden Bevölkerung auf einen sparsamen Umgang mit allen Ressourcen angewiesen. Effizienz ist gefragt.

Margaret Thatcher erfand in den Achtzigern den Weltklimarat, um die Schließung der Subventionen verschlingenden englischen Kohlegruben durchsetzen zu können und die Energieversorgung auf neu zu bauende Atomkraftwerke umzustellen. Analog dazu kann man den stillen Nebeneffekt eines Preises auf Kohlenstoff sehen, beispielsweise  den Vorteil der Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe in der Austrocknung der Finanzierung der arabischen Diktaturen und Feinde Israels. Wenn diese Länder und Scheindemokratien wie Russland vom Steuersurrogat ihrer eigenen Völker abhängig sind, entstehen erst Bildung und Wohlstand und dann Freiheit und Demokratie.

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Rolf Lindner / 16.07.2019

Abgesehen davon, dass die Reduktion des CO2-Gehaltes in der Luft von durchschnittlich 800 ppm auf fast 100 ppm im Karbon zu einem Massensterben von Pflanzen und Tieren und zur Fastvereisung der Erde führte, wobei die durchschnittlichen Temperaturen von 12 bis 14 Grad Celsius (also heutigen Werten) auf nahe 0 fielen, schlage ich vor zur CO2-emmissionsärmeren Fortbewegung statt auf E-Technik auf A-Technik zu setzen. Nach dem Motto, wer E sagt, muss auch A sagen können. Man könnte damit anfangen miniaturisierte Atomreaktoren nach neuestem technischen Stand (fast ohne Atommüll) in noch mehr Schiffen und in Lokomotiven einzubauen. Ist das nicht ein Angebot an die Grünen ;-)? Was meinen Sie Herr Haferburg und alle anderen Atomfuzzies?

S. v. Belino / 16.07.2019

Wenn Energien - gleichgültig welche - teurer werden, so zieht dies regelmäßig - meistens früher, manchmal später, aber doch immer -  einen Preisanstieg bei allen anderen Waren und Dienstleistungen nach sich. Logisch. Jetzt nur davon zu reden, dass Heizöl und Kraftstoffe höher besteuert werden sollen ohne gleichzeitig eine faire Aufklärung der Öffentlichkeit über ALLE aus der zusätzlichen Besteuerung resultierenden Konsequenzen vorzunehmen, spricht von gröbster Verantwortungslosigkeit seitens der politischen Entscheidungsträger gegenüber dem Bürger. Mindestens!

Gudrun Meyer / 16.07.2019

Der Weg von der Schein- oder Halbdemokratie via funktionierende Marktwirtschaft zu Freiheit und dem westlichen Demokratietyp ist im christlichen Russland und konfuzianischen China immerhin möglich, wobei er auch da steiniger und komplizierter ausfallen dürfte als in Ihren Überlegungen. In islamischen Ländern, die nicht kulturell stark abendländisch (Türkei, iranische und tunesische Oberschicht) oder ostasiatisch (Indonesien, Malaysia) beeinflusst sind, wird es noch weit schwieriger. Restlos ausgeschlossen ist nichts, aber zur Zeit hat die freiheitlich-demokratische Option im islamischen und subsaharisch-afrikanischen Raum keine gute Karten. Selbst in den genannten Ländern weicht sie zurück, und keineswegs “nur” vor wirtschaftlichen Problemen. Zum Islam gehört die Scharia, und zu der gehört ein despotisches Staatskonzept, das ehemals feudalen Ländern wie Russland und China eben nicht im Wege steht. Auch in Russland und China ist die feudale Tradition längst nicht so ungebrochen wie in Westeuropa und Japan in demokratische Entwicklungen übergegangen. Dennoch sind diese Entwicklungen dort mit der Gesellschafts- und Staatsidee in Einklang zu bringen. Im Islam ist das viel, viel schwieriger.

Thomas Taterka / 16.07.2019

Der letzte Absatz Ihres Beitrags war mit Abstand das komischste, was ich auf der Achse seit langem gelesen habe und wohl auch das blauäugigste. Eine Rekordleistung an - Zuversicht.

