Ulli Kulke / 22.07.2013 / 23:01 / 1 / Seite ausdrucken

Die Welt ergrünt

Die Welt verwüstet. Menschen, die in trockenen, ariden Regionen leben und dort aus dem immer staubigeren Boden ihre kärgliche Nahrung gewinnen müssen, wandern ab, werden zu Klimaflüchtlingen, und das alles, weil der CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter ansteigt. So lautet eine populäre Sichtweise, die in der Debatte um den Klimawandel immer wieder anklingt, die sich längst in – vermeintlichen – Fachbüchern niederschlägt, sich hartnäckig hält. Die schon allein deshalb wahr sein muss, weil sie ständig wiederholt wird. Insbesondere die sensible Sahel-Region südlich der Sahara wird dabei stets genannt.

Auch in diesem Blog wurde bereits mehrfach und begründet darauf hingewiesen, dass es für diese These keine Hinweise gibt, dass insbesondere in der Sahel-Region während der Erwärmung in den letzten Jahrzehnten die Vegetationsdichte anstieg, und dass sich dies bei einer weiteren Erwärmung fortsetzen dürfte. Satellitenbeobachtung, Computermodelle und der Blick in die Vergangenheit, in Perioden mit höheren Temperaturen als heute, deuten darauf hin. Die Diskussion über Klimaflüchtlinge ist zumindest in unserer Zeit eine Scheindebatte.

Jetzt hat eine wissenschaftliche Studie bestätigt, dass in den letzten 30 Jahren weltweit der deutlich größere Teil der ariden Gebiete ergrünte. Die Biomasse stieg in den Regionen teilweise um über 30 Prozent. Veröffentlicht wurde die Arbeit ausgerechnet von der staatllichen Wissenschaftsagentur desjenigen Landes, das in dieser “Scheindebatte” stets als Opfer der klimabedingten Verwüstung hingestellt wird, nämlich von der australischen Commenwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO).

Doch die Ergrünung ist nicht einmal die originellste Aussage der Studie. Die Autoren hatten nämlich ein ganz besonderes Erkenntnisinteresse: Sie wollten wissen, welche Rolle bei diesem begrüßenswerten Prozess das als Treibhausgas kritisierte Kohlendioxid (CO2) spielt. Und siehe da: Dieser Stoff, der für die Pflanzen lebensnotwendig ist, der bekanntermaßen wie Dünger aus der Luft wirkt, ist dabei ganz entscheidend. Die Forscher um Randall Donohue machen geltend, dass sie den Einfluss des CO2 von anderen Faktoren wie Temperatur oder Niederschlag klar unterscheiden konnten. und so habe auch in den Regionen, in denen die ariden Landschaften nicht ergrünten sondern eher vertrockneten, das Kohlendioxid nach ihren Erkenntnissen dafür gesorgt, dass es nicht noch schlimmer wurde.

Wohlgemerkt: Die Forscher weisen ausdrücklich darauf hin, dass sie damit keine neue Sichtweise auf die Klimadebatte einführen, dass sie nicht behaupten wollen, der Klimawandel sei gut für den Planeten.

So oder so ist die Studie allerdings ein Beitrag zu größerem Realismus in der Debatte, der dringend gefordert ist, auch wenn der Mensch einen gewissen Anteil an der Erderwärmung haben sollte. Er zeigt einmal mehr, dass der Begriff der Klimaflüchtlinge – wie manch anderes großklingendes Schlagwort auch – in unseren Zeiten einfach Unfug ist (was übrigens auch für die Bewohner der kleinen Inselstaaten im Pazifik gilt, wie wir hier mehrfach klargestellt haben). Und er könnte auch noch etwas zeigen: Man mag zum CO2 in der Klimadebatte stehen wie man will – ein Gift, wie vielfach in den Medien behauptet, ist der Stoff jedenfalls nicht. Es sind keine “Dreckschleudern”, die ihn ausstoßen. Und er ist in den geringen Mengen, um die es geht, keinesfalls gesundheitsschädlich, weder für Pflanzen noch für Tiere oder Menschen. Offensichtlich ist das Gegenteil der Fall.

Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wolfgang Pfeiffer / 24.07.2013

Mir ist eine ähnliche Geschichte schon seit längerer Zeit durch einen Artikel aus 2003 bekannt, der sich mit den wohltuenden Auswirkungen von CO2 auf grüne Pflanzen in der Negevwüste, Israel, befasste. Beteiligt an einer Untersuchung dort war anscheinend ein Team von Prof. Dan Yakir des Weizmann Institute’s Environmental Sciences and Energy Department. Die Wissenschaftler haben damals bemerkt, dass sich der Yatir-Wald am Rande der Negevwüste in ungewohntem Ausmaß ausdehnt - und man hat wohl vermutet, dass das mit den erhöhten CO2 Werten zusammenhängen könnte ... Denen, für die CO2 ein Synonym für Gift ist, ein kleiner Tip für einen Crashkurs in Sachen CO2: einfach mal “CO2 Dünger” - ohne Anführungszeichen - googeln - viel Spaß dabei ... :) Danke für Ihren Bericht, Herr Kulke!

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Ulli Kulke / 30.11.2023 / 12:00 / 45

Beim Thema Klimawandel kühlen Kopf bewahren

Heute beginnt die Weltklimakonferenz in Dubai. Ein guter Anlass, das Buch „Der Mensch-Klima-Komplex“ vorzustellen. Der Autor Hans von Storch ist Insider, hat selbst an Berichten des UN-Klimarates IPCC…/ mehr

Ulli Kulke / 24.04.2023 / 06:00 / 163

Die doppelte Berlin-Blockade – eine bizarre Koinzidenz

Ausgerechnet nur wenige Wochen vorm großen Jahrestag 75 Jahre Berlin-Blockade, mitten in der Vorbereitung dazu, will die „Letzte Generation“ Berlin erneut rundum blockieren. Komplett lahmlegen,…/ mehr

Ulli Kulke / 20.07.2021 / 06:20 / 162

Die unbeantwortete Frage aller Klimafragen

Wie hoch ist eigentlich der menschengemachte Anteil an der Klimaerwärmung? 99 Prozent? 80 Prozent? Die Hälfte, nur ein oder eher zwei Drittel? Keiner weiß es.…/ mehr

Ulli Kulke / 10.02.2021 / 06:00 / 98

Klima: „Langjähriges Mittel” jetzt kürzer!

Die Klima-Angst geht um. Nein, nicht in der Weise, dass die veröffentlichten Temperaturdaten noch schneller in die Höhe schnellen. Im Gegenteil. Die Gefahr heute: Gewisse,…/ mehr

Ulli Kulke / 19.12.2019 / 06:25 / 101

Inseln versenken mit Claudia Roth

Stell dir vor: Der Sahel ergrünt und die Pazifik-Inseln wachsen. Und keiner geht hin und guckt mal nach. Was haben Claudia Roth und Claas Relotius…/ mehr

Ulli Kulke / 27.01.2019 / 06:27 / 61

Klima: Mit Relotius unter dem Meeresspiegel

Zwanzig Jahre ist es inzwischen her, dass der WWF Deutschland mich bat, für ein voluminöses Coffeetable-Buch („Zu neuen Ufern“) einen langen Essay über die untergehenden…/ mehr

Ulli Kulke / 26.06.2018 / 06:03 / 26

Die Sonnenallergie der Klimaforscher

Auch wenn der Einfluss der Sonne auf die Klimaschwankungen in den letzten Jahrzehnten etwas in den Hintergrund gerückt ist: Es gibt sie, die Forscher, die…/ mehr

Ulli Kulke / 10.08.2017 / 06:25 / 8

Al Gott vom Planeten Ich

Ganz voll war der riesige Zoopalast nicht. Aber die vielen jungen Fans des Gurus waren unüberhörbar. Superstar-Atmosphäre mit Pfiffen, Kreischen und Popcorn. Die Al Gore-Show.…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com