Ein Frauenlächeln hat immer etwas Geheimnisvolles. Das geheimnisvollste hat bekanntlich Mona Lisa, von der nun eine ebenfalls lächelnde Schwester aufgetaucht ist, was die Sache entweder noch geheimnisvoller oder weniger geheimnisvoll macht. Das kann man sich aussuchen. Inzwischen gibt es eine dritte Lächelnde namens Bettina Wulff, deren Lächeln beim Rücktritts-Auftritt ihre Mannes die Menschen kaum weniger fasziniert als das der Mona Lisen.
Soll man es mit Francoise Sagan ein gewisses Lächeln nennen oder war es doch nur ein ungewisses Lächeln? Warum hat Bettina Wulff überhaupt gelächelt, wo es doch eigentlich nichts zu lachen gab? War es ein eitles Lächeln, ein letztes Bad im Blitzlichtgewitter der Medien? War es ein verlegenes Lächeln, das die Peinlichkeit des Auftritts überspielen sollte? War es ein wissendes Lächeln, das sagte: “Ihr werdet schon sehen, was ihr nach mir kriegt.” War es ein trauriges Lächeln, im Wissen um die schreckliche Rückkehr ins Klinkerhaus von Großburgwedel?
All diese Fragen zeigen, dass auch dieses Lächeln voller Geheimnisse steckte. Und es war ja nicht das letzte Lächeln in dieser Sache. Auch Angela Merkel lächelte, als sie Joachim Gauck als Nachfolger für Christian Wulff ankündigte. Ihr Lächeln war kürzer als das von Bettina Wulff, aber es war - wie das der zeitweiligen First Lady - ein schmales Lächeln. Anders als diese lächelte Angela Merkel jedoch nicht ins Imaginäre sondern zu ihrem Nachbarn, dem künftigen Präsidenten hinüber. Man kann nicht sagen, dass sie ihn anlächelte, dazu war das Lächeln zu klein. Aber es schickte durchaus die Botschaft aus: “Ich hab dich lieb, trotz all der Missverständnisse, die es zwischen uns gegeben hat.” Man könnte ihr Lächeln - wie übrigens auch das von Bettina Wulff - auch als gequält bezeichnen. So als würde sie sagen: “Ich muss dich jetzt lieb haben, weil ich den anderen nicht gekriegt habe.” Aber auch diesem Lächeln muss man nicht ganz auf den Grund gehen, ein letztes Geheimnis sollte man ihm belassen.
Joachim Gauck lächelte ebenfalls, und zwar in sich hinein. Man kann dieses Lächeln verwirrt nennen, wie er sich selbst ja beschrieb, oder auch als ein Lächeln des mühsam unterdrückten Triumphs verstehen. Wie dem auch sei: Ein Männerlächeln hat nie den zarten Reiz des Geheimnisvollen, den ein Frauenlächeln besitzt, obwohl es gelegentlich ja heißt, dass Mona Lisa in Wahrheit ein Mann gewesen sei. Aber diese Betrachtung soll hier nicht fortgesetzt werden.
Statt dessen lohnt es sich, einen Blick auf ein weiteres bisher wenig bekanntes Frauenlächeln zu werfen, auf das der Partnerin von Joachim Gauck. Wie wird die Journalistin Daniela Schadt lächeln, wenn sie das erste Mal neben dem designierten oder bereits amtierenden Bundespräsidenten vor die Kameras tritt? Da sie von eher zierlicher Statur ist, wird sie - anders als ihre Vorgängerin - nicht von oben herab lächeln. Vielleicht wird sie das entwaffnende Lächeln, das zu ihrem journalistischen Waffenarsenal gehört, auch als First Lady nun mit anderer Zielrichtung einsetzen. Außer Zweifel steht, dass auch sie lächeln wird. Eine First Lady, ob angetraut oder in freiwilliger Partnerschaft befindlich, hat zu lächeln. Und zwar so sehr, dass das Lächeln bald zur zweiten Natur wird. Vielleicht ist das ja das Geheimnis hinter dem Lächeln der Bettina Wulff. Wer von Berufs wegen immer lächelt, tut dies auch, wenn der Beruf es nicht erfordert. Wie immer das zukünftige Lächeln der Daniela Schadt aussehen mag, eines kann man jetzt schon sagen: Gegenüber Bettina Wulff hat sie den Vorteil, dass die Lebenserfahrung sagt: Wer zuletzt lächelt, lächelt am besten.