Und es gilt eben für die meisten Strömungen des politischen Islamismus, dass sie sich nicht für eine Kultur unter anderen halten, sondern ganz universalistisch an ihre besondere Sendung glauben und von ihrem Sieg überzeugt sind. Sie sind eben gerade keine Multikulturalisten. Aber manchmal geben sie sich aus taktischen Gründen diesen Anschein, um den Zuspruch linker Multikulturalisten zu gewinnen, die sich dann dazu verleiten lassen, einen aggressiven religiösen Totalitarismus zu unterstützen. Eigentlich müssen wir nicht ausdrücklich betonen, dass wir jetzt vom Islamismus sprechen und nicht allgemein vom Islam als Religion. Allerdings lehrt die Erfahrung, dass man nur den Islamismus in einer seiner Verkleidungen anzugreifen braucht – also zum Beispiel die Muslimbruderschaft oder eine ihrer Splittergruppen – , um sogleich von Islamisten und Multikulturalisten beschuldigt zu werden, man beleidige den Islam. Sagen wir es also ganz deutlich: Es ist hier von den politischen Zielen des Islamismus die Rede, nicht von der islamischen »Kultur« in einem weiteren und harmloseren Sinn.
http://jungle-world.com/artikel/2010/48/42203.html