Die Welt verwüstet. Menschen, die in trockenen, ariden Regionen leben und dort aus dem immer staubigeren Boden ihre kärgliche Nahrung gewinnen müssen, wandern ab, werden zu Klimaflüchtlingen, und das alles, weil der CO2-Gehalt in der Atmosphäre weiter ansteigt. So lautet eine populäre Sichtweise, die in der Debatte um den Klimawandel immer wieder anklingt, die sich längst in – vermeintlichen – Fachbüchern niederschlägt, sich hartnäckig hält. Die schon allein deshalb wahr sein muss, weil sie ständig wiederholt wird. Insbesondere die sensible Sahel-Region südlich der Sahara wird dabei stets genannt.
Auch in diesem Blog wurde bereits mehrfach und begründet darauf hingewiesen, dass es für diese These keine Hinweise gibt, dass insbesondere in der Sahel-Region während der Erwärmung in den letzten Jahrzehnten die Vegetationsdichte anstieg, und dass sich dies bei einer weiteren Erwärmung fortsetzen dürfte. Satellitenbeobachtung, Computermodelle und der Blick in die Vergangenheit, in Perioden mit höheren Temperaturen als heute, deuten darauf hin. Die Diskussion über Klimaflüchtlinge ist zumindest in unserer Zeit eine Scheindebatte.
Jetzt hat eine wissenschaftliche Studie bestätigt, dass in den letzten 30 Jahren weltweit der deutlich größere Teil der ariden Gebiete ergrünte. Die Biomasse stieg in den Regionen teilweise um über 30 Prozent. Veröffentlicht wurde die Arbeit ausgerechnet von der staatllichen Wissenschaftsagentur desjenigen Landes, das in dieser “Scheindebatte” stets als Opfer der klimabedingten Verwüstung hingestellt wird, nämlich von der australischen Commenwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO).
Doch die Ergrünung ist nicht einmal die originellste Aussage der Studie. Die Autoren hatten nämlich ein ganz besonderes Erkenntnisinteresse: Sie wollten wissen, welche Rolle bei diesem begrüßenswerten Prozess das als Treibhausgas kritisierte Kohlendioxid (CO2) spielt. Und siehe da: Dieser Stoff, der für die Pflanzen lebensnotwendig ist, der bekanntermaßen wie Dünger aus der Luft wirkt, ist dabei ganz entscheidend. Die Forscher um Randall Donohue machen geltend, dass sie den Einfluss des CO2 von anderen Faktoren wie Temperatur oder Niederschlag klar unterscheiden konnten. und so habe auch in den Regionen, in denen die ariden Landschaften nicht ergrünten sondern eher vertrockneten, das Kohlendioxid nach ihren Erkenntnissen dafür gesorgt, dass es nicht noch schlimmer wurde.
Wohlgemerkt: Die Forscher weisen ausdrücklich darauf hin, dass sie damit keine neue Sichtweise auf die Klimadebatte einführen, dass sie nicht behaupten wollen, der Klimawandel sei gut für den Planeten.
So oder so ist die Studie allerdings ein Beitrag zu größerem Realismus in der Debatte, der dringend gefordert ist, auch wenn der Mensch einen gewissen Anteil an der Erderwärmung haben sollte. Er zeigt einmal mehr, dass der Begriff der Klimaflüchtlinge – wie manch anderes großklingendes Schlagwort auch – in unseren Zeiten einfach Unfug ist (was übrigens auch für die Bewohner der kleinen Inselstaaten im Pazifik gilt, wie wir hier mehrfach klargestellt haben). Und er könnte auch noch etwas zeigen: Man mag zum CO2 in der Klimadebatte stehen wie man will – ein Gift, wie vielfach in den Medien behauptet, ist der Stoff jedenfalls nicht. Es sind keine “Dreckschleudern”, die ihn ausstoßen. Und er ist in den geringen Mengen, um die es geht, keinesfalls gesundheitsschädlich, weder für Pflanzen noch für Tiere oder Menschen. Offensichtlich ist das Gegenteil der Fall.
Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT