Gunter Weißgerber / 24.11.2019 / 16:05 / Foto: Superbass / 45 / Seite ausdrucken

Die Personalie Rainer Wendt

Michael Kretschmer hat es erkannt: „Entweder wir ändern unsere Politik, oder die Leute ändern die Zusammensetzung des Bundestags.“ (Handelsblatt am 21.11.2019).

Rainer Haseloff scheint das nun auch ernst zu nehmen. Deutschlands stärkster Vertreter rechtsstaatlicher Polizei, Rainer Wendt, soll Innenstaatssekretär in Sachsen-Anhalt werden. „Bravo“, kann ich da nur rufen. Rainer Wendt ist erste Wahl und wird der inneren Sicherheit Sachsen-Anhalts sicher ein starker Repräsentant sein. Unsere Freiheit bedingt Vertrauen in die Sicherheitsgewährleistung des Staates. Wer sich um die Freiheit sorgt, muss dem Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung erkennbar Rechnung tragen.

Ich lernte Rainer Wendt 1999 in Dresden kennen. Seit der Bundestagswahl 1998 im Haushaltsausschuss des Bundestages zuständig für den Bereich des Einzelplanes (EPL) 06/Innen, in den Bundesgrenzschutz/Bundespolizei fallen, wurde ich naturgemäß auch zu Jahresversammlungen der Polizeigewerkschaften eingeladen. Wer seine Materie fachlich gut bearbeiten will, der sollte auch die Sichten aller Beteiligten kennen. 

Im Mai 1999 tagte also die „Deutsche Polizeigewerkschaft“, kurz „DPolG“, in Dresden. Vorsitzender war ein den Raum sofort beherrschender energischer Mann, dem mit Floskeln besser nicht zu kommen war. Rainer Wendt überzeugte mich bereits an dem Tag. Ich war gespannt auf kommende fachliche Gespräche. Die kamen dann im Zuge der Haushaltsberatungen. Hintergrund war die seit 1997 durch die Regierung Kohl verhängte und seitens der Regierung Schröder fortbetriebene 1,5-prozentige jährliche Absenkung der Stellen in der Bundesverwaltung. Ziel war der Abbau des durch die Deutsche Einheit aufgeblähten Personalbestandes auf den alten Stand vor dem 3. Oktober 1990. 

Unterstellungen, Verleumdungen, ehrenrührige Darstellungen 

Das war ein Kraftakt, der nicht nur Freunde schuf. Konstruktionsfehler dabei war, dass der Abbau über sämtliche Bereiche ohne Ansehen von konkreten Notwendigkeiten erfolgte. Es würde weniger Polizeiverwaltungspersonal, aber auch weniger vor Ort sichtbare Polizisten geben. Und die verbliebenen Polizisten müssten dann obendrein mehr Verwaltungsaufgaben erfüllen. Eine irre Konstellation für die Sicherheit vor Ort. 

Mit diesem Szenario im Rücken bat Rainer Wendt die Berichterstatter der einzelnen Fraktionen zum Informationsaustausch. Auch in dieser Runde bestach Rainer Wendt mit exzellentem Fach- und Detailwissen. Er erreichte auf seine Art immer wieder Verbesserungen einer fahrlässigen Sicherheitspolitik. Auf Defizite, Gefahren und Risiken hinweisend, präsentierte er zuverlässig auch Vorschläge. Wendt war nie kleinkarierter Kritiker. Die „Freiheitlich-Demokratische Grundordnung“ ist seine Botschaft. Sie war es für ihn in seiner Funktion als Polizeigewerkschafter, sie wird es bleiben in seiner Aufgabe als Innenstaatsekretär in Sachsen-Anhalt. 

Inzwischen schlagen die Wogen an der Personalie Wendt hoch. Seine Gegner sind sich für keine Unterstellung, keine Verleumdung, keine ehrenrührige Darstellung zu schade. Das war zu erwarten. Bleibt zu hoffen, dass die CDU Sachsen-Anhalt in bewusster Antizipation darauf eingestellt ist, an ihrem Personalvorschlag Rainer Wendt festzuhalten. Lasst die Koalition notfalls daran zerbrechen. Gewinner werden das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung und die Christdemokraten von Sachsen-Anhalt sein. Das nennt sich Demokratie.

