Und er bewegt sie doch. Dass Fußball unpolitisch sei, hört man ja immer wieder. Aber natürlich stimmt das nicht. Spanien hat den EM-Titel gewonnen, erstmals nach 44 Jahren. Das ist fußballerisch kein Wunder. Aber gesellschaftlich hat der Triumph das Potenzial, der Floskel von der „verbindenden Kraft des Sports“ die Kraft des Arguments hinzuzufügen. In Spanien übertüncht die Glückseligkeit, die von Wien ausging, zumindest teil- und zeitweise die Risse im Land. Nach dem Triumph in der Euro 2008 wehte das spanische Rot-Gelb-Rot auch in Katalonien, wo sonst immer wieder die Idee umgeht, eine eigene katalanische Nationalelf ins Rennen zu schicken. ... Viele Deutsche haben dieses Wir-Gefühl 2006 entdeckt. Vielleicht geht es den Spaniern jetzt ähnlich, vielleicht machen sie was daraus. Wer das von vornherein für absurd hält, dem sei ein Blick in den Irak empfohlen. Dort kittet die aus allen Volksgruppen gebildete Fußball-Auswahl ein zerrissenes Land für magische Momente zusammen. Hier mein Leitartikel zur Euro 2008.