Marcel Seiler / 16.07.2019

Die CO2-Bepreisung ist, anders als dieser Artikel behauptet, keinesfalls sinnlos. Die Darstellungen des Autors sind verwirrend, teilweise falsch. Richtig ist: Die jetzige “Energiewende”  (das EEG) beschränkt das CO2-Sparen auf den Stromsektor. Dort trifft inzwischen in der Tat das Gesetz der sinkenden Grenzerträge voll zu. Eine CO2-Steuer bewirkt hingegen das CO2-Sparen in *allen* Bereichen, so dass die Einsparungen mit den geringsten Kosten endlich realisiert werden.

B. Ollo / 16.07.2019

Ich möchte auf die verschiedenen bekloppten Konzepte gar nicht eingehen. Aber eines möchte ich zu allen anmerken: Es kann ja nicht sein, dass diejenigen, die mit dem Auto z.B. pendeln müssen, weil sie nicht in der Stadt wohnen (können), allein für den Verbrauch und Emissionen aufkommen müssen. Wer in der Stadt wohnt, meint, er könne sich hier einen schlanken Fuß machen. Er kann auf das Auto verzichten, alle Geschäfte und Locations sind in der Nähe und geliefert wird nach Hause. Diesen Luxus, in der Stadt zu wohnen und alles in kürzester Zeit zu Fuß erledigen zu können, finanzieren ja auch die, die nicht mehr in der Stadt wohnen können, dort aber die Steuereinnahmen generieren. Es ist ja weder ein Kunststück noch Altruismus, dort auf das Auto zu verzichten, wo die komplette Infrastruktur dafür vorhanden ist, die bezahlt wird, wo man sich den Luxus von Autofreiheit gönnen will. Deshalb müssen durch Infrastruktur privilegierte Wohnorte - wenn schon - auch zusätzlich besteuert werden und unterprivilegierte entlastet werden. Und zwar genau um den Betrag bzw. in der Spanne, den tägliches Pendeln an Emissionen im Schnitt mitbringt. Es kann eben nur eine begrenzte Zahl vor Ort wohnen. Und die, die schon da sind, siehe Berlin, sind ja nicht bereit, für die, die dort arbeiten, Platz zu machen.

Günther Martin / 16.07.2019

Nur der Genauigkeit halber: Helmut Schmidt hat nicht gesagt, dass ihm 5% Inflation lieber sind als 5% Arbeitslosigkeit, sondern dass 5% Inflation leichter zu ertragen sind. Das ist nicht dasselbe! Ansonsten ist dem Artikel zuzustimmen, die CO2-Steuer wird vor allem Arbeitnehmer treffen, die pendeln müssen. Aber mit denen haben die Grünen ja nichts am Hut.

Claudius Pappe / 16.07.2019

Für mich alles verständlich. Bin ja auch Techniker. Erlebe es aber immer wieder. Erst kürzlich beim Grillen. ” Wir kaufen unser Fleisch beim Bio-Metzger der heimische Tiere verarbeitet” ” Wir essen ja schon weniger Fleisch ” ” Die Bauern müssen biologisch anbauen ” ” Alle wollen nur billig kaufen-könnte ruhig teurer werden” Meine Antworten: ” Wie soll jemand mit 1100 Euro Rente sich Bio Produkte kaufen ?  ” ” Wie will man 8 Milliarden Menschen mit Bio-Produkten versorgen? ” Wir hier in Deutschland sind nur ein Fliegenschiss in der Landwirtschaft ” ” Wir in Deutschland sind 1 % der Weltbevölkerung und haben einen Anteil von 2% an der Weltweiten CO2 Produktion ” ” Wenn wir alles auf 0 fahren freuen sich die Chinesen die ein jährliches 2 % Wachstum bei der CO2 Produktion haben”...……..Antwort: Nachdenkliche Gesichter und alle stiegen in ihre Benzin/Dieselautos um heimzufahren.

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