Eine Chance der CDU in Ostdeutschland liegt im Feld des erkennbaren Schutzes der Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung. Christdemokraten wie Rainer Wendt, Wolfgang Bosbach und Hans-Georg Maaßen genießen in diesem Sinne in Ostdeutschland mehr Vertrauen als die Parteien SPD, Grüne und Linke zusammen.

Nachtrag des Autors vom, 24.11.2019, 22 Uhr: Die CDU zieht Wendt zurück. Einmal Blockflöten, immer Blockflöten.

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Martin Lederer / 24.11.2019

Naja. Wird die “Wertunion” nicht von großen Teilen der Mainstream-CDU als “Vorfeld-Nazi-Organisation” betrachtet?

Sabine Heinrich / 24.11.2019

Aha - wie zu erwarten/zu befürchten: Er wird doch nicht Staatssekretär (Hamburger Abendblatt vor 1 Stunde). Jedweder Kommentar erübrigt sich da wohl… CDU - du meine Güte - zu was für einen verachtenswerten Mischpoke bist du verkommen!?

Wolfgang Richter / 24.11.2019

Das war*s dann mit dem Aufwachen. Nach einem kurzen Blinzeln verpennt die CDU weiter. Wendt wird nix in SA, offenbar auf Anordnung von Mrs. Murksel persönlich oder aus ihrem direkten parteilichen Umfeld. Die Truppenoberen kapieren nix, machen die Klatschhasen für die Kompetenzlose, die das Verteidigungsmisnisterium gekapert hat u. lassen sich jetzt in SA von den Linksgrünen vorschreiben, wen sie ins Innenministerium einsetzen dürfen. Mögen die Systemparteiler den Weg der Sozen gehen, je schneller der Absturz erfolgt, desto besser für das Land.

Albert Sommer / 24.11.2019

Die CDU hat den na Sie wissen schon eingezogen und Wendt abgesagt, nur um die Koalition nicht zu verprellen. Es läuft also genau korrupt wie im Bund. Der Wähler der CDU bekommt rotgrünen SED Sozialismus. Die CDU ist so tief gesunken, sie würde ihre eigenen Mitglieder verkaufen,  nur um über linke Koalitionspartner Weiter an der Macht zu bleiben. Die Wähler der CDU kriegen also auch hier was sie verdienen, sie hätten ja eine Alternative gehabt.

Sabine Schönfelder / 24.11.2019

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Ralf Pöhling / 24.11.2019

Der Aufschrei von links, der durch die Personalie Wendt derzeit erzeugt wird, bestätigt die Richtigkeit der Platzierung.

Werner Kersting / 24.11.2019

“Nach Erörterung der politischen Lage hat Herr Wendt mir gegenüber erklärt, dass er auf seine Berufung verzichtet.” So der Innenminister von Sachsen Anhalt Holger Stahlknecht. Nach Bild- Informationen teilte Stahlknecht Wendt in einem Telefonat am Sonntagabend mit, dass er als Staatssekretär nicht mehr infrage käme. Am Sonntagnachmittag hat sich das Bundeskanzleramt in die Personalie Wendt eingemischt. So schrecklich schwach stellt sich eine CDU dar. Sie wird von den Koalitionspartnern ” erwürgt” falls sie Konservative aus der Partei in eine Koalition holen möchte. Im Bund - etwa bei einer Schwarz/ Grünen Koalition - wäre das nicht anders. Das heisst, Konservative inkl. Werte Union, verabschiedet euch aus dieser Partei. Gründet eine neue oder schliesst euch der AfD an. Auf Friedrich Merz braucht ihr nicht zu warten.

Bärbel Schneider / 24.11.2019

Eben kam die Meldung, dass die CDU Sachsen-Anhalt doch umgekippt ist. Wendt wird also nicht Staatssekretär. Kommentar überflüssig.

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