Manfred Haferburg / 28.01.2021 / 06:00 / Foto: RIA Novosti archive / 88 / Seite ausdrucken

Dual Fluid Reaktor – wandert die nächste Erfindung aus? 

Vor einiger Zeit berichtete Achgut.com über einen neuen Reaktortyp – den Dual Fluid Reaktor. Diese von einem Forscherteam in Deutschland entwickelte Technologie hat ein paar so sensationelle Eigenschaften, dass seine Existenz sogar die völlig aus dem Ruder gelaufene Energiewende retten könnte. Sie stellt zudem die erste patentierte neue Kernenergietechnologie seit 60 Jahren dar, mit Patenterteilungen in der EU und auch den USA.

Deutschland hat die höchsten Strompreise der Welt bei einer zunehmend wackeligen Energiesicherheit. Ohne zu unken, kann man sagen, dass eine reale Gefahr für einen verheerenden Blackout besteht, die Beinahe-Blackouts häufen sich (Liste im verlinkten Artikel unten), und wenn es oft beinahe kracht, dann kracht es irgendwann mal richtig.

Dies alles könnte sich durch den Dual Fluid Reaktor in einigen Jahren ändern, bis dahin müssten allerdings die heutigen Kraftwerke weiter Strom produzieren. Doch da ist wohl in Deutschland Hopfen und Malz verloren.

Der Dual Fluid Reaktor könnte billig und sicher Strom bereitstellen, radioaktive Abfälle in kurzlebige Abfälle verwandeln, er könnte eine Wasserstoffwirtschaft trotz ihres miserablen Wirkungsgrades powern oder besser noch synthetische Kraftstoffe herstellen, mit denen die bisherige Infrastruktur und die Verbrennungsmotoren weiter genutzt werden können. Außerdem nutzt er den Uranbrennstoff zu 99 Prozent statt nur zu 1 Prozent. Vorausgesetzt, er würde gebaut. Doch dazu wird neben Risikokapital ein genehmigungsfreundliches Umfeld benötigt.

Der Achse-Beitrag „Die frohe Botschaft für die Energiewende“ wurde auch auf anderen Internet-Plattformen veröffentlicht und löste beachtenswerte Reaktionen der Leser aus. Einige Leser (Lucius D.G., Karl B. und Karsten D.) äußerten auch herbe Kritik über die Webseite des DFR: „Wer nicht einmal eine zeitgemäße Website auf Englisch hinbekommt, kann eigentlich gleich einpacken…“.

Echo der Achse-Artikel: Überraschendes Spendenaufkommen

Die Achse-Antwort war seinerzeit: An alle, die sich über die mangelnde Professionalität des Auftritts beschweren: Dafür werden ja gerade die Spenden gesammelt, damit der Auftritt professioneller wird. In einem weiteren Schritt werden dann professionelle Risikokapitalgeber angegangen.

Die Wissenschaftler in Berlin konnten sich als Echo der Achse-Artikel über ein überraschendes Spendenaufkommen durch die geneigten Leser freuen. Und gehalten wie versprochen – das Geld floss in eine angemessene Präsentation des Projekts. Diese ist nunmehr online, das Projekt hat einen neuen Webauftritt, den es auch auf Englisch gibt. 

Mein bevorzugtes Zitat aus der Website: „Der Dual Fluid Reaktor ist emissionsarm und verbraucht kaum Flächen und Ressourcen. Aus Atommüll wird Strom für Generationen – sauber, nachhaltig, stark, modular und erschwinglich“. 

Sehr anschaulich sind die Grafiken gelungen, die den CO2-Ausstoss zeigen – der neue Reaktor kommt nur auf die Hälfte des Kohlendioxids der Windkraft, auf ein Siebentel von Solarenergie und sogar auf ein Siebenhundertstel eines Gaskraftwerkes. 

Die Grafik zum Flächenverbrauch ist geradezu schockierend: Die Windkraft verbraucht 200-mal so viel Fläche, wie eine äquivalente Leistung des Dual Fluid Reaktors benötigen würde. Der Unterschied – der Reaktor stellt die Leistung kontinuierlich zur Verfügung, während Windräder eben produzieren, wie es das Wetter will. 

Und allein mit dem Verbrennen des Atommülls aus Deutschland könnte man das Land 300 Jahre mit Strom versorgen und wäre die Sorge mit dem Finden eines für Jahrtausende geeigneten Endlagerstandortes los.

Der geneigte Leser – auch ein kerntechnischer Laie – kann getrost den Link: Dual Fluid – Wir erfinden die Kernkraft neu – Next Level Energy (dual-fluid.com) anklicken und sich allgemeinverständlich über die Chancen, Technologie und die involvierten Personen ein eigenes Bild machen. Apropos Bild, mir gefällt die dreidimensionale Darstellung des Reaktorkerns aus Keramik mit seinem metallischen Exoskelett. Bitte mehr davon.

Um potenziellen Kritiküssen ein bisschen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die Website wird natürlich weiterentwickelt, um in einer vertiefenden Ebene detailliertere Informationen über Technologie, Reaktorphysik und Reaktorsicherheit für Interessierte zur Verfügung zu stellen.

Natürlich ist eine Website nur ein winziges Puzzlestück in einem derartig großen Projekt. Kommen wir zur Hauptsache: Wie geht es weiter mit dem Dual Fluid Reaktor? 

Aktiengesellschaft nach kanadischem Recht

Das Erfinderteam hat sich mit Experten außerhalb des Wissenschaftsbereiches verstärkt. In Kürze steht die Gründung einer Aktiengesellschaft nach kanadischem Recht bevor. Kanada bekennt sich nicht nur zur Kernenergie, sondern fördert ausdrücklich neue Entwicklungen und junge Unternehmen in diesem Sektor. Diese Gesellschaft wird sich dann um die Vermarktung und Finanzierung des Dual Fluid Reaktorprojektes kümmern. Wir werden die Achse-Leser natürlich auf dem Laufenden halten.

Eines steht aber schon heute fest: Wieder einmal kann eine bahnbrechende deutsche Erfindung nicht in Deutschland realisiert werden. Da steht schon das von den Grünen als Verhinderungsgesetz konzipierte Atomgesetz als unüberwindbare Barriere im Weg. 

Ganz zu schweigen von der „Kalkarisierungs-Gefahr“, sollten die Wissenschaftler ihr Erfinderglück in Deutschland versuchen. Kalkarisierung meint das „Totgenehmigen“ eines ungeliebten Projektes mittels ungeheuerlichem bürokratischen Aufwand – wenn nämlich mit dem Schein der Legalität Obstruktion betrieben wird. So erging es einst dem schnellen Brutreaktor SNR 300 in Kalkar, der als Vergnügungspark endete, nachdem er fast fertiggestellt war. Für die Genehmigungsunterlagen von Kalkar wurden letztendlich 10.000 Aktenordner nötig, nebeneinander hochkant aufgestellt waren das das 800 laufende Meter Papier mit etwa 100 Millionen Stempeln und 3 Millionen Unterschriften. 

Auch die deutsche Energiewende ist ein Zukunftsprojekt. Allerdings eins, das schon ungeheure Ressourcen verschlungen hat und weiter verschlingen wird. Ob das Problem, welches die Energiewende lösen soll, überhaupt existiert, ist heftig umstritten. Auch der Weg, auf dem mittels der vorindustriellen Energiequellen Sonne und Wind das Problem angegangen wird, darf zumindest nach den bisherigen Ergebnissen angezweifelt werden. Trotzdem sind für die Energiewende bereits eine halbe Billion Euro ausgegeben worden und jedes Jahr kommen weitere 50 Milliarden dazu. Für einen Bruchteil des Geldes hätte man dutzende Dual Fluid Reaktoren entwickeln und bauen können. Und die stellen eine reale Möglichkeit dar, die verkorkste Energiewende zu retten.

Der Altmaiersche Weltraumbahnhof 

Zukunftsprojekte sind stets mit Risiken verbunden. Sie kosten Zeit und Geld. Doch sollten sie nicht eventuell wenigstens dazu dienen, real bestehende Probleme zu lösen?

An Fördermitteln für wichtige Zukunftsprojekte ist in Deutschland offenbar auch in der Klima- und Corona-Krise, der größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg, kein Mangel. In Deutschland werden allerdings lieber andere „weltbewegende“ Probleme als die der Energiewende gelöst, nämlich solche Probleme, die deutsche Wirtschafts- und Verkehrsminister, Bundesbeauftragt*innen für Digitalisierung und BDI-Präsidenten so in ihren Träumen bewegen. 

Da wäre zum Beispiel der Altmaiersche Weltraumbahnhof für Deutschland. Mir ist nicht klar, ob Top-Politiker wissen müssten – bevor sie hinausposaunen, dass „wir in Satellitentechnik führend sind“ –, dass bei denen, die nicht so führend sind, für Weltraumbahnhöfe Standorte ausgesucht werden, die günstige Voraussetzungen für einen Start in äquatoriale oder polare Umlaufbahnen bieten. Starts von abseits liegenden Standorten wie Deutschland benötigen nämlich deutlich mehr Treibstoff für dasselbe Gewicht. Das will die Physik so. 

Oder die Politik fördert batteriegetriebene Lufttaxis, die zwar nicht fliegen können, aber wenigstens rauchen und schon mal am Boden abfackeln. Wo der Strom zum Laden der Lufttaxis und der Millionen Elektroautos herkommen soll, wird nicht gefragt. Statt über Fluggewicht, Batteriekapazität, Triebwerksleistung und Stromverbrauch nachzudenken, wird der Eintritt des ehemaligen Airbus-Chefs Tom Enders in den Aufsichtsrat des Projekts bejubelt. Ein Name soll das bisherige Versagen richten, das jeder Fünftklässler an Hand der Energiekapazität und des Gewichtes einer Batterie hätte ausrechnen können. Und eine Batterie mit höherer Energiedichte hat auch ein Herr Enders noch nicht erfunden, weil da Physik und Chemie ein paar Grenzen setzen. Also benötigt man für den „ICE-der Lüfte“ alle 20 Kilometer eine Luft-Ladesäule, am besten mit angeschlossenem Luftschloss als Raststätte für die wartenden Passagiere. 

Den Dual Fluid Reaktor wird es geben. Auch wenn es im Moment nicht danach aussieht, dass das Zukunftsprojekt in Deutschland entwickelt und gebaut werden kann. Und ja, bevor nicht ein Dual Fluid Prototyp gebaut wurde, weiß niemand genau, welche unbekannten Hindernisse während der Entwicklungsphase auftreten können. Dies ist das Risiko von Zukunftsprojekten. Was man aber heute schon kennt, sind die Probleme, welche das Dual Fluid Reaktorprojekt lösen kann. Und man weiß beim Dual Fluid Reaktor schon heute um die physikalische Machbarkeit.

Foto: RIA Novosti archive CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Richard Schwarz / 28.01.2021

“”. Sie stellt zudem die erste patentierte neue Kernenergietechnologie seit 60 Jahren dar, “”“ Etwas ” darstellen ”  heißt ja noch nicht , daß  sie es auch ist , oder ?  Muss sich erst noch bewähren !

Christian Bajer / 28.01.2021

Was die teure Entwicklung einer solchen Technologie angeht bin ich etwas zwiegespalten. Man muss nicht alles selber machen, manchmal reicht es schon wenn man es dann kaufen kann. Fatal wäre es aber, wenn die Entwicklung daran scheitert, weil alle nur auf den Anderen zeigen - mach Du es. Oder wenn ein Monopol entsteht, was wieder die Kaufpreise und Abhängigkeiten steigert. Das nötige Fingerspitzengefühl für eine solche Entscheidung und die dafür nötige Strategie traue ich aber absehbar keiner deutschen Regierung zu, insofern erübrigt sich die Diskussion leider.

Ulla Schneider / 28.01.2021

Vielen Dank Herr Haferburg. Ich bin davon überzeugt, daß  es funktionieren wird.  Gleichzeitig würden sie ihre sog. Endlagerungen loswerden. - Mit diesem Land ist es zum Haare raufen.  Schon mein Vater hatte fachspezifisch als ” Daniel Düsentrieb” ständig Ärger mit den Genehmigungen im Bereich Elektrotechnik. Mir würde es besonders gefallen, wenn andere Nachbarländer zugreifen würden. Polen sollte schon mal anfangen. Vielleicht ist es dann möglich, über die ” Grenzen” hinweg, dort Energie zu bestellen, ohne deutsche Genehmigung. Die Befürchtung Richtung Polen tönt ja schon aus allen Rohren. Wieder einmal, diese große Klappe. Ich drücke beide Daumen für diese ” Daniel Düsentriebe” und wünsche dem Dual Fluid Reaktor ganz großen Erfolg und dem Erdenboden weniger Vernichtungsmühlen. Kopiert wird natürlich Ihr Bericht!

Belo Zibé / 28.01.2021

In Deutschland boomt die   Gendertechnologie - Der Dual-Glottisschlag-Reaktor. Dabei soll die Energie der aneinanderschlagenden Stimmbänder ins vom Baerbock(engl. Blackout).  bedrohte Netz eingespeist werden. Neben sonstigem Sprachmüll entstehen bei diesem Stimmeinsatz aber auch hässliche Anlaute. Dazu die Sprecherin des Forscherteams, Petra Gerster :  »Es setzt Gewöhnung ein.«

giesemann gerhard / 28.01.2021

Wir leben auf einem glühenden Feuerball mit SEHR dünner fester Kruste, Temperatur im Durchschnitt ca. 1000 °C, ganz innen geschätzt 5 - 7000° - da hat noch keiner ein Thermometer reingehalten. Energiequelle dafür? 30 bis 50% Restwärme aus der milliardenjahrelangen Entstehungsgeschichte und 50 bis 70% Zerfallswärme der Zerfallsreihe aus Uran. Ohne das alles gäbe es keine Plattentektonik, die Evolution wäre ganz anders verlaufen, wenn überhaupt. Außerdem wäre die Eiskugel längst kalt. Beim Mond scheint die radioaktive Zerfallswärme den rascheren Verlust an Restwärme nicht so gut aus zu gleichen, denke ich mal. Nachdem der Mond auch kein Magnetfeld hat, dürfte auch kein so heißer Eisen-Nickel-Kern wie in der Erde drin stecken. Zum Vergleich: Die Temperatur an der Sonnenoberfläche ist ca. 10.000° C. Ein Lob der Radioaktivität - dort, wo sie hingehört und beherrschbar ist. Der Dual-Fluid-Reaktor scheint so was zu sein. Einen Mini-Castor zum Beheizen meines Ashrams täte ich mir immer in den Keller stellen lassen, für Niedertemperaturzwecke bestens geeignet.

beat schaller / 28.01.2021

Danke Herr Haferburg. Schön zu sehen, dass aus Kritik kein Bumerang gemacht wird, sondern eine Lösung präsentiert wird. Das ist auf jeden Fall schon ein Schritt in die richtige Richtung. Gut dass die Erfinder den “heimatttlichen Boden”  verlassen, weil, wenn man nur noch auf der “Mattte” liegt, dann geht sicher gar nichts weiter.  Wer nicht will, der bekommt nicht. So haben die Erfinder also eine reelle Chance und wenn Fachleute das Projekt und die Machbarkeit gut beurteilen, dann wird auch die Finanzierung eines Prototyps zur Nebensache. Das sind Chancen für Lösungen und nicht politische Möglichkeiten zur Auflösung! Finde den kleinen Unterschied

giesemann gerhard / 28.01.2021

@Robert Korn: Wieso, die Heranwachsende ist ja für Kernkraft - damit sie nicht so viel CO2 in der Luft sehen muss.

R. Schäfer / 28.01.2021

Ich wünsche dem Unternehmen und den Beteiligten alles Gute! Das meine ich nicht ironisch. Die Seite auf englisch wird helfen, denn in Deutschland werden sie mit dem Thema auf eine Horde toter Pferde treffen. Die sollte man ja nicht reiten. Hier sind Energieversorger und Verträge über Nacht kaltgestellt, Investitionen und Risikokapital sowie neue Techniken Fremdwörter, Atom das aus Prinzip Böse und Grüne am Regierungsruder. Wer ist so doof, unter solchen Umständen zu investieren? Auf eine Kollektiv-Amnesie wie bei Corona-Impfmittel, wo Grüne die Gentechnik gutheißen, dürfen wir wohl kaum hoffen. Eher dürfen wir in Deutschland Wahrung der Haltung und Beibehaltung der Realitätsverweigerung inklusive Technikfeindlichkeit erwarten.